Der Tag, an dem John Dillinger starb by Jack Higgins

Der Tag, an dem John Dillinger starb by Jack Higgins

Autor:Jack Higgins [Higgins, Jack]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-06-01T16:00:00+00:00


9

»Jetzt ist’s soweit!« dachte John Dillinger, als alles um ihn herum einzubrechen schien. Das hatte er schon einmal gedacht: in einer kleinen Bank, als er mit einem Beutel voll Geldscheine auf die Straße gestürzt war und sich einem Uniformierten gegenübergesehen hatte, der eigentlich für einen Polizeibeamten schon viel zu alt war – und der aus nächster Entfernung, aus der kein Mensch danebenschießen konnte, mit seinem 38er auf ihn gezielt hatte. »Jetzt ist’s soweit!« hatte Dillinger gedacht, aber die Dienstwaffe des anderen hatte nur geklickt – Ladehemmung! –, und er hatte sie dem Polizeibeamten aus der Hand getreten und war aufs Trittbrett des bereitstehenden Fluchtwagens gesprungen, der in einer Staubwolke mit ihm davongerast war. Damals hatte er sich vorgenommen, nie mehr eine Bank zu überfallen, ohne eine kugelsichere Weste zu tragen.

Aber eine kugelsichere Weste, selbst wenn er eine getragen hätte, wäre kein Schutz gegen ein Grubenunglück, gegen einen Bergsturz gewesen. Dillinger stolperte vorwärts, tastete sich blind durch Staubwolken weiter. Er stolperte, ging zu Boden und fand sich auf Händen und Knien wieder. Eine Weile verharrte er so, hustend und würgend, dann kroch er weiter, eine schräge Schuttrampe hinauf bis zu einer Stelle, wo ein Lichtschein zwischen Steinen hervorblinkte.

Während Dillinger versuchte, die Steine beiseite zu räumen, tauchten Fallon und Rojas links und rechts neben ihm auf. Der Mexikaner atmete keuchend – vor Anstrengung? Vor Angst? Einige Minuten später war die Bresche groß genug, daß sie sich hindurchzwängen konnten. Sie traten ins Tageslicht, gefolgt von vier Indianern.

Die Indianer aus dem Erzschuppen kamen bereits zum Stollenloch gelaufen, und Pater Tomas trieb sein Maultier an, daß es das klapprige Wägelchen fast im Trab zog. Er brachte es einige Meter von der kleinen Gruppe entfernt zum Stehen und sprang vom Kutschbock.

»Wie schlimm ist’s?«

Fallons Gesicht bedeckte eine Maske aus Staub. »Der ganze verdammte Berg ist eingefallen, glaub ich.«

Dillinger zog die Tequilaflasche aus der Tasche, trank einen Schluck und reichte sie an Fallon weiter. Rojas hockte auf einem Felsblock und hielt benommen das Gesicht in den Händen verborgen. Dillinger stieß ihn an, hielt ihm die Flasche hin und forderte ihn grob auf: »Hier, trink ‘nen Schluck und reiß dich zusammen!«

Rojas trank einen großen Schluck und mußte husten, als der hochprozentige Schnaps ihm in die falsche Kehle geriet. Dann stand er auf und fuhr sich mit dem Handrücken über den Mund.

»Wie viele sind noch drin?« erkundigte Dillinger sich.

»Weiß ich nicht genau. Ungefähr zwanzig.«

Fallon kletterte auf den Felsblock und wandte sich auf spanisch an die zusammengeströmten Arbeiter. »Die Männer dort drinnen haben nicht mehr lange zu leben. Wenn wir ihnen helfen wollen, müssen wir uns beeilen. Holt Pickel, Schaufeln, Körbe – alles, was euch in die Hände kommt!«

Dillinger und Fallon setzten sich an die Spitze des Zuges, der zum Stollenloch zurückkehrte, und begannen die Felsbrocken wegzuräumen, die den Eingang blockierten. Alle halfen mit – sogar der alte Geistliche –, indem sie, immer weiter in den Stollen vordringend, eine Menschenkette bildeten, um das Gestein nach draußen zu befördern.

Die Bresche, durch die die Geretteten ins Freie gelangt waren, wurde vergrößert, bis ein Dutzend Männer mit Pickeln und Schaufeln hindurchklettern konnte.



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