Der Turm der Seelen by Rickman Phil

Der Turm der Seelen by Rickman Phil

Autor:Rickman, Phil
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Belletristik/Krimis, Thriller, Spionage
Herausgeber: rowohlt


«Bleib mir vom Leib, verdammt!», schrie Stock. «Komm mir bloß nicht zu nahe!»

Er kam wieder ins Filmbild. Sein Hemd war aus der Hose gerutscht. Er hatte riesige Schweißflecken unter den Armen.

Alles wirkt unheimlich hell, dachte Lol. Das war ein häufiger Effekt bei Videoaufnahmen. Die Bilder waren oft kontrastreich, selbst wenn die Aufnahmebedingungen nicht besonders waren. Bliss hatte gesagt, dass sie von den beiden Originalen VHS-Kopien angefertigt hatten. Im Moment sahen sie sich eine Weitwinkelaufnahme an, die offenkundig von einer Kamera oberhalb des Kühlschranks aufgenommen worden war. Das Bild zeigte den Tisch und ein Stück des Fliesenbodens rund um den Tisch.

Auf dem Tisch waren Stewart Ashs Buch über Hopfenanbau und ein Weinfleck zu sehen.

Frannie Bliss hielt das Bild an.

«Ich glaube, Chef, das hier entkräftet die Theorie, dass die ganze Sache geplant war wie bei einer Theateraufführung … dass er sogar wusste, wie es enden würde. Ganz gleich, was sie jetzt tut, man sieht, dass er es nicht erwartet hat.»

«Nicht unbedingt», sagte DCI Howe. «Wir sehen Stephanie ja an dieser Stelle nicht mal. Wir wissen nicht, ob sie überhaupt irgendetwas macht. Sie könnte ebenso gut gar nicht da sein. Das könnte ein Teil von Stocks Inszenierung sein.»

«Dann wäre er aber wirklich ein Wahnsinnsschauspieler.» Bliss ließ den Film weiterlaufen.

Stock zitterte. Er stand einfach nur da und zitterte, das Gesicht beinahe voll der Kamera zugewandt. In seinem Bart schimmerten Schweiß und Speichel.

Das Kühlschrankgeräusch kam aus den Fernsehlautsprechern. Lol musste an Felsen denken, von denen gleich eine Gerölllawine niedergehen würde. Und er musste an die Sekunden denken, bevor Stock im Dorfpub Adam Lake angekotzt hatte. Er hoffte, dass weder Stock noch seine Frau während des Mordes im Bild wären.

«Wenn ich nicht wüsste, was dann passiert ist, würde ich sagen, er stirbt beinahe vor Angst», sagte Bliss. «Wovor hätte er sich so fürchten können, was meinen Sie, Merrily? Was hätte sie tun können, um ihn so in Panik zu versetzen?»

«Woher soll ich das wissen?» Merrilys Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.

«Wir suchen nur nach Erklärungsansätzen, das ist alles», sagte Bliss. «Muss nicht mal begründet sein.»

Merrily saß in der Nähe des Fensters, und DCI Howe stand neben ihrem Stuhl wie ein Todesengel. Sie hatten Lol in den Raum gebracht, ihm aber einen Stuhl an der Tür zwischen Frannie Bliss und Mumford, dem anderen Beamten, zugewiesen. Lol konnte unbemerkt nicht einmal einen Blick mit Merrily austauschen.

«Redet nicht viel, diese Stephanie, was?», sagte Bliss. «Macht sie sich immer noch über ihn lustig? Provoziert sie ihn, was meinen Sie? Was tut sie, Lol? Was stellen Sie sich vor?»

Lol sagte nichts. Warum dachte Bliss, er könnte das wissen? Hatte er sich mit irgendeiner Reaktion verraten? Hatte Merrily ihnen erzählt, dass Lol und Stephanie kurz vor dem Mord noch alleine oben gewesen waren?

«Man sollte auch bedenken, dass sie unbekleidet war», sagte Bliss, «als wir sie gefunden haben.»

«Ich habe nicht …» Lol dachte an das erste Mal, als er Stock im Pub begegnet war. Derek, der Gastwirt, hatte garantiert mitbekommen, dass Stock gesagt hatte: ‹Meine Frau zerkratzt mir mit ihren Fingernägeln den ganzen Rücken.



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