Der Todmaler by Mark Franley

Autor:Mark Franley [Franley, Mark]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: General, Fiction, Historischer Roman
ISBN: 9783738060294
Google: NlqkCwAAQBAJ
Herausgeber: neobooks Self-Publishing
veröffentlicht: 2016-02-24T18:11:52.012000+00:00

– 26 –

Lisbeths Tag war nicht besonders gut verlaufen. Mit dem Kaiser waren auch Heerscharen fremder Huren in die Stadt gekommen und hatten ihr das Geschäft versaut. Missmutig winkte sie Aaron herein, als dieser kurz nach Sonnenuntergang an ihre Tür klopfte und ein Bündel in die Höhe hielt.

»Was ist das? Bist du auf irgendwelche Bader hereingefallen und hast dir verdünnten Urin andrehen lassen?«

»Das ist für uns«, verkündete Aaron stolz, schnürte das Bündel auf und verteilte einen Laib Brot, etwas Käse und Speck sowie zwei Flaschen ziemlich kostspieligen Wein auf dem Bett.

»Du weißt schon, dass man dir die Hand abhackt, wenn man dich beim Stehlen erwischt.«

Aaron ignorierte Lisbeths Stimmung, setzte sich im Schneidersitz auf seine Seite des Bettes und sagte mit einer der Flaschen in der Hand: »Das ist nicht gestohlen, wir haben etwas zu feiern.«

Lisbeth, die heute nur einen einzigen Pfennig verdient hatte, sah ihn kritisch an und fragte, während sie ihm die Becher reichte: »Hast du überhaupt noch genügend Geld für eine weitere Nacht in meinem weichen Bett?«

Aaron füllte die Becher großzügig, dachte an den nicht mehr ganz so vollen Münzbeutel, den ihm Brunos Mutter überlassen hatte, und stellte eine Gegenfrage: »Was würde es mich kosten, wenn ich noch etwas länger bleiben würde?«

Eigentlich wollte die Hure schon protestieren, bis ihr einfiel, dass der Kaiser und mit ihm auch die Wanderhuren noch einige Tage in der Stadt bleiben würden. Während sie über einen angemessenen Preis nachdachte, nahm sie Aaron einen Becher aus der Hand und nippte etwas daran. Der Wein war wirklich vorzüglich, was sich auch auf ihre Forderung auswirkte: »Fünf Pfennige, bis der Kaiser wieder aus der Stadt ist.«

»Für vier Nächte, und der Esel kann auch bleiben?«, versicherte sich Aaron.

»Aber nur, weil ich nicht will, dass du auf der Straße schlafen musst.« Lisbeth gab sich alle Mühe, sich ihre Sympathie für den Jungen nicht anmerken zu lassen.

»Du bist nett«, war alles, was Aaron darauf erwiderte, dann zog er die Münzen aus dem Beutel, den er am Bund seiner Hose befestigt hatte, und hob anschließend seinen Becher: »Auf uns und den Kaiser!«

Lisbeth stimmte zwar mit ein, fragte dann aber doch etwas verwundert: »Warum auf den Kaiser?«

Jeder andere wäre vor Stolz geplatzt, doch für Aaron war es nur ein weiterer Schritt, um das zu befriedigen, was ihn antrieb. So antwortete er, als wäre es das Normalste auf der Welt: »Weil er mich morgen sehen möchte.«

Lisbeths anschließendes Gelächter brachte ihn beinahe dazu, sein neues kleines Messer zu zücken, doch sie wäre die Umstände nicht wert gewesen. Und obwohl sie nach ihrem Lachanfall auch noch hinzufügte: »Und mich hat man zu dem großen Ball eingeladen«, schaffte er es, seine Wut mit einem langen Schluck aus dem Becher hinunterzuschlucken.

»Also, was feiern wir hier?«, fragte sie, durch Aarons ernste Miene etwas vorsichtiger geworden.

»Dass mich der Kaiser morgen sehen will«, gab Aaron emotionslos zurück und sah dabei zu, wie sich erste Zweifel in ihrem eigentlich ganz hübschem Gesicht zeigten. Nun ging Lisbeth zum Schein auf die Aussage ein, nahm sich etwas Speck und Käse, bevor sie

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