Der Spion von Dunvegan Castle by Jürgen Ehlers

Der Spion von Dunvegan Castle by Jürgen Ehlers

Autor:Jürgen Ehlers [Ehlers, Jürgen]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: KBV Verlag
veröffentlicht: 2015-05-03T16:00:00+00:00


5.

»Glück gehabt«, sagte der Doktor.

Jan nickte.

»Und was hättest du getan, wenn dieser Brief nicht gekommen wäre? Und wenn Lucy und Simon nicht aufgetaucht wären?«

»Ich hätte wohl eingreifen müssen. Ich bin hier als Mann des Königs, als Vertreter der Regierung sozusagen. Und dementsprechend …«

»Das ist dein Fehler, Jan.«

»Wie?«

»Entschuldige, wenn ich dich unterbreche, aber das ist dein Fehler. Du bist hier als Vertreter der Regierung, behauptest du. Das stimmt nicht. Du hast einen Auftrag angenommen, den willst du erfüllen, aber du bist niemandes Vertreter, du bist hier als Jan Veenstra, als du selbst. Und du musst nicht tun, was die Regierung will. Niemand zwingt dich, niemand kann dich zwingen. Du musst das tun, was du selber willst.«

»Den Fortschritt. Genau wie du auch, denke ich.«

Der Doktor schüttelte den Kopf. »Das reicht nicht. Das ist zu vage, zu nebulös. Frieden, Freiheit, Fortschritt – lauter schöne Ideale, aber wo ist dein konkretes Ziel? Wie stellst du dir dein Leben vor? Was willst du persönlich erreichen?«

»Wie meinst du das?«

»Ich habe das Gefühl, dass du einfach nur reagierst. Du bekommst einen Auftrag: ›Geh nach Schottland, unterrichte Lucy MacLeod, spioniere für den König‹, und du reagierst. Du wirst enttarnt, Normand MacLeod sagt: ›Fahr auf das Festland, sieh nach, was die Aufständischen machen‹, und du reagierst. MacLeod zieht mit seinen Leuten nach Inverness und sagt: ›Bleib hier, bewach die Burg, schütze meine Tochter‹, und du reagierst.«

»Aber – das kannst du mir doch nicht vorwerfen? Das sind doch alles Dinge, mit denen ich übereinstimme, die ich für richtig halte …«

»Du siehst den Laird als die große Vaterfigur, die dir vielleicht fehlt. Aber er ist nicht dein Vater. Er ist der Laird von Dunvegan, und er wird dich entlassen, sobald du deine Aufgabe erfüllt hast. Oder schon früher.«

»Ich habe den Auftrag angenommen, Lucy MacLeod zu unterrichten, und nun muss ich doch auch …«

»Alles sehr vernünftige Dinge, natürlich, aber auch sehr einfache Dinge, weil man dir gesagt hat: ›Tu das!‹ Und dann tust du es. Wo sind deine eigenen Ziele? Was willst du selbst erreichen im Leben? Hauslehrer in Schottland – ist das dein Ziel?«

»Darüber habe ich noch nicht nachgedacht. Erst einmal muss diese Aufgabe erledigt werden, und danach …«

»Danach? Danach wird sich wieder eine neue Aufgabe finden, und du wirst sie brav erfüllen und dein eigenes Leben auf später verschieben, und dieses Später wird niemals eintreten. Aber du hast ein eigenes Leben, Jan, jeder hat ein eigenes Leben, du hast eigene Wünsche, warum erfüllst du sie dir nicht?«

»Vielleicht sind sie unerfüllbar? – Ich glaube nicht, dass das Leben wie ein Märchen abläuft, wo eine gute Fee kommt und einem drei Wünsche anbietet …«

»Das ist sowieso eine deutsche Erfindung. Unsere schottischen Elfen erfüllen dir keine Wünsche. Wenn du Wünsche hast, musst du sie dir selbst erfüllen. Und der erste Wunsch ist frei.«

»Wie meinst du das?«

»Was immer du dir wünschst – du kannst es haben. Wenn du ein Buch schreiben willst, schreib ein Buch. Wenn du mit Roys Frau davonlaufen und nach Amerika auswandern willst …«

»Ich will nichts von Ceana …«

»Tatsächlich nicht? – Jedenfalls wäre auch das möglich.



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