Der Schleier der Beatrice by Schnitzler Arthur

Der Schleier der Beatrice by Schnitzler Arthur

Autor:Schnitzler, Arthur [Schnitzler, Arthur]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Klassiker, Literatur, Österreich
veröffentlicht: 2011-05-09T23:00:00+00:00


Dritter Akt.

Im Hause des Filippo Loschi. Geräumiges Gemach. Rechts hinten ein alkovenartiger Raum, zu dem drei Stufen hinaufführen; schwere dunkelrote Vorhänge, halb gerafft, scheiden ihn von dem Hauptraum. Im Hintergrund ein großes Fenster. geschlossen, Blick auf die Thürme der Stadt. Rechts vorn eine Thüre, links die Thüre, welche auf die Terrasse führt, offen. In der Mitte des Gemachs, etwas mehr gegen links, ein gedeckter Tisch, auf dem zwei Armleuchter stehen, jeder mit fünf Kerzen, die herabgebrannt sind; auf dem Tisch Reste eines Mahls; um den Tisch Stühle. Ein kleines Tischchen nahe dem Fenster. Isabella, Lucrezia, die Musikanten, Filippo. Isabella sitzt auf einem Sessel am Tisch, schläft mit herunterhängenden Armen. Lucrezia liegt auf den Stufen, die zum Alkoven führen, den Kopf auf der obersten. Der erste Geiger liegt auf der Schwelle der Terrassenthüre ausgestreckt. Der zweite Geiger schläft auf einem Sessel nahe dieser Thüre. Der Lautenspieler auf einem Stuhl, den Kopf auf dem Tisch. Der Flötist liegt vor dem Tisch im Vordergrunde ausgestreckt. Filippo kommt eben die Stufen vom Alkoven herab, langsam durch den Saal nach vorn.

Filippo. Sie schlafen Alle, Frau'n wie Musikanten.

Hier auf dem Boden stumme Instrumente,

Die leeren Gläser da, noch feucht ihr Grund,

– So viel Gefäße ausgerauchter Freuden!

War nicht, wie Satan in den Zauberring,

In diese eine Stunde alle Lust

Der Welt geschlossen? Heiße Trunkenheit,

Musik, Umschlungensein von weichen Armen –

Was blieb zurück? Nichts als befreites Atmen,

Daß es vorbei, und Sehnsucht nach Alleinsein!

So wär' auch Dieses ohne Sinn versucht,

Und nichts mehr weiß ich, was mich hält, zu gehn!

Nach einigem Sinnen.

Doch Eins! Ein Wort, im Anfang kaum vernommen,

Nun klingt es laut und lauter in mir fort,

Als griffe mit bewegtem Fingerspiel

Die Hoffnung selbst an meiner Seele Saiten.

Wenn's Wahrheit würde, und sie käme wieder,

Und dürft's doch nur, um hier mit mir zu sterben!

Dies wäre, und nur dies allein Besitz!

Pause.

Ist dies nur meiner Feigheit neu'stes Kleid?

Herab mit ihm! Nun steht sie nackt und höhnt:

Du kannst allein nicht fort, noch jetzt verlangt's

Nach Beatrice Dich; und wie ein Kind

Sich eine Puppe mitnimmt in sein Bett,

So willst Du sie ins Nichts hinübernehmen,

Die Dich nicht faßt, sich nicht und nicht das Nichts!

Pause.

Nach einem Sinnen, wie erwachend. Ruft.

Wacht auf! Die Nacht ist weit!

Zweiter Geiger erhebt sich kerzengrade vom Sessel und knickt gleich wieder zusammen.

Der Flötist auf dem Boden, greift nach seiner Flöte und bläst einen Lauf.

Der Lautenspieler schläft weiter.

Erster Geiger streckt sich, nimmt den Bogen, klopft auf den Fußboden, als wenn er das Zeichen zum Beginn gäbe. Also vorwärts! Er erhebt sich. Entschuldigen Euer Gnaden, ich bin nur einen Augenblick eingenickt!

Filippo. Ein Augenblick? So schlieft Ihr stundenlang!

's ist Mitternacht vorbei!

Der erste Geiger tippt dem Lautenspieler mit dem Bogen auf den Kopf. Auf, auf!

Alle Musikanten erheben sich und stellen sich auf der Terrasse auf, bleiben aber sichtbar.

Isabella ist erwacht, lächelt, schaut Filippo mit großen Augen an. Mein schöner Filippo!

Filippo. Ich hoff', Ihr ruhtet wohl und träumtet süß!

Isabella. Doch war nicht Alles Traum, nicht wahr, Filippo!

Filippo. Ich weiß wahrhaftig nicht!

Die Musikanten spielen.

Genug! Ich sagte schon: Das Fest ist aus!

Ihr sollt nach Hause gehn – Ihr Alle mein' ich!

Er sieht mit einem flüchtigen Blick



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