Der Wolf am Fenster by Radinger Elli H

Der Wolf am Fenster by Radinger Elli H

Autor:Radinger, Elli H.
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Aufbau Digital
veröffentlicht: 2014-01-01T05:00:00+00:00


KAPITEL 14

Der Pick-up rumpelte heftig, als er an der Tankstelle über den waschbrettartig festgefahrenen Schnee fuhr. Verschlafen öffnete Lindsay die Augen und streckte sich.

»Wo sind wir?«

»Wir haben es fast geschafft. Dort hinten liegt Big Sky, das Skigebiet.« Brian deutete auf die schneebedeckten Berge im Westen, deren Wälder von breiten Abfahrtspisten zerfurcht waren. »Von da aus sind es noch etwa fünfzehn Meilen. Ich muss dringend tanken – Benzin und Kaffee.«

Lindsay sah auf die Uhr. Sie hatte eine Stunde fest geschlafen. Sie stieg aus und faltete die Decke zusammen. Während Brian den Wagen auftankte, verschwand sie in der Toilette, um sich frisch zu machen. Sie spritzte sich Wasser ins Gesicht und strich die Haare mit den Händen glatt. Brian wartete schon, als sie zurückkam, und reichte ihr einen Becher heißen Kaffee und einen Müsliriegel.

»Danke, ich hab einen Riesenhunger.«

»Wenn Sie noch Lebensmittel für die Hütte einkaufen möchten, ist jetzt die Gelegenheit dazu«, schlug er vor. »Hier in der Tankstelle gibt es fast alles, und wir kommen an keinem anderen Geschäft mehr vorbei.« Er zählte die Vorräte auf, die die Vormieter hinterlassen hatten.

»Wenn Ihrer Meinung nach etwas fehlt, sollten Sie das jetzt hier kaufen. Dort oben müssen Sie mit dem auskommen, was Sie vorfinden oder mitgebracht haben.«

Der Mann denkt tatsächlich mit, dachte sie und fragte sich, ob er sich um sie sorgte oder ob er nur sicher sein wollte, dass sie allein zurechtkam und er nicht würde kommen müssen, um sie zu retten.

Als sie mit einer Papiertüte voller Lebensmittel aus der Tankstelle kam, nahm Brian ihr die Einkäufe ab und verstaute sie auf der Ladefläche. Mit einem »Wir müssen weiter« hielt er die Beifahrertür auf und ließ sie einsteigen.

Zwei Meilen später bogen sie auf den Highway 287 ab. Hohe Schneeberge türmten sich auf beiden Seiten der kleinen Landstraße, über die der Wagen rumpelte. Die festgefahrene Schneedecke hatte tiefe Täler, Mulden und eisige Hügel dort hinterlassen, wo der Wind die Straße frei geweht hatte.

Während Lindsay den Müsliriegel verdrückte und den restlichen Kaffee trank, musterte sie verstohlen den Mann am Steuer, der sich ab und zu gedankenverloren mit der Hand die dichten Locken zurückschob, die ihm in die Stirn fielen. Zahlreiche feine graue Strähnen setzten helle Lichter in das dunkle Haar. Er war groß, zwischen seinem Kopf und der Decke des Pick-ups hatte keine Handbreit mehr Platz. Kein Mann für einen Sportwagen, sondern ein ganzer Kerl. Ihre Mutter hatte ihr früher immer gesagt: »Männer sind wie Autos. Es gibt die schönen, schnellen Sportwagen, mit denen du auffällst, und es gibt die zuverlässigen Familienvans, die ewig halten und dich überall hinbringen – auf die solltest du achten.« Dieser Ranger gehört eindeutig zur Kategorie »Van«, dachte Lindsay und kicherte in sich hinein.

Er sah gut aus, nicht wirklich schön, dazu war sein glattrasiertes Gesicht zu kantig und der Strahlenkranz aus Lachfalten um die Augen zu tief. Aber er hatte etwas, das sie faszinierte. Vorhin, als er sie mit warmen braunen Augen angeschaut hatte, kam für einen kurzen Moment ihr Herz ins Stolpern.

Blödsinn!, schalt sie sich. Du hast dich gerade



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