Der letzte Coyote by Michael Connelly

Der letzte Coyote by Michael Connelly

Autor:Michael Connelly [Connelly, Michael]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: General Fiction
veröffentlicht: 2013-01-27T05:00:00+00:00


26

Nach der Bootsfahrt merkte Bosch, daß er von dem vielen Bier und der Sonne allmählich Kopfschmerzen bekam. Er schlug McKittricks Einladung zum Abendessen mit der Entschuldigung aus, daß er müde sei. Im Wagen nahm er ein paar Kopfschmerzkapseln aus seiner Reisetasche, schluckte sie ohne Wasser herunter und hoffte, daß sie helfen würden. Dann schlug er sein Notizbuch auf und überflog noch einmal, was er von McKittricks Geschichte aufgeschrieben hatte.

Er mochte den alten Cop. Vielleicht erkannte er Züge von sich in ihm wieder. McKittrick wurde von Erinnerungen an den Fall heimgesucht, weil er damals aufgesteckt hatte. Er hatte versäumt, das Rechte zu tun. Bosch war des gleichen Versäumnisses schuldig. Er hatte den Fall, der auf ihn wartete, all die Jahre verdrängt. Jetzt versuchte er es wieder gutzumachen – und McKittrick ebenfalls, indem er mit ihm sprach. Aber sie wußten beide, daß es womöglich zu spät war.

Bosch war sich nicht sicher, was er in Los Angeles als nächstes tun sollte. Es blieb ihm wohl nichts anderes übrig, als Conklin aufzusuchen. Es widerstrebte ihm jedoch, weil er nur Verdachtsmomente und keinerlei Beweise hatte. Conklin würde bei der Konfrontation die Oberhand behalten.

Ein Gefühl der Verzweiflung überkam ihn. Er wollte nicht, daß es so endete. Conklin hatte sich fast fünfunddreißig Jahre lang nicht verraten. Er würde jetzt, da Bosch hinter ihm her war, keinen Fehler machen. Harry wußte, er brauchte etwas Handfestes. Aber er hatte nichts.

Er startete den Motor, ließ aber die Automatik auf Parken stehen und drehte die Klimaanlage voll auf. Dann gab er McKittricks Zutaten in den Eintopf seiner Kenntnisse und begann eine Theorie zu formulieren. Für Bosch war dies einer der wichtigsten Schritte im Verlauf von Ermittlungen. Man nehme die Fakten und konstruiere daraus eine Hypothese. Entscheidend war, daß man sich nicht an eine bestimmte Theorie klammerte. Theorien änderten sich, man mußte also flexibel bleiben.

Aus McKittricks Informationen schien klar hervorzugehen, daß Fox Conklin in der Hand hatte. Wieso? Nun, Fox handelte mit Frauen. Das führte zu der Hypothese, daß Fox mittels einer oder mehrerer Frauen Druck auf Conklin ausüben konnte. Die Zeitungsartikel jener Zeit berichteten, daß Conklin Junggeselle war. Die damalige Moral hätte diktiert, daß er als Gesetzesvertreter und Kandidat für das Amt des District Attorneys zwar nicht enthaltsam sein mußte, aber doch zumindest nicht privat die Sünden begehen durfte, die er öffentlich verfolgte. Wenn er dabei ertappt worden wäre, hätte er seine politische Karriere in den Wind schreiben können. Ganz zu schweigen von seiner Position als Leiter der Sonderkommission. Falls das also Conklins Schwachstelle war und Fox die Rendezvous einfädelte, dann konnte Fox von Conklin verlangen, was er wollte. Das würde die eigenartigen Umstände des Verhörs erklären.

Bosch erkannte, daß die Theorie noch mehr Gewicht bekäme, falls Conklin nicht bloß der Fleischeslust gefrönt, sondern Marjorie Lowe – die Frau, die Fox ihm vermittelt hatte – sogar getötet hätte. Erstens würde es erklären, wieso Conklin wußte, daß Fox in dem Mordfall unschuldig war. Zweitens würde es begreiflich machen, warum Conklin die Ermittlungen gegen Fox durchkreuzte und warum er ihn später als Wahlkampfhelfer anstellte. Falls also Conklin der Killer war, dann hatte Fox’ Haken tief gesessen.



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