Der ferne Regenbogen by Strugazki Arkadi & Boris

Der ferne Regenbogen by Strugazki Arkadi & Boris

Autor:Strugazki, Arkadi & Boris [Boris, Strugazki Arkadi &]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2012-02-08T16:00:00+00:00


»Auf dem schönen Regenbogen,

Regenbogen, Regenbogen…«

Mit einem Satz war Gaba am Fenster und brüllte: »Ru-he!«

Der Gesang brach ab. Dafür schlug einer der Burschen einen durchdringenden, klagenden Ton an und plärrte:

»Dig my grave both long and narrow,

Make my coffin neat and stro-o-ong…«*

»Ich gehe jetzt«, sagte Gaba etwas betreten und setzte mit einem gewaltigen Sprung über das Fensterbrett. Unten wurde fröhliches Gejohle laut.

»Taugenichtse«, brummte der Direktor und lächelte ihnen wohlwollend hinterher. Er schloß das Fenster. »Sie haben Langeweile, die Burschen. Richtig fehlen werden sie mir.«

Matwej verharrte noch etwas am Fenster, und Gorbowski betrachtete mit halbgeschlossenen Augen den Rücken seines Freundes. Es war ein sehr breiter Rücken, der aber gleichzeitig zusammengekrümmt schien und einen unglücklichen Eindruck machte, so daß Gorbowski eine sonderbare Unruhe in sich aufsteigen fühlte. Matwej als ehemaliger Raumfahrer und Landeflieger durfte einfach keinen solchen Rücken haben.

»Matwej«, fragte Gorbowski, »brauchst du mich wirklich hier?«

»Ja«, antwortete der Direktor. »Sehr sogar.« Er schaute noch immer zum Fenster hinaus.

»Matwej«, begann Gorbowski erneut, »sag mir, was los ist.«

»Es sieht nicht rosig aus«, begann Matwej und verstummte.

Gorbowski suchte sich eine neue Lage; als er sie gefunden hatte, schaltete er ganz leise sein Radio ein und sagte ebenso leise: »Also gut, mein Lieber. Ich werde einfach hier sitzen und dir ein bißchen Gesellschaft leisten.«

»Ja, tu das bitte.«

Traurig und versonnen klimperte eine Gitarre, im Fenster spielte der Widerschein des rotglühenden Himmels, im Zimmer herrschte Kühle und ein leichtes Dämmerlicht.

»Abwarten. Wir können nur abwarten«, sagte der Direktor unvermittelt und ging zurück zu seinem Sessel.

Gorbowski schwieg. »Ach herrje!« rief er plötzlich aus. »Was bin ich doch unhöflich! Ich habe mich noch nicht einmal erkundigt, wie es Shenetschka geht.«

»Danke, gut.«

»Ist sie nicht zurückgekommen?«

»Nein, bisher noch nicht. Ich hab’ so das Gefühl, daß sie auch gar nicht richtig will.«

»Alles wegen Aljoschka?«

»Natürlich. Es ist mir einfach unbegreiflich, wie sehr er ihr Leben ausfüllt.«

»Weißt du noch, als sie immer sagte: Laß ihn nur erst da sein…«

»Ich erinnere mich an alles«, erwiderte Matwej. »Sogar an das, wovon du keine Ahnung hast. Anfangs hat sie sich furchtbar mit ihm abgeplagt und ständig gejammert: sie hätte kein Muttergefühl, sie wäre aus Holz und anderes mehr. Dann trat mit einemmal ein Wandel ein. Ich habe selbst nicht gemerkt, wie. Na ja, er ist auch wirklich ein liebes Kerlchen. Sehr anhänglich und schlau. Als ich eines Abends mit ihm im Park spazierenging, fragt er mich doch: Papa, was kauert denn da? Ich verstand ihn erst gar nicht, bis ich plötzlich begriff, was er meinte: Der Wind schaukelte nämlich die Laternen hin und her, und der Junge hatte ihre Schatten auf der Erde bemerkt. Kauern – das hat er doch sehr treffend gesagt, nicht wahr?«

»Ja, paß bloß auf, er wird noch unter die Schriftsteller gehen«, antwortete Gorbowski. »Aber wäre es nicht trotzdem gut, ihn in den Kindergarten zu schicken?«

Matwej winkte resigniert ab. »Davon kann überhaupt keine Rede sein«, sagte er. »Shenja gibt ihn nicht weg. Weiß du, zuerst habe ich sie zu überreden versucht, aber dann dachte ich: Wozu? Was soll man einem Menschen den Lebensinhalt nehmen? Er ist nun mal ihr ein und alles.



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