Der Sommer, als Chad ging und Daisy kam by Jennifer Gooch Hummer

Der Sommer, als Chad ging und Daisy kam by Jennifer Gooch Hummer

Autor:Jennifer Gooch Hummer
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Carlsen Verlag, Hamburg
veröffentlicht: 2014-07-15T04:00:00+00:00


28

NEMO SURDIOR EST QUAM IS QUI NON AUDIET

Niemand ist tauber als der, der nicht hören will

»Was hast du gesagt?«, fragte ich Mike später am Telefon. Ich war so schnell geradelt, dass meine Lunge noch gar nicht mitgekriegt hatte, dass ich zu Hause war.

Wie sich herausstellte, hatte ich nicht perplex ausgesehen, sondern traurig. Ms Frane hatte sich Sorgen gemacht, dass ich unglücklich war, weil mein Dad nicht gekommen war, und lauter Fragen gestellt, wie es bei mir zu Hause so lief.

»Ich habe ihr gesagt, es ginge dir so gut, wie man es unter den Umständen erwarten kann, mit einer neuen Mutter und einem Geschwisterchen, das unterwegs ist.«

»Du hast ihr von dem kleinen Ding erzählt?«, fragte ich und schraubte ein Glas Erdnussbutter auf, unsicher, ob ich deswegen sauer sein sollte. Schließlich wusste Mrs Perry auch Bescheid, und wenn die etwas wusste, konnte man es genauso gut auf eine Plakatwand kleben.

»Hätte ich das nicht tun sollen? Das hättest du mir sagen müssen.«

Mike sagte, abgesehen davon, dass Ms Frane sich meinetwegen sorgte, hätten sie sich bestens verstanden. »Sie wollte sogar unsere Visitenkarte haben.«

»Du hast ihr von Scent Appeal erzählt?« Ich hielt mitten in der Kreisbewegung inne und zog meinen Zeigefinger mit einem dicken Klecks Erdnussbutter aus dem Glas.

»Ja«, gab Mike zu. »Zu dem Hollywood-Teil kamen wir gar nicht mehr. Sie fing sofort von dem Laden an und meinte, sie hätte uns da schon gesehen.«

»Willst du damit sagen, sie kennt Chad als Jungen?«

Mike schwieg einen Moment. Dann sagte er: »Sie kam mir gleich so bekannt vor.« Und obwohl in meiner Kehle noch ein dicker Klumpen Wut auf Johnny Berman steckte, mussten wir beide so lachen, dass mir das ganze Gesicht wehtat. Ich bedankte mich noch mal dafür, dass er zu dem Elternsprechtag gegangen war, und er sagte: »Nein, Apron, ich danke dir. Chad hat seit langem nicht mehr so viel Spaß gehabt.« Nachdem wir aufgelegt hatten, nahm ich Johnny Bermans Zettel und warf ihn in den Mülleimer. Jedem anderen Mädchen hätte ich ihn wahrscheinlich gegeben, aber nicht Jenny Pratt.

Auf dem Weg nach oben hörte ich ein Lachen von der hinteren Veranda. Dads Lachen. Er lag auf dem Sofa, den Kopf auf Ms Schoß.

»Da«, sagte M. »Er bewegt sich.«

Als Dad mich sah, setzte er sich auf. »Hallo, Apron. Wie war’s in der Schule?«

Ich hätte ihm gerne die Wahrheit gesagt: dass es genauso schrecklich gewesen war wie immer, nur mit einer Prise Mike und Chad obendrauf. Aber M war da, und sie wartete nur darauf, dass ich mich über irgendwas beschwerte, damit sie sich über mich beschweren konnte.

»Gut.«

»Willst du deinen kleinen Bruder mal fühlen? Margie ist sicher, dass es ein Junge wird.« Er sah sie an und lächelte. Dann wandte er sich wieder zu mir. »Komm her.«

Um ehrlich zu sein, ich wollte ihn fühlen. Also beschloss ich, obwohl er in Ms Bauch steckte, die Augen zuzumachen und den Atem anzuhalten und so zu tun, als wäre es Mrs Christiansons Bauch, den ich berührte. Dad rückte zur Seite, und ich legte meine Hand auf Ms Kugel. Nichts rührte sich, außer Ms Atem.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.