Der geheime Tunnel by James Lear

Der geheime Tunnel by James Lear

Autor:James Lear
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Gay, schwul, Krimi, Kriminalroman, Erotik, erotischer Krimi, Mitch Mitchell, England
Herausgeber: Bruno Gmünder
veröffentlicht: 2013-07-30T00:00:00+00:00


'In welcher Weise?'

'In der üblichen Weise. Er will mehr, als er erwarten kann. Er überschreitet die Regeln. Er wird gierig.'

'Gierig? Meinen Sie etwa, dass er mit irgendeiner Gaunerei zu schaffen hat?'

'Oh nein, mein Lieber. Nach allem, was ich weiß, ist er ein durchaus untadeliger Gentleman. Er hat auch stets die Nase über einige unserer … eher vulgären Mitglieder gerümpft. Nein, er gehört zu denen, die auf zwei Hochzeiten tanzen wollen.'

Bertrand konnte ihm nur schwer folgen.

'Bitte erklären Sie, wie Sie das meinen', sagte ich.

'Genehmigen wir uns doch einen Drink.' Er goss unverdünnten Gin in drei Gläser, nahm einen Schluck und schnalzte mit der Zunge. 'Schon besser. Ich bin der Meinung, dass ein Schlückchen zu dieser Tageszeit dem Gedächtnis auf die Sprünge hilft. Wo waren wir? Ihr Mr. Andrews. Nun ja, ein sehr korrekter Gentleman. Das sind wir im Rookery nicht unbedingt gewöhnt. Hier geht es zuweilen ein bisschen rauer zu, wissen Sie.' Er machte einen Schmollmund. 'Wir haben hier ein paar ziemlich anstrengende Gäste. Es sind viele Leute vom Theater darunter, und die benehmen sich offen gestanden wie in einem Schweinestall. Sie betrachten diesen Ort als eine Art Bumsbude.'

'Bumsbude?' Bertrand runzelte die Stirn. 'Was soll das denn sein?'

'Ach, kommen Sie schon, mein Lieber, davon habt ihr doch jede Menge in Frankreich.'

Bertrand verdrehte die Augen, war es aber offenbar leid, sich ständig rechtfertigen zu müssen, und sagte nur: 'Ah, ich verstehe. Das meinen Sie.'

'Und ist das Rookery eine Bumsbude?'

'Gewiss nicht.' Der alte Mann richtete den Kragen seiner mottenzerfressenen Weste. 'Der bloße Gedanke! Es handelt sich um einen Club für Gentlemen. Ich spioniere den Mitgliedern natürlich nicht hinterher, was in der Abgeschiedenheit der oberen Räumlichkeiten vor sich geht, aber keinesfalls dulde ich unter meinem Dach etwas so Gewöhnliches wie Prostitution. Also wirklich, der bloße Gedanke daran. Nehmen Sie noch einen Gin.'

'Nein, ich –', wollte ich ablehnen, doch schon hatte er unsere Gläser bis zum Rand gefüllt. Ich nahm einen Schluck und fuhr fort. 'Erzählen Sie mir alles über William Andrews.'

'Warum sollte ich das tun? Und wieso sollte ich Ihnen vertrauen? Zwei Ausländer, von denen ich nichts weiß, kommen hierher und scheinen sich nicht mal für eine Mitgliedschaft zu interessieren …'

Er wollte also Geld. Ich legte fünf Pfund auf den Tisch.

'Das sollte genügen, meine ich.'

'Für den Moment genügt das vollauf, mein Lieber.' Er schnappte sich das Geld und steckte es in die Tasche. 'Nun, also, Mr. Andrews. O je, o je. Wo soll ich nur anfangen?'

'Warum haben Sie ihn als gierig bezeichnet?'

'Er war der Auffassung, mein Lieber, dass er mit seinem Freund ein neues Leben beginnen könne, ganz wie im Märchen: und wenn sie nicht gestorben sind …'

'Und wieso sollten die beiden das nicht können?'

'Nun, zum einen war Mr. Andrews verheiratet.'

'Pah. Das sind sie doch alle', warf Bertrand ein.

'Das schon, mein Lieber, aber im Rookery lernen wir, den Ringfinger nicht zu genau zu betrachten. Was meine Gäste zu Hause tun, geht mich nichts an. Was ich jedoch nicht zulasse, ist, dass hier Staub aufgewirbelt wird.'

'Das soll heißen?'

'Leute, die Dinge sagen, die besser nicht ausgesprochen werden.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.