Der dunkle Spiegel by Schacht Andrea
Autor:Schacht, Andrea [Andrea, Schacht,]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00
15. Kapitel
Sub tuum praesidium confugimus, sancta Dei genetrix… Unter deinen Schutz und Schirm fliehen wir, o heilige Gottesgebärerin; verschmähe nicht unser Gebet in unseren Nöten«, flehte sie, und die Tränen liefen ihr über die Wangen. »Was habe ich getan, heilige Mutter, dass ich so gestraft werde? Ich habe doch nur das Kind verteidigen wollen. Ich konnte doch nicht zulassen, dass Trine zum Opfer dieses Fanatikers wird. Aber wenn Gift in der Flasche ist, so werde jetzt ich sterben. Barmherzige Jungfrau, schütze mich. Ich will noch nicht sterben.«
Ihr versagte die Stimme, und schluchzend lag sie, die Hände vor das Gesicht geschlagen, auf dem Boden. Es gab keine Gedanken mehr, die sie in Worte fassen konnte, es gab nur noch Angst und Elend. Sie wusste, es gab keinen Ausweg für sie. Vielleicht sollte sie fliehen, aber wohin hätte sie sich wenden können, ohne andere in Gefahr zu bringen? Ihre Flucht wäre für den Inquisitor nur ein weiterer Grund, sie zu verfolgen. Er hatte das Ergebnis der Bahrprobe nicht anerkannt, er würde sie weiter in seinen verdrehten Gedankengängen für schuldig befinden. In der tiefsten Verzweiflung versiegten sogar Almuts Tränen, und trockenen Auges blickte sie zu der Bronzestatue empor.
»Himmlische Königin, gebenedeite Jungfrau, erste Mutter, ich bin in größter Not. Hilf mir, Maria!«
Das ruhige, sanfte Gesicht unter dem seltsamen Heiligenschein zwischen den Hörnern, der jetzt ein strahlendes Kreuz trug, zeigte keine Regung. Doch Almut erinnerte sich plötzlich an ihren andern, den alten Namen und flüsterte tonlos: »Isis! Hilf mir.«
Dann legte sie wieder den Kopf auf die Hände und überließ sich dem Zittern, das sie gepackt hielt. Und da tauchte eine Erinnerung vor ihrem inneren Auge auf. Eine blau gewandete Gestalt erschien ihr, die ihr ermutigend zurief: »Kopf hoch, Schwester!«
Das Zittern ließ nach, und langsam kam Almut auf die Knie. Sie hob den Kopf und sah aus dem Fenster. Die Wolkendecke, die den ganzen Tag die Sonne verhüllt hatte, war aufgerissen. Ein gleißender Sonnenstrahl fiel durch das Fenster und ließ Staubteilchen wie Goldflimmer in der Luft tanzen. Die Mariengestalt hob sich schwarz und scharf konturiert vor dem hellen Licht ab.
»Es kann auch sein, dass Jean auf andere Weise vergiftet worden ist. Dann ist die Arznei wahrhaftig harmlos. Ja – die Möglichkeit besteht natürlich auch. Ich werde diese Prüfung auf mich nehmen, Maria, denn ich weiß, dass deine Gnade mich umgibt wie ein schützender Mantel.«
Mit dem kalten Wasser in ihrer Waschschüssel wischte Almut sich das Gesicht ab und richtete ihre Kleider. Dann verließ sie ihr Haus und ging hoch erhobenen Hauptes zum Refektorium, wo die Versammelten schweigend auf sie warteten.
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