Der Tod des gelben Wolfes by Sophie Wörrishöffer

Der Tod des gelben Wolfes by Sophie Wörrishöffer

Autor:Sophie Wörrishöffer [Wörrishöffer, Sophie]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Saga
veröffentlicht: 2016-01-15T00:00:00+00:00


III.

Der Mondwechsel brachte Tauwetter. Es tropfte von den Dächern und schmolz über den letzten Fleischstücken, die Rationen wurden wieder sehr schmal, aber zum eigentlichen Hungern kam es nicht mehr. Bären, Hasen, Dachse, Hirsche, wilde Enten und Gänse alles regte neu die Füsse und die Flügel, einzelne versprengte Büffel streiften den Herden voran, auf die lange Zeit des Frostes folgte ein früher und warmer Lenz, dessen erste Boten schon im März überall die grünen Häupter erhoben. Viele Kräuter, welche die Indianer wie Gemüse zu essen pflegen, kamen neben Bärenfleisch und Entenbraten auf den Tisch, der Schnee schmolz, und eines Tages erschienen auch die Büffel in Herden.

Everetts Theaterstück wurde erdacht und bei dem gänzlichen Mangel an Schreibmaterial von Mund zu Mund erlernt. Die Weissen allein führten es auf, aber trotz der Einfachheit des Inhalts, einer Jagd- und Kampfgeschichte, entzückte es die Zuhörer so sehr, dass sie während einer ganzen Reihe von Abenden immer neue und wiederholte Vorstellungen verlangten. Selbst Mr. Duncan und seine seufzenden Gefährten unterhielten sich selbst, indes sie die Wilden unterhielten. Nach und nach flocht jeder in den Verlauf der Handlung seine eigenen Witze hinein, das Stück wurde länger und länger, die unschuldige Heiterkeit aller Beteiligten immer lebhafter. „Ihr habt’s auf dem Gewissen, Sir,“ sagte Mr. Duncan.

Dabei aber brüllte er in seiner Büffelrolle wie das Ungewitter, und auch die übrigen taten ihr möglichstes. Die eine Hälfte der geräumigen Hütte war in eine Bühne mit Fellvorhang und Fellkulissen verwandelt, in der anderen lagerte das entzückte Publikum. Mairöschen hatte ihr Versprechen gehalten, Everett besass statt der geopferten eine neue und schönere Gitarre, auf der er unermüdlich spielte und vortrug.

So verging der März, fröhlich ausgefüllt mit Jagd und Unterhaltung. Manchen Puma, manche Klapperschlange brachten unsere Freunde nach Hause, manch feister Bock wurde mit Hurra von den Knaben in das Dorf geholt. Endlich, im Anfang des Aprilmonats, kamen die ausgesandten Kundschafter von allen Seiten zum Häuptling zurück und noch dazu alle mit guter Botschaft, — von den Krähen und Dakotas war keine Spur gesehen worden.

Everett jubelte, aber der Trapper wiegte besorgt den Kopf. „Dahinter steckt irgendeine Kriegslist,“ sagte er.

„Pah, Alter, diesmal seht Ihr Gespenster!“

„Wollt Ihr mich die roten Gesellen kennen lehren, Sir? — Ich weiss, was ich sage.“

„So lasst uns doch erst einmal hören, wie es allen unseren Bekannten ergeht!“ rief Hugo. „Hast du die Prinzessin Klapperschlange gesehen, Büffeltöter?“

„Das Tochter von Mandanerhäuptling? Sie grüssen lassen Uhu und Obo und grossen Schelm, — wissen nicht so recht Namen.“

„Das bin ich!“ rief Everett.

Ein schallendes Gelächter belohnte diese Selbsterkenntnis. „So behaltet den Gruss, Sir,“ meinte Jonathan, „und lasst den Büffeltöter weiter erzählen.“

„Auch zwei Knaben den Häuptling aufsuchen,“ fuhr dieser fort, „Biberfänger und Honigesser. Der erste junger Narr, er umherstolzieren mit fünf, acht Hahnenfedern im Haar, auch viele Freundschaft schicken für Uhu und Obo!“

„Danke! Danke! — Warst du auch bei den Mönnitariern?“

„Gewiss. Doppelgesicht grosser Krieger, er niemals scherzen. Er sagen, wissen nichts von Krähen und Dakotas.“

„Das ist wahrhaftig eine gute Botschaft. Nun, und bei den Punkahrs warst du, Fuchs?“

„Da ich gewesen. Sie noch sehr trauern um Donnerwolke.“

„Armer Freund, — möge ihm die Erde leicht werden!“

Eine Pause des Gesprächs.



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