Der geheimnisvolle Besucher: Roman (German Edition) by Willett Marcia

Der geheimnisvolle Besucher: Roman (German Edition) by Willett Marcia

Autor:Willett, Marcia [Willett, Marcia]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783838759265
Herausgeber: Bastei Lübbe (Bastei Lübbe Taschenbuch)
veröffentlicht: 2015-01-21T00:00:00+00:00


Als er später in seinem Zimmer in Doms Cottage auspackt, hat er erneut das Gefühl, nach Hause gekommen zu sein. Während der Ferien seiner Kindheit teilten sich seine Schwestern eines der Zimmer in Mr. Potts’ Hälfte des Hauses; aber als einziger Junge unter so vielen Mädchen hat er dieses Zimmer immer für sich gehabt. Er betrachtet die vertrauten Bücher in dem weiß angestrichenen Regal: Arthur Ransome, Rudyard Kipling, John Buchan. Es sind Doms Bücher, doch Harry hat das Gefühl, dass sie auch ihm gehören. Ein in die Jahre gekommener Teddy – ebenfalls von Dom – teilt sich einen kleinen Weidensessel mit einem moderneren Bären – Harrys Teddy –, und auf einem Tisch im Erker ist auf einem alten Tablett eine ganze Reihe kleiner Modellautos aufgestellt. Während Tilly in der offenen Tür lehnt und ihn beobachtet, betrachtet Harry diese Schätze.

»Wahrscheinlich erscheint das alles ein bisschen kindisch«, erklärt er abwehrend, »doch mir gefällt es.«

»Mein Zimmer zu Hause sieht genauso aus«, sagt Tilly. »Es ist dieses Gefühl von Kontinuität, nicht wahr? Das war Doms Zimmer, als er ein Junge war, jetzt ist es deines, und eines Tages wird es deinem Sohn gehören.«

Bei dieser Vorstellung blinzelt Harry ein wenig und schüttelt dann den Kopf. »Sie werden das Cottage verkaufen«, sagt er. Die Worte »wenn Dom stirbt« bringt er nicht über die Lippen, doch es ist klar, was er meint.

Tilly sieht ihn mitfühlend an, beißt sich auf die Lippen und fragt sich, was sie erwidern soll. »Aber du kannst doch all diese Sachen trotzdem behalten«, meint sie. »Wo immer du dann lebst.«

»Natürlich mache ich das«, pflichtet er ihr sofort bei, doch ihn beunruhigt die Aussicht, diesen Raum, diese besondere Ecke der Welt nicht mehr zu haben, um immer zurückzukehren, wenn er das Bedürfnis danach spürt.

Tilly, die bezüglich Mr. Potts’ Schlafzimmer ähnliche Gefühle hegt, wechselt hastig das Thema.

»Und ich bin nicht verliebt in den Vikar«, erklärt sie nachdrücklich.

Das lenkt ihn ab, wie sie es sich erhofft hat. »Mich dünkt, dass die Lady ein wenig zu heftig protestiert«, meint er und öffnet eine seiner Taschen. »Außerdem, warum auch nicht?«

»Ich weiß, aber komm schon! Ich habe ihn gerade erst kennengelernt.«

»Doch du magst ihn?«

»Klar mag ich ihn. Clem hat einen kleinen Sohn von sieben Jahren«, erzählt sie beiläufig und weicht Harrys Blick aus. Mit dem Arm voller Hemden dreht er sich um und sieht sie an.

»Einen kleinen Sohn? Ist er … geschieden?«

»Nein, nein.« Sie schüttelt den Kopf. »Seine Frau ist bei Jakeys Geburt gestorben.«

»Gott, wie furchtbar!« Harry wirkt schockiert.

»Hmm. Jedenfalls – siehst du jetzt die Probleme, falls sich da eine Beziehung entwickelt? Ein Vikar, ein Witwer und Vater. Und das ist nur Clem. Dann ist da noch Jakey. Ich mag Clem aber sehr gern.«

Er steht da mit den Hemden und weiß nicht recht, was er sagen soll. Das scheint wirklich ein ziemlich schwieriges Unterfangen zu sein. Mit seinen einundzwanzig Jahren hat er nicht die Erfahrung, um ihr dabei zu helfen. Er wendet den Blick von ihr ab und räumt die Hemden in die Kommode.

»Das Problem ist«, sagt sie, »dass Clem und ich rein gar nichts tun können, ohne dass seine ganze Gemeinde zusieht.



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