Der Wolf und die Hündin by Galsan Tschinag
Autor:Galsan Tschinag [Tschinag, Galsan]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Asien, Mongolei, Nomaden, Tier, Tuwa
Herausgeber: Unionsverlag
veröffentlicht: 2015-11-19T16:00:00+00:00
Gleich ihre erste gemeinsame Jagd war wunderschön und endete unvergesslich. Es war eine bewölkte, dumpfe Nacht. Sie trabten Schnauze an Schnauze etliche Seitentäler hinab und hinauf, überquerten etliche Bergkämme und Ebenen. Die Hündin schleppte sich mühsam, taumelte und stolperte zwischendurch und kam sich wie blind vor. Dem Wolf erging es nicht besser; der Rausch, in den er geraten war, dauerte nicht nur immer noch an, er nahm sogar zu, ging wieder und wieder in kurze, stoßartige Schwindelanfälle. Doch vermochte dies den Sinn weder zu dämpfen noch zu trüben, den Sinn, der außerhalb des Reiches der anderen Sinne, vielleicht in einem der Sterne, vielleicht in einem der Berge wohnte. So wusste der taumelige, rauschtolle Wolf selbst in den Augenblicken des Schwindelanfalles stets, an welche Pfade er sich zu halten hatte. Um alle Ails und Herden machte er einen weiten Bogen. Der Hündin drohten die Kräfte auszugehen, der Faden ihrer Geduld wurde immer dünner und spröder und drohte, jeden Augenblick zu reißen. Aber sie wusste, dass sie hier nichts zu entscheiden noch zu beeinflussen, dafür aber wohl eine Prüfung zu bestehen hatte. So trabte sie neben ihm weiter, stieß ihn hin und wieder mit der Schulter, mit den Rippen, lehnte sich einen Lidschlag lang an ihn, bestrebt, es um jeden Preis auszuhalten, mit ihm Schritt zu halten und so sein Anfangsvertrauen zu ihr auch künftig wachzuhalten.
Endlich hielten sie an. Es war jenseits der großen Talniederung mit dem ausgetrockneten Flussbett, es lag von dort aus, wo sie aufgebrochen waren, hinter drei Bergrücken. Der Wolf hockte sich auf den Hintern, streckte den Hals aus, spitzte die Schnauze nach oben, witterte die Luft. Dann gähnte er ausgiebig, was in ein leises, lang gezogenes und durchdringendes Winseln überging. Darauf wälzte er sich, sprang auf und schüttelte sich kurz und heftig. Er wurde unruhig, seine Bewegungen wirkten windig, steckten an. Dann begaben sie sich talaufwärts.
Sie hielten Abstand voneinander, der Wolf lag um einen Hals vor. Plötzlich duckte er sich, erstarrte auf der Stelle; die Kammhaare standen ihm zu Berge. Sie machte alles mit, dies jedoch nicht, um ihm etwa weiterhin den Gefallen zu tun. Etwas war in ihr erwacht. Die Erschöpfung war verflogen. Auch sie machte durch die Lücke hoher Grashalme verschwommene Schattenrisse aus, die aus dem wackligen Schummerlicht fester und dunkler herausstachen, und erkannte sie als Pferde: einige standen und grasten, andere lagen – und alles zusammen, die Herde, strahlte sommernächtlichen Frieden aus.
An die Erde geschmiegt und gesammelt, schlängelte sich der Wolf im taunassen, stillen Gras stürmisch vorwärts, die Hündin lag in seiner Spur, arbeitete sich zielstrebig voran, als wäre ihr Hals verwachsen mit dem unsichtbaren Ende des Schwanzes, der sich vor ihr hin- und herwand. Irgendwie ahnte sie, dass der Wolf gleich losschnellen würde, und so hielt sie sich, ihm folgend, jeden Augenblick sprungbereit. Dennoch gelang es ihr nicht ganz, nicht auf den Lidschlag, als es losging. Sie lag noch auf der Erde, als er abhob, sie hing noch in der Luft, als jener schon wieder mit einem dumpfen, schweren Schlag die Erde berührte. Aber
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