Der Unendliche und der Seher by Robert Rath

Autor:Robert Rath
Die sprache: deu
Format: mobi, epub
veröffentlicht: 2020-09-17T08:40:27+00:00

Kapitel fünf

»Wenn euch der Feind umzingelt, gibt es nur zwei taktische Optionen. Ihr könnt aus der Umzingelung ausbrechen und euch zurückziehen, wodurch ihr – wenn es euch gelingt – euer Heer bewahrt; allerdings werden euch die Chronisten dann als besiegten Narren in Erinnerung behalten. Oder aber ihr kämpft auf Leben und Tod; dadurch vernichtet ihr euer Heer, aber die Geschichtsbücher werden euch als getöteten Helden preisen. Angesichts dieser beiden Optionen halte ich es im Allgemeinen nicht für ratsam, sich umzingeln zu lassen.«

– Nemesor Zandrekh, Die Logik des Kampfes

Desintegrationsstrahlen zerrissen das Tiefseedunkel, atomisierten Fische und leuchtende Quallen und zerfraßen die Sautekh-Krieger, die unerbittlich und ohne sich zu beschweren, weiter durch das Wasser drängten, während sie zu existieren aufhörten.

Der Widerstand des kalten Wassers behinderte die metallenen Gliedmaßen und die schwenkenden Geschütze, sodass der Kampf irgendwie bedächtig wirkte; als würden Übungspartner ihre Bewegungen verlangsamen, um eine neue Kampfstellung zu lernen. Orikan kam es so vor, als ob sein Chronosinn verlangsamt war, während der die Schlacht beobachtete.

Das galt jedoch nicht für die Strahlen. Sie pflügten so schnell wie immer durch das Wasser.

Orikan sah von oben, wie sich vier Strahlen eines Synapsendesintegrators in ein Knäuel von Skorpekh-Destruktoren bohrten, die an der Decke entlang vorstießen. Einer zitterte und sank in das unter ihm tobende Gefecht.

Orikan spürte Gefahr und erfasste die Bedrohung: ein Unsterblicher, der sich im Seetang versteckte und aus dessen Gauss-Blaster bereits helles Licht strömte.

Orikan drehte die Zeit um eine Sekunde zurück, verschränkte dann seine Finger, um das Prisma von Zycanthus heraufzubeschwören, und zerstreute den Strahl in harmlose Lichtstreifen. Dann sprang er auf – das Wasser konnte seine immaterielle Gestalt nicht behindern.

Das Missverhältnis zwischen den sich langsam bewegenden Soldaten und rasend schnellen Strahlen hatte die Höhle in eine Todeszone verwandelt. Krieger und Unsterbliche gingen zu Boden; das unbarmherzige Gauss-Feuer löschte ganze Reihen aus. Das feuchte Schlachtfeld vervielfachte auch die Effizienz der Tesla-Karabiner. Ihre gelenkten elektrischen Stöße wüteten in den Sautekh-Reihen wie Gewitterstürme, sodass aus den Unterstützungswaffen schwere Geschütze wurden, deren Geschosse in einem größeren Radius ihre Wirkung länger entfalteten.

Orikan traf den Unsterblichen, bevor dieser mit seinem Gauss-Blaster einen zweiten Schuss abgeben konnte. Er stieß eine glänzende Hand in das klebrige Gewirr aus Kabeln, fand die Wirbelsäule und riss sie heraus. Dann schwang er den Stab der Zukunft herum, mähte das Seegras nieder und enthauptete einen zweiten Unsterblichen.

Der Krieger mit dem Tesla-Karabiner ging auf ihn los, während die Elektrokammer Energie für den nächsten Schuss sammelte.

Orikan sprach eine Gleichung und überlud die Waffe, um den lästigen Soldaten mit einem Gewittersturm zu erledigen, der seine Gelenke verschmolz und ihn als geschwärzte Statue zurückließ, die steif in den Schlamm fiel.

Er war so mächtig. Die ganze Energie in der Galaxis wurde direkt in sein System geleitet. Das Licht, das sich um schwarze Löcher krümmte, die Partikel, die aus dem Schmelzofen der Schöpfung durch Zeit und Raum rasten – der gesamte Fluss der kosmischen Energie war auf diesen Punkt gerichtet. Auf ihn. Es gab so viel davon, und er war frustriert, dass er nicht alles in sich aufnehmen konnte. Er war

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