Der Tag, als ich die Socke fand by Erma Bombeck

Der Tag, als ich die Socke fand by Erma Bombeck

Autor:Erma Bombeck [Bombeck, Erma]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2015-10-23T16:00:00+00:00


Bügeln

In der Anzeige einer Zeitung im Mittleren Westen hieß es: Gesucht - Büglerin, die Liegengebliebenes von zehn Jahren aufarbeiten kann. Voraussetzung: Mut und Humor.

Also, das ist die Frau, mit der ich Tür an Tür in vollkommener Harmonie leben könnte. Ich bügle nur nach vorheriger Terminvereinbarung. Früh schon habe ich gelernt, dass sich meine Tochter, wenn ich ihr drei Kleider bügle und in den Schrank hänge, dreimal am Tag umzieht.

Vor kurzem bat mich mein Sohn, ihm seine Jeans für eine Schulaufführung zu bügeln. »Mit welchem Bein stehst du zum Publikum hin?« fragte ich mit hocherhobenem Bügeleisen.

»Mann o Mann«, rief er, »du bist wirklich nicht wie Mrs. Breck.«

Ich hatte seit Jahren nicht an Mrs. Breck gedacht. Sie war eine aseptische alte Schachtel, die damals zwei Häuser weiter wohnte. Sie hatte die grässliche Angewohnheit, ihr Bügelbrett am Dienstagmorgen aus dem Schrank zu holen und erst am Abend wieder reinzustellen. (Was kann man auch von einer Frau erwarten, die selbst Gürtelschlaufen bügelt!)

Als ich eines Nachmittags bei ihr vorbeischaute, bügelte sie eben die Zunge der Tennisschuhe ihres Sohnes.

»Wissen Sie, was Sie sind, Mrs. Breck?« sagte ich. »Eine Sklavin.«

»Ach, aber ich bügle wirklich gern.«

»Wenn Sie so weitermachen, enden Sie noch in der Klapsmühle.«

»Was ist denn so schlimm am Bügeln?« fragte sie lächelnd.

»Man bügelt nicht!« gab ich heftig zurück. »Oder haben Sie schon mal gesehen, dass Frauen in einer Seifenoper bügeln? Das sind normale amerikanische Hausfrauen. Aber stehen die jemals vor einem Bügelbrett? Nein! Sie sind damit beschäftigt, abzutreiben, zu morden, ihren Chef zu erpressen, sich operieren zu lassen, einfach Spaß zu haben! Wenn Sie nicht an dieses Bügelbrett angekettet wären, könnten Sie vielleicht auch aufregende Dinge erleben.«

»Was zum Beispiel?« Sie lachte still vor sich hin, während sie ein Paar Socken glatt strich und dann sorgfältig zusammenlegte.

»Sie könnten Tupper-Partys geben, tauchen lernen, Hotelfachfrau werden, Spanisch lernen, während Sie unter der Trockenhaube sitzen, eine Affäre mit dem arbeitslosen Schwager der Avon-Beraterin haben, mit Engelbert singen, antiken Stacheldraht sammeln, einen Kurs in hebräischer Blumenbindekunst belegen, Kettenbriefe schreiben ... um nur einiges zu nennen. Sie müssen nur Ihre Phantasie walten lassen! «

Ich las die Anzeige noch einmal. Die Neugier plagte mich, deshalb wählte ich die Nummer und wartete.

Die Stimme am anderen Ende sagte: »Breck.«

Du heiliger Strohsack! Es ist schon ein großartiges Gefühl, zu wissen, dass man zur Entwicklung eines Menschen beigetragen hat.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.