Der Schwur der Adlerkrieger by Jin Yong

Der Schwur der Adlerkrieger by Jin Yong

Autor:Jin Yong [Yong, Jin]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Heyne Verlag
veröffentlicht: 2021-06-24T09:54:20+00:00


九

阴

真

经

6

Der wahre Weg der Neun Yin

Es war weit nach Mitternacht. Guo Jing und Huang Rong waren nach einem anstrengenden Abend endlich auf dem Weg in ihre Herberge, als sie plötzlich Hufgetrappel hörten. Jemand näherte sich von Süden her im Galopp, dann zügelte er unvermittelt sein Pferd und hielt an.

Wer reitet so spät in der Nacht durch die Stadt?, fragte sich Huang Rong. Sie lief schneller, um zu sehen, was da vor sich ging, und zog Guo Jing hinter sich her. Zu ihrer Überraschung sahen sie ein Stück weiter vor sich Yang Kang am Wegrand stehen. Sie hielten in einigem Abstand zu ihm inne. Yang Kang führte sein Pferd am Zügel und redete mit jemandem – Ouyang Ke! Huang Rong hätte die beiden gern belauscht, aber sie wagte sich nicht näher heran. Die beiden Männer tuschelten so leise miteinander, dass nur Wortfetzen an ihr Ohr drangen. Ouyang Ke sagte etwas von »Yue Fei« und »Lin’an« und Yang Kang immer wieder »mein Vater«. Schließlich legte Ouyang Ke höflich die rechte Faust in die linke Hand, verneigte sich und zog mit seinen Konkubinen Richtung Osten weiter.

Eine Weile stand Yang Kang gedankenverloren da und starrte in die Nacht. Dann stieß er einen Seufzer aus und stieg wieder auf sein Pferd.

»Bruder!«, rief Guo Jing.

Offensichtlich überrascht, Guo Jing zu sehen, saß Yang Kang wieder ab und ging auf ihn zu. »Du hier? Ich habe gedacht, du wärst schon auf halbem Weg nach Zhongdu!«

»Ich habe Huang Rong hier getroffen, und wir wurden aufgehalten. Wir haben soeben einen Kampf mit Ouyang Ke hinter uns.«

Bei diesem Satz brach Yang Kang der Schweiß aus. Er konnte nur hoffen, dass die Nacht sein Entsetzen verbarg. Ob sie mein Gespräch mit Ouyang Ke mitangehört haben? Forschend sah er Guo Jing an, konnte aber keine Anzeichen von Argwohn entdecken. Guo Jing kann sich nicht verstellen, dachte er beruhigt. »Bruder, sollen wir heute Nacht noch zusammen weiterreiten oder uns erst einmal bis morgen früh ausruhen?«, fragte er freundlich.

Von Baoying war es nicht mehr weit bis zum Chu, dem Fluss, der das Song-Reich vom Herrschaftsgebiet der Jin trennte. Sobald sie ihn überquert hätten, wäre Yang Kang dort, wo er sich zu Hause fühlte.

»Begleitest du uns nach Zhongdu?«, fragte er Huang Rong.

»Nein, ich begleite euch nicht. Du begleitest uns.«

»Wo ist denn da der Unterschied?«, lachte Guo Jing. »Lasst uns alle drei heute Nacht im Ahnentempel übernachten und nach dem Bankett mit den Bettlern morgen weiterziehen.«

Schweigend gingen sie zu dritt zurück zum Ahnentempel. »Frag ihn bloß nicht, worüber er mit Ouyang Ke geredet hat«, wisperte Huang Rong Guo Jing ins Ohr. »Tu so, als hätten wir nichts gesehen.«

Zurück im Tempel, zündeten sie die Kerzen an, die Ouyang Ke dort aufgestellt hatte. Huang Rong sammelte rasch ihre auf dem Boden verstreuten Nadeln auf.

Es war eine laue Sommernacht, und die drei richteten sich zum Schlafen ein, indem sie kurzerhand die Holztüren als Unterlage aushängten und jeder für sich einen Platz in der Vorhalle des Tempels suchten.

Kaum waren sie eingeschlafen, weckte der Klang von Pferdehufen sie aus ihren Träumen. Das Geräusch kam schnell näher und man hörte, dass es sich um mehr als einen Reiter handelte.



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