Der Tanz Der Klingen by Dave Duncan

Der Tanz Der Klingen by Dave Duncan

Autor:Dave Duncan [Duncan, Dave]
Die sprache: deu
Format: mobi
Tags: Fantasy Fiction, Historischer Roman
ISBN: 9783404205417
Herausgeber: Bastei Lübbe
veröffentlicht: 2006-09-14T22:00:00+00:00


IV

VON DER SICHT ZUM TOD

1

»Bist du sicher, dass der Mann im Verlies mein Gemahl war?«

»Ganz sicher, Hoheit.« Nach dem langen Redefluss war Radus Stimme heiser, doch seit der Heilung war er ein neuer Mensch, der in keiner Weise mehr an den geschundenen Schatten eines Mannes erinnerte, den sie am Vorabend gerettet hatten. Nun erkannte Ringwald auch eine gewisse Ähnlichkeit mit Harald, wenngleich Radu dunkler und nicht ganz so riesig war. Trotzdem war er groß. Und er wusste zu beeindrucken. Auch ohne Trudys Bestätigung war er äußerst überzeugend. Sogar seine beiläufige Erwähnung der drei Wegelagerer hatte glaubwürdig geklungen.

Ausgeruht und mit vollem Bauch fühlte Ringwald sich an jenem Vormittag wesentlich frohgemuter. Auch die Halle des Grafen wirkte heimeliger, da im Kamin ein Feuer aus Holzscheiten knisterte, aus dem bisweilen Rauch aufwallte, wenn der Wind durch die Ritzen des Gemäuers blies. Durch den Schornstein in die Flammen zischender Regen erfüllte Manfreds Vorhersage, dass schlechtes Wetter nahte. Heute hätten die Reisenden es nicht über den Schmugglerpass geschafft.

Sie hatten sich auf zwei Bänken vor dem Kamin versammelt – Raunzer, Johanna und Glockmann auf der linken, Radu, Ringwald und Tru auf der rechten, János auf seinem Thron dazwischen. Die Einblicke, die Radus Erzählung ihnen in das innere Getriebe des geheimnisumrankten Vamky-Klosters offenbarte, hatten sie regelrecht gebannt.

Erst jetzt, da man begann, über das Berichtete nachzudenken, setzten die ersten Fragen ein. Die wichtigste musste lauten: Was unternehmen wir jetzt? Aber so weit waren sie noch nicht.

Glockmann ergriff das Wort. »Sagt mir, woher der Großherzog Euren Namen kannte.«

»Als wir letzten Frühling Trenko besuchten«, antwortete Radu, »war ich Jungritter in der Begleitgarde und wurde ihm als Knappe zugewiesen. Seine Hoheit ist ausnahmslos höflich zu Untergebenen.«

»Das stimmt«, pflichtete Johanna ihm bei, »aber er ist auch berüchtigt dafür, sich keine Namen zu merken.« Sie legte die Stirn in Falten. »Und sein Betreuer war jemand anderes. Ein längerer Name …«

»Ritter Nikolaus auf der Hinreise. Für den Rückweg habe ich die Ehre gehabt.«

»Ich kann mich nicht erinnern, dich während der Reise überhaupt gesehen zu haben!«

Radu lächelte. »Ich habe Euch gesehen, Hoheit.«

»Ich vermute, es muss am Bart gelegen haben. Außerdem war ich doch immer größer als du!«

Er lachte. »Ihr meint Franz.«

»Tatsächlich? Schon möglich. Ich kann euch einfach nicht alle auseinander halten.«

»Franz hat immer davon geträumt, Euch zu küssen, sobald er dafür nicht mehr auf Zehenspitzen stehen müsste.«

Johanna schenkte ihm ein kurzes Lächeln jener Art, die Ringwald zu meiden gelernt hatte. Dann schaute sie zum Grafen auf. »Wann brecht Ihr nach Krupa auf, Herr?« Da war es nun.

»Bald.« Das Gesicht dieses János eignete sich wahrhaft vortrefflich für finstere Mienen. »Im Sommer und bei trockenen Straßen kann ich es in einem Tag schaffen. Bei diesem Sturm werde ich in Donehof übernachten und morgen früh Weiterreisen.«

Die Trauung sollte am nächsten Tag bei Sonnenuntergang stattfinden, was niemand vergessen hatte, am allerwenigsten die Gemahlin des Großherzogs.

»Und wo werdet Ihr in Krupa nächtigen?«

»Ich habe für die Woche der Festlichkeiten ein Haus gemietet. Mein Verwalter dachte, ich hätte es gekauft, als ich ihm den Preis nannte.«

Ringwald fiel auf, dass kein Angebot der Gastfreundschaft folgte.



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