Der Tod hat einen Namen by Sharon de Winter

Der Tod hat einen Namen by Sharon de Winter

Autor:Sharon de Winter [Winter, Sharon de]
Die sprache: eng
Format: epub
Goodreads: 19145503
veröffentlicht: 2013-02-27T23:00:00+00:00


11.

Leise verließ Pamela das Schlafzimmer von Mrs. Callison. Sie befand sich seit einer Woche in Windhaven. Vergeblich hatte sie Nacht für Nacht darauf gehofft, daß sich Dinah ihr wieder zeigen würde. Nur die Sinfonie des jungen Mädchens schien allnächtlich durch ihr Zimmer zu wehen. Es bedrückte die junge Frau, daß bisher noch nichts weiter geschehen war. Auch wenn Kathleen Callison kein Wort darüber verlor, sie fühlte die Enttäuschung ihrer Gastgeberin. An diesem Tag hatte sich Kathleen gleich nach dem Lunch zurückgezogen. Sie hatte über eine heftige Migräne geklagt und sich hingelegt.

So kann es nicht weitergehen, dachte Pamela, als sie das Haus verließ und zu dem kleinen Pavillon ging, der unweit der Klippen stand. Sie hielt sich gerne dort auf. Von Victor wußte sie, daß dieser Pavillon auch Dinahs Zuflucht gewesen war.

Leise summte sie die Sinfonie. Pamela wußte inzwischen, daß ihre Kopfschmerzen mit Dinahs Komposition zusammenhingen, dennoch kam sie nicht von ihr los. Selten zuvor hatte ein Musikstück sie so in seinen Bann gezogen. Sie setzte sich auf die Bank und lauschte auf die Brandung.

Von einem Augenblick zum anderen verdunkelte sich der Himmel. Zwischen den schwarzen Wolken leuchtete etwas auf. Es wirkte wie eine Nachttischlampe. Pamela glaubte Stimmen zu hören, konnte jedoch nicht verstehen, was sie sagten. Und dann sah sie verschwommen Dinah. Das Mädchen trug ein wunderschönes Ballkleid. In seinen dunklen Haaren steckten weiße Blüten. Dinah lachte mit blitzenden Augen, doch von einer Sekunde zur anderen verzerrte sich ihr Gesicht. Aus dem Dunkel heraus griffen Hände nach ihr, packten sie. Entsetzt schrie sie auf.

Die Vision verblaßte. Der Himmel nahm wieder seine blaue Farbe an. Weiße Wolken zogen über das Meer. Pamela hörte das Rauschen der Brandung. "Dinah! Dinah!" schrie sie ihr zuzurufen.

Benommen verließ die junge Frau den Pavillon und trat an die Klippen. Sie hatte schreckliche Kopfschmerzen. Noch immer glaubte sie Dinahs Schrei zu hören.

"Da, stecken Sie also?"

Pamela wandte sich um. "Ach, Sie sind es, Victor", sagte sie fast teilnahmslos, weil sie sich nicht so plötzlich von ihrem Erlebnis lösen konnte.

"Ich bin auch schon einmal freudiger begrüßt worden", beschwerte er sich und trat neben die Pianistin. Er hielt eine Hand hinter dem Rücken verborgen. "Was haben Sie?" fragte er.

"Stimmt etwas nicht?"

Pamela schenkte ihm ein Lächeln. "Nein, es ist alles in Ordnung", behauptete sie. "Ich war nur etwas in Gedanken." Sie wollte mit Victor noch nicht über ihre Vision sprechen. Sie wußte, daß er ihr nicht recht glaubte, sondern genau wie sein Vater meinte, sie hätte in jener Nacht nur geträumt.

Der junge Arzt sah sie an. "Sie können mir nichts vormachen, Pamela", meinte er. "Irgend etwas ist geschehen?" Er berührte mit der linken Hand ihr Gesicht. "Hängt es mit Dinah zusammen?"

Pamela brachte es nicht fertig, ihn zu belügen. "Ich hörte sie schreien", sagte sie leise, "und ich habe Hände gesehen, die nach ihr griffen." Sie strich sich über die Stirn. Sie hatte noch immer Kopfschmerzen.

"Sie sollten sich wegen Ihrer Kopfschmerzen endlich untersuchen lassen", meinte Dr. Callison.

"Woher wissen Sie davon?"

"Vergessen Sie nicht, ich bin Arzt", bemerkte er. "Natürlich könnte ich Ihnen etwas gegen die Kopfschmerzen geben, nur auf die Dauer ist das keine Lösung.



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