Der Sohn des Azteken by Gary Jennings
Autor:Gary Jennings
Die sprache: de
Format: mobi
Tags: Historischer Roman
veröffentlicht: 2011-02-20T23:00:00+00:00
17
Wenige Tage später erreichten wir die Berge, die ich von der Reise mit meiner Mutter und meinem Onkel kannte. Wir befanden uns erst am Anfang der Regenzeit, doch an dem Tag, als wir die östliche Grenze des von Aztlan beherrschten Gebietes erreichten, brauten der Regengott Tlaloc und seine Tlalóque-Geister zu ihrem dämonischen Vergnügen ein Gewitter zusammen. Sie stießen ihre gezackten Blitze vom Himmel und zerschlugen mit donnerndem Getöse die riesigen Wasserkrüge, aus denen sich der Regen auf die Erde ergoß. Durch den Wasservorhang hindurch erspähte ich am Hang eines Hügels nicht weit voraus den Schein eines Lagerfeuers. Ich hielt unseren kleinen Zug unter ein paar Bäumen an, die uns verbargen, und wartete auf einen Blitz, der mir deutlicher zeigen würde, wer sich dort befand. Das dauerte nicht lange. Im bläulich grellen Zucken sah ich fünf Männer, die unter einem Schutzdach aus Zweigen um das Feuer standen oder saßen. Sie trugen alle die gesteppten Baumwollpanzer der Aztéca-Krieger. Es hatte beinahe den Anschein, als erwarteten sie unsere Ankunft. Falls das stimmte, war es mehr als verwunderlich, denn wie konnte in Aztlan jemand etwas von unserer bevorstehenden Ankunft wissen? »Du bleibst mit den Pferden hier, Zehenspitze«, sagte ich. »Ich will herausfinden, ob es tatsächlich Männer meines Volkes sind. Bereite dich darauf vor, umzukehren und zu fliehen, wenn ich dir durch ein Zeichen zu verstehen gebe, daß sie uns feindlich gesonnen sind.« Ich ging allein durch den strömenden Regen den Hang hinauf. Als ich mich der Gruppe näherte, hob ich beide Hände, um zu zeigen, daß ich keine Waffen trug und rief: »Mixpantzincol«
»Ximopanólti!« antwortete jemand freundlich und im altmodischen Dialekt von Aztlan, den ich voll Freude hörte.
Nach wenigen Schritten war ich nahe genug herangekommen, um im Schein erneuter Blitze den Mann zu sehen, der gesprochen hatte. Ich kannte sein Gesicht. Aber es war nicht sehr angenehm, ihm wiederzubegegnen, denn ich erinnerte mich gut daran, was für ein Mensch er war. Ich vermute, meine Stimme verriet meine Gefühle, als ich ihn ohne große Begeisterung begrüßte: »Ayyo, Vetter Yeyac.«
»Yéyactzin«, verbesserte er mich hochmütig. »Ayyo, Tenamáxtli. Wir haben dich erwartet.«
»Es sieht ganz danach aus«, erwiderte ich und blickte mich nach den vier anderen bewaffneten Kriegern um, die alle das mit Obsidian besetzte Maquáhuime trugen. Ich vermutete, daß es sich um seine derzeitigen Cuilóntin-Liebhaber handelte, unterließ jedoch eine entsprechende Bemerkung. Ich fragte nur: »Woher wußtest du, daß ich kommen würde?«
»Ich habe meine Mittel und Wege«, erwiderte Yeyac. Ein Donnergrollen begleitete seine Worte und verlieh ihnen etwas Drohendes. »Natürlich hatte ich keine Ahnung, daß mein geliebter Vetter auf dem Weg nach Hause ist, doch jetzt sehe ich, daß die Beschreibung ziemlich zutreffend war.«
Ich lächelte, obwohl mir nicht danach zumute war. »Hat unser Urgroßvater seine Gabe der Vorausschau eingesetzt?«
»Der alte Canaútli ist schon lange tot.« DieTlalóque zerschlugen bei dieser Offenbarung mit ohrenbetäubendem Lärm noch mehr himmlische Wasserkrüge. Als ich Yeyac wieder hören konnte, fragte er: »Wo ist der Rest? Dein Sklave und die Pferde der Spanier?« Meine Unruhe wuchs. Wenn Yeyac keinen Aztécatl-Hellseher hatte, der ihn beriet, wer hatte ihn
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