Der Specht im Karpfenteich - Ein knueppelharter Detektivroman by Paul Nußkraft

Der Specht im Karpfenteich - Ein knueppelharter Detektivroman by Paul Nußkraft

Autor:Paul Nußkraft [Nußkraft, Paul]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2017-07-16T22:00:00+00:00


15. Kapitel

Das Gästehaus entpuppte sich als ein richtiges Schmuckstück. Es hatte, von einem kleinen separaten Badezimmer einmal abgesehen, eigentlich nur einen einzigen, großen Raum, der aber so geschickt eingerichtet war, daß man die Wandlosigkeit nicht als störend empfand. Die einzelnen Wohnbereiche nahmen jeweils eine Ecke der Räumlichkeit ein, so daß es eine Koch- und eine Eßecke gab, sowie an der hinteren Front einen Wohn- und einen Schlafbereich. Hier gab es auch zwei große, sprossenverzierte Glastüren, durch die man auf eine kleine Düne hinter dem Haus sehen konnte und schließlich, darüber hinweg, auf das Meer. Die genaue Mitte des Raumes wurde von einer quadratischen, gemauerten Feuerstelle beherrscht, über der ein großer Rauchabzug hing. Dessen Kamin konnte man mit dem Auge folgen, bis er weit oben das obligatorische Reetdach durchstieß. Ein Obergeschoß gab es nicht. Wenn man den Kopf in den Nacken legte, sah man den hölzernen Dachstuhl und die dunkelgrauen Halme der Eindeckung.

Wir hatten Hinnerk Pedersen von der »Friesenstube« her mitgenommen, nachdem wir unser Essen und er seinen kleinen Umtrunk beendet hatten. Er war nicht gerade das, was man geschwätzig nennen konnte. Während der Fahrt beschränkten sich seine Äußerungen auf einsilbige Richtungsanweisungen. Dazu hielt er seine Augen größtenteils zur Hälfte geschlossen, so daß man nicht wußte, ob er einfach ein Prototyp des kühlen Nordländers war oder sich gleich lautstark auf die Sitze übergeben würde. Selbst jetzt, nachdem er mit uns zusammen das Haus betreten hatte, stand er einfach nur da, vergrub seine Hände in den Hosentaschen und gab sich erst einmal verschlossen.

Katharina ging indes andächtig durch den schönen Innenraum. Ihre Augen waren groß und kugelrund und der Mund stand ihr vor Erstaunen ein Stückchen offen. Sie sah aus wie ein Vorschulkind am Weihnachtsabend, das gar nicht wußte, wo es zuerst hinschauen sollte. Das Haus war auch tatsächlich sehr liebevoll ausgeschmückt. An den vertäfelten Wänden hingen kleine Ölgemälde, die allesamt Segelschiffe bei rauhem Seegang zeigten, neben hübschen, handbemalten Kacheln. In mehreren winzigen Regalen lagen schöne Muscheln sowie kleine Öllampen und es gab sogar ein winziges Schiff in einer alten Schnapsflasche. Alles in allem war es natürlich nur Zierrat, aber er rundete die Gesamterscheinung des Raumes auf eine angenehme und heimelige Art ab. Zumindest war man sich jederzeit gewahr, nicht in den Alpen zu sein.

»Ihr findet Euch ja zurecht«, prophezeite Hinnerk. »Frühstück gibt’s aber keines. Ist Selbstversorger. Etwa einen Kilometer die Straße hoch ist ein kleiner Laden.« Er händigte mir einen Schlüssel aus, sah dann zu Katharina hinüber und faßte kurz zum Gruß an den Schirm seiner Mütze. Dann drehte er sich um und stapfte o-beinig hinaus.

»Nett hier«, sagte ich, als er die Tür hinter sich zugemacht hatte.

Katharina strahlte mich an. Sie faltete die Hände ineinander und begann, vor Freude auf- und abzuwippen. »Es ist so schön, Paul Nußkraft«, meinte sie, bevor sie einmal herzhaft gähnte.

Ich fühlte mich frisch wie der Frühling, aber der Frühling hatte auf der Hinfahrt auch prächtig im Auto dösen können. »Sie müssen total im Eimer sein«, vermutete ich. »Warum legen Sie sich nicht ein paar Minuten aufs Ohr?«

Sie ging zu der schönen, alten Couch hinüber und setzte sich.



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