Der blaurote Methusalem by Karl May & Karl

Der blaurote Methusalem by Karl May & Karl

Autor:Karl May & Karl [May, Karl]
Die sprache: eng
Format: epub
Tags: Historical Fiction
Herausgeber: MOST Publishing


»Kommt! Ich will es euch zeigen.«

Er führte die beiden in die erwähnte Stube. Als Gottfried die Anzüge erblickte, sagte er:

»Da ist ja jeder Wunsch erfüllt. Dieser Tong-tschi muß heut mal allwissend jewesen sein. Ich könnte ihn küssen oder ihm ein Morjenständchen off meine Oboe bringen. Nur die Zöpfe fehlen.«

»Brauchen wir nicht, denn wir haben da nicht gewöhnliche Mützen, sondern Regenhüte mit Kaputzen. Er hat eben alles überlegt.«

»Wie soll denn dat allens werden?«

»Das wirst du nachher erfahren. Jetzt will ich einmal sehen, wie es im Hause steht, wer noch wach und munter ist und wo sich die Sänften befinden.«

Im Stockwerke brannte nur eine einzige einsame Lampe. Unten hing zwischen Vorder- und Hinterthür auch eine solche. Die erstere Thür war verschlossen; die zweite stand offen. Als Degenfeld hinaustrat, sah er die Sänften stehen. Ein Mann erhob sich vom Boden, trat nahe zu ihm heran, verbeugte sich und fragte:

»Wann befiehlt Ihre hohe Würde, daß wir aufbrechen?«

Der Sprecher war ganz einfach, wie ein Kuli gekleidet.

»Weißt du, wen ihr zu tragen habt?« fragte der Methusalem.

»Ja.«

»Auch wohin?«

»Auch das.«

»Nun, wohin?«

»Nach dem Schiffe.«

»Direkt?«

»Nein. Wir halten einmal. Zwei hohe Herren steigen aus; der jüngere Gebieter bleibt in seinem Palankin. Dann kommen die beiden Ehrwürdigen mit drei andern Achtungsgebietenden zurück; sie steigen ein, und der Weg wird fortgesetzt, bis wir in der Nähe des Schiffes halten, um die Umkleidung abzuwarten und sie dann auf das Deck des Tausendfußes zu bringen.«

»Du hast sehr genaue Befehle erhalten. Aber wo ist die Stelle, an welcher ihr zu halten habt?«

»In der Nähe des Gefängnisses steht die Thür eines Hauses offen, in dessen Hof wir warten werden.«

»Wem gehört dieses Haus?«

»Einem sehr ergebenen Diener unseres mächtigen Tong-tschi.«

»Gut! In kurzer Zeit werden wir aufbrechen. Haltet euch bereit!«

Degenfeld ging in seine Stube zurück, in welcher er den Gottfried instruierte. Als er mit seiner Weisung zu Ende war, kratzte sich der Wichsier hinter den Ohren und schmunzelte:

»Allens ist jut, allens, aberst ob es jelingen wird, dat müssen wir abwarten. Leicht ist es nicht. Es scheint mich vielmehr, als ob wir noch niemals ein so jroßes Wagnis unternommen hätten. Wenn es auch nicht den Kopf kostet, so kann doch der Kragen verloren jehen. Doch, frisch jewagt, ist halb ertrunken! Ein tapferer Ritter zaudert nicht. Machen wir uns also in die Jewänder und dann auf die Beine!«

Sie vertauschten ihre Kleider mit den beiden Anzügen, wobei Richard ihnen behilflich war. Dann mußte der letztere die Habseligkeiten der gefangenen Gefährten aus deren Stuben holen. Der Hund bekam seinen Tornister aufgeschnallt, und dann begaben sie sich hinab zu den Sänften.

Dort standen jetzt vierzehn Kulis, welche ihrer warteten. Degenfeld befahl ihnen, die Effekten herabzuholen und in die Doppelsänfte zu thun. Als dies geschehen war, stiegen die drei ein.

Es schien im ganzen Hause außer den Genannten kein Mensch anwesend oder wach zu sein, eine so tiefe Stille herrschte überall. Der Zug setzte sich in Bewegung. Die Thür wurde leise geöffnet und wieder verschlossen; dann ging es im Trabe die Gasse hinab.

Es war dem Methusalem keineswegs allzu behaglich zu Mute. Er stand vor einem Wagnisse, von welchem



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