Der erste Liebhaber by Skov Leonora Christina

Autor:Skov, Leonora Christina [Skov, Leonora Christina]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-11-07T16:00:00+00:00

Viktoria-Luise-Platz

Rosa fuhr an ihrem Metalltischchen in Adam Weinbergs Wohnung zusammen. Nats Nokia klingelte, und es war nicht Risha Lee, denn sonst hätte er den Anruf entgegengenommen, noch bevor Annie Lennox sich einmal durch ihr Sweet dreams are made of this krächzen konnte.

»Ja?«, hätte er gesagt, wenn es Risha gewesen wäre. »Hat Cath angerufen? Einer von den Verlagen? … Nein? Und von der Presse hast du auch noch nichts gehört? Die müssen sich doch bald mal melden, meinst du nicht auch? Macht man so etwas? Der Held von gestern auf die Vorderseite des zweiten Teils in der Politiken drucken und dann nicht mal um einen Kommentar von mir bitten? Jetzt kann ich meine E-Mail an den Kulturredakteur mit dem Chefredakteur in cc ja wohl schreiben, oder? … Nein? Ja zum Teufel noch mal, wie weit soll das denn noch gehen?«

Bis auf Weiteres lautete die Antwort: das ganze Wochenende. Seit Nat Troels Lange seine Meinung zu DebateMan und der feministischen Diktatur mitgeteilt hatte, war es an dieser Front still geblieben, und auch Risha hatte keine Neuigkeiten für ihn. Das ganze Wochenende über hatte Nat versucht, seine Frustration mit Kurznachrichten an eine Handvoll Frauen zu betäuben, doch am Ende hatte er jedes Mal die Faust geballt und sie mit einem tiefen, resignierten Seufzer auf die Tischplatte geschlagen. Das Nokia klingelte immer noch.

»Das ist eine 3347-Nummer«, sagte er.

»Was heißt das?«

»Das heißt normalerweise Politiken. Kann schon sein, dass sie meine Handynummer haben.«

Er richtete sich auf, räusperte sich ein paar Mal und führte schließlich das Handy zum Ohr.

»Nathan Z. Kaminski? … Ja, natürlich habe ich Zeit, Rasmus.«

Er sprach mit zurückgehaltenem Atem, schien es Rosa. Hektische rote Flecken breiteten sich auf seinem Hals aus.

»Ja, ich habe schon damit gerechnet, dass Sie sich melden. Ich nehme an, es geht um die Kaminski-Affäre? Darf ich kurz ausreden? … Danke. Denn was Ihre Kernleser jetzt brauchen, Rasmus, wenn ich das nur eben sagen darf, ist ein großes Porträt, wie ich zu dem geworden bin, der ich heute bin. Wie ich zu all diesen Einsichten gelangt bin. Wie es mir gelungen ist …«

Der Mann am anderen Ende sagte irgendetwas. Nat kratzte sich am Hals. Irritiert, wie es Rosa schien.

»Das ist sehr interessant, was Sie da sagen«, entgegnete er, »aber um noch mal auf das Wesentliche zurückzukommen: Ich sehe ganz deutlich, dass der rote Faden in meinem Leben von Anfang an das Sublime war. Es entsteht fast von selbst, wenn ich mich an die Tasten begebe. Was meinen Sie?«

Er verstummte.

»Wie war Ihr Name, sagten Sie? Rasmus und weiter?«

Er sank in seinem Stuhl zusammen.

»Sie sind Redaktionspraktikant. Und worüber schreiben Sie noch gleich? Das Verhältnis bekannter Menschen zu Jack Nicholson anlässlich welchen Films? … Also jetzt hören Sie mal, für so etwas habe ich nun wirklich keine Zeit, das werden Sie wohl verstehen.«

Nats Gesichtsfarbe war dunkler geworden.

»Nein, Jack Nicholson und ich gehören nicht derselben Generation an, Rasmus. Der Mann ist über siebzig. Recherchieren Sie doch bitte erst einmal, bevor Sie mich anrufen und von der Arbeit abhalten. Ja, das dürfen Sie durchaus so sagen. Auf Wiederhören.

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