Der Schmetterlingsjunge by Bentow Max

Autor:Bentow, Max [Bentow, Max]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00

SIEBENUNDZWANZIG

Trojan musterte ihn schweigend.

Werner Teich räusperte sich. »Ich verstehe immer noch nicht ganz, womit ich Ihnen helfen kann.«

»Erzählen Sie mir doch etwas über Schmetterlinge.«

»Was genau wollen Sie wissen?«

»Einiges über den Monarchfalter zum Beispiel. Wie haben Sie diese hübschen Exemplare aufgezogen?«

»Wir beziehen die Schmetterlinge von einer Farm in Costa Rica. Sie kommen, weich in Schaumstoff verpackt, im Puppenstadium hier an. Ich hänge die Puppen auf, und nach einigen Tagen bis Wochen schlüpfen die Falter.«

»Und vermehren sie sich auch hier?«

»Natürlich. Die äußeren Bedingungen sind genau auf die Lebensweise der Schmetterlinge ausgerichtet. Nur um zu großen Inzest zu verhindern, benötigen wir von Zeit zu Zeit frischen Nachwuchs von der Farm.«

Teich zeigte ihm abgelegte Eier und auch verschiedene Raupen auf den Futterpflanzen.

»Das Monarchfalter-Weibchen bevorzugt die Blätter dieser Indianer-Seidenpflanze.« Er wies auf das in Trojans Augen oleanderartige Gewächs. »Dort legt sie ihre Eier ab. Die Raupen schlüpfen nach ein bis drei Wochen. Nach dem Schlupf beginnt die Raupe sofort zu fressen. Sehen Sie, die Zweige sind schon fast kahl.«

Trojan nickte. »Danach beginnt die Verpuppung, ja?«

»So ist es. Ein faszinierendes Wunderwerk der Natur. Die ausgewachsene Raupe hängt sich an ein Blatt oder einen Zweig und spinnt sich einen Kokon. Oder, abhängig von der Art, sie häutet sich ein letztes Mal zur Puppe. Es ist nämlich so: Bei den Schmetterlingen ist die Puppe entweder von einer dünnen Hülle oder von einem Kokon umgeben. Zarte Puppenhaut oder feines Gespinst, je nachdem.«

»Wie ist es beim Monarchfalter?«

»Die Raupe verpuppt sich, sie bildet eine sogenannte Stürzpuppe.«

Werner Teich wanderte suchend von Pflanze zu Pflanze, bis er ein Exemplar der Raupe gefunden hatte. Stolz zeigte er mit dem Finger darauf.

»Sehen Sie, Herr Kommissar. Das ist die Raupe des Monarchfalters. Schwarzer, glänzender Kopf und ein typisches weiß-schwarz-gelbes Bandmuster aus Querstreifen. Ja, das ist sie. Und dort drüben hängt die entsprechende Puppe.«

Er wies auf ein kleines Gebilde an einem Zweig. Zerbrechlich wirkte es. Und es war von einem hellen Grün.

Trojan beugte sich vor, um es zu betrachten. »Wirklich sehr hübsch«, murmelte er sarkastisch.

»Entzückend, nicht wahr? Das Grün wird später dunkler. Und die Haut der Puppe erscheint leicht transparent. Sie hat für mich eine gewisse Ähnlichkeit mit Jade. Sie wirkt sehr edel, finden Sie nicht?«

»Hmm.«

»Bemerken Sie die goldenen Punkte darauf?«

»Ja.«

»Ist sie nicht wie ein kleines Schmuckstück?«

Trojan straffte den Rücken und sah den Biologen prüfend an. »Wann wird der Falter schlüpfen?«

»In ein paar Tagen dürfte es so weit sein.«

»Ist es schön, dabei zuzusehen?«

»Und wie!«

»Sie bringen für Ihr Fach sehr viel Begeisterung auf, nicht wahr?«

»Aber ja. Ich liebe Schmetterlinge, habe sie schon immer geliebt. Und ich bewundere deren Metamorphose. Die Verwandlung, die diese Insekten durchmachen. Aus einer unscheinbaren Raupe wird ein zauberhaftes Geschöpf.«

Trojan blickte auf die Schuhe herab, die Werner Teich trug. Es waren gewöhnliche Sneakers. Ob er wohl auch ein Faible für High Heels hatte? Genoss er es, Frauen darin auf und ab gehen zu lassen?

»Darf ich Sie etwas ganz Persönliches fragen?«

Teich sah ihn an. »Nur zu.«

»Sind Sie verheiratet?«

Er schüttelte den Kopf.

»Getrennt lebend?«

»Ich bin ledig. War es schon immer.«

Trojan schwieg.

»Wozu diese Frage?«

»Berufliche Neugier.«

»Hat es mit dem Foto zu tun? Mit Ihren Ermittlungen?«

»Möglich.

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