Der Spiegel des Schoepfers by Franke Thomas

Der Spiegel des Schoepfers by Franke Thomas

Autor:Franke, Thomas [Franke, Thomas]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Gerth Medien GmbH
veröffentlicht: 2014-01-01T23:00:00+00:00


27

Die Tür zum Elchzimmer wurde aufgerissen und Leonie stürmte herein. »Hallo, Ruben, hast du Ari gesehen?« Sie verstummte, als sie den reglosen Mann im Rollstuhl entdeckte.

»Hallo, Leonie.« Ruben erhob sich, überrascht von ihrem plötzlichen Auftauchen. »Äh … darf ich dir meinen Vater vorstellen? Jakob Lemke. Er ist … seit vielen Jahren schon ein Wachkomapatient.«

»Oh …« Leonie verharrte kurz, offensichtlich unsicher, wie sie sich verhalten sollte. Dann sagte sie: »Dein Vater? Warum hast du mir nichts davon erzählt?«

Ruben zuckte die Achseln. »Es hat sich noch nicht die richtige Gelegenheit ergeben …«

Leonie warf ihm einen Blick zu, der darauf schließen ließ, dass seine Argumentation sie nicht überzeugte. Dann ging sie auf den hageren Mann im Rollstuhl zu, nahm seine zur Klaue gekrümmte, kalte Hand und sagte: »Schön, Sie kennenzulernen, Herr Lemke. Ich bin Leonie Brandstätter, eine alte Freundin Ihres Sohnes.«

Jakob Lemke starrte mit leerem Blick durch sie hindurch. Leonie ließ seine Hand los und wandte sich mit etwas befangenem Blick Ruben zu.

»Wo warst du, Leonie? Ich habe dich gesucht.«

»Ich habe einen alten Freund deiner Großmutter besucht.«

»Äh … darf ich fragen, wen und warum?«

»Dr. Hans Werner, um zu beweisen, dass du dich irrst«, erwiderte Leonie. »Bist du jetzt fertig mit deinem Verhör?!« Ihre vorgeschobene Unterlippe signalisierte Ruben deutlich, dass sie wütend war.

»Entschuldige … ich wollte nicht …« Ruben bemühte sich, nicht auf ihre Lippen zu starren. »Äh … wir müssen reden …«

»Natürlich. Das können wir unterwegs erledigen.«

»Unterwegs?«

Die zornigen Lippen zauberten mit einem Mal ein liebreizendes Lächeln hervor. »Ich hätte zwei kleine Bitten an dich. Zunächst jedoch suche ich Ari. Hast du ihn gesehen?«

»Ari …« Er schnaubte. »Ja, er war hier und dann hat er irgendwelchen Hokuspokus mit meinem Vater veranstaltet und einen epileptischen Anfall bei ihm hervorgerufen! Deshalb habe ich ihn rausgeworfen.«

Leonie runzelte die Stirn.

Ruben kam näher und legte seine Hand auf ihre Schulter. »Leonie, das kann nicht so weitergehen! Siehst du denn nicht, dass der Mann geistig verwirrt ist? Wir müssen ihn den Behörden übergeben, und –«

Leonie streifte mit einer ärgerlichen Bewegung seine Hand ab. »Was redest du da eigentlich?«

Ruben seufzte. »Es tut mir sehr leid, Leonie. Dieser Mann ist krank! Er trägt ein gefährliches Virus in sich, und wenn wir nicht bald etwas unternehmen –«

Leonie schüttelte den Kopf. »Ruben, du hast dich wirklich sehr verändert –«

»Lass mich bitte ausreden. Ich habe keine Ahnung, warum es dir so schwerfällt zu sehen, was hier abläuft.«

Die junge Frau holte Luft, um etwas zu erwidern, aber Ruben sprach bereits weiter: »Ich gebe dir Zeit bis morgen. Wenn du dann nicht bereit bist, die notwendigen Schritte zu unternehmen, werde ich es tun.«

Leonie verschränkte die Arme vor der Brust. »Bist du jetzt fertig?« Die Kälte in ihrem Tonfall zeugte deutlicher von ihrer Wut als die zornigen Blicke, die sie ihm zuvor zugeworfen hatte.

»Ja.« Ruben wusste, dass er sie verletzt hatte, aber er sah keine andere Möglichkeit. Er musste sie mit der Wahrheit konfrontieren.

»Gut, dann sage ich dir jetzt was. Mag sein, dass hier jemand verwirrt ist, aber das sind weder Ari noch ich. Du hast ihm von Anfang an keine Chance gegeben.



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