Der Scharlachrote Prinz by Michael Moorcock

Der Scharlachrote Prinz by Michael Moorcock

Autor:Michael Moorcock
Die sprache: de
Format: mobi, epub
Tags: Fantasy
ISBN: 9783404009138
Herausgeber: Lübbe
veröffentlicht: 1971-01-01T23:00:00+00:00


DAS ZWÖLFTE KAPITEL

Das Opfer der Markgräfin

Das Schiff erreichte die Landbrücke und legte an. Es stank nach Ozon und Verwesung.

»Wenn es eine Illusion ist«, murmelte Corum grimmig, »ist es eine gute.«

Beldan schwieg.

In der Ferne hörten sie die Barbaren durch den Wald galoppieren und das Knarren der Streitwagen, als Glandyth kehrtmachen ließ, um seinen Verbündeten nachzujagen.

Obgleich die Toten auf dem Schiff bewaffnet waren, rührten sie sich nicht. Sie wandten lediglich ihre Schädel dem Haupttor der Burg zu.

Corum war wie gelähmt vor übermächtigem Grauen. Was er hier erlebte, schien dem abergläubischen Geist eines Mabden zu entspringen. Es durfte ganz einfach nicht wirklich sein. Solche Erscheinungen konnten nur der Furcht der Unwissenheit und morbiden Phantasie entstammen, ähnlich den Stickereien auf den Wandbehängen in der Burg.

»Was werden sie jetzt tun, Beldan?«

»Ich verstehe absolut nichts vom Okkulten, Prinz. Lady Rhalina ist die einzige hier, die sich jemals etwas damit beschäftigt hat. Sie ist es, die die Beschwörung durchführte. Ich weiß nur, daß eine solche nicht ohne ein Opfer wirksam gemacht werden kann - «

»Ein Opfer?«

Beldan keuchte. »Die Markgräfin!«

Corum sah, daß Rhalina, immer noch in Trance, durch das Tor geschritten war und durch das kniehohe Wasser auf der Landbrücke auf das Schiff zuwatete. Der Schädel des toten Markgrafen wandte sich ihr zu, und das grüne Feuer in seinen Augenhöhlen schien noch schillernder zu brennen.

»NEIN!«

Corum raste auf die Turmtür zu, sprang die Treppe hinunter und stolperte in der Haupthalle über die Leichen der Gefallenen. »NEIN! Rhalina! NEIN!«

Er erreichte die Landbrücke und stürzte ihr nach, halbbetäubt von dem gräßlichen Gestank des verfaulten Schiffes.

»Rhalina!«

Dieser Alptraum war schlimmer als alle zuvor, die ihn seit der Zerstörung von Burg Erorn gequält hatten.

»Rhalina!«

Sie war fast am Schiff angekommen, als er sie einholte und mit seiner rechten Hand am Arm festhielt.

Sie schien seine Anwesenheit überhaupt nicht zu bemerken und versuchte weiterhin, sich dem Schiff zu nähern.

»Rhalina! Welches Opfer versprachst du, um uns zu retten? Warum kam dieses Schiff der Toten hierher?«

Ihre Stimme klang kalt, tonlos. »Ich werde jetzt zu meinem Gemahl gehen.«

»Nein, Rhalina, eine solche Abmachung darf nicht eingehalten werden. Sie ist unmenschlich. Sie ist teuflisch. Sie ist - sie ist - « Er versuchte ihr klarzumachen, daß es so etwas ganz einfach nicht geben konnte, daß sie alle einer besonderen Art von Halluzination erlagen.

»Komm wieder auf die Burg mit mir, Rhalina«, flehte er sie an. »Laß das Schiff in die Tiefe zurückkehren.«

»Aber ich muß mit. Das ist die Bedingung unserer Abmachung.«

Er zog sie an sich, versuchte sie zurückzuzerren, als eine fremde Stimme erklang. Es war eine Stimme, die scheinbar keinen Klang besaß und dennoch in seinem Gehirn widerhallte und ihn erstarren ließ.

»Sie kommt mit uns, Prinz der Vadhagh. Es muß so sein.«

Corum blickte hoch. Der tote Markgraf hatte seine Hand befehlend erhoben. Die feurigen Augen brannten sich tief in Corums Auge.

Corum versuchte die Perspektive zu ändern, in die anderen Dimensionen um ihn herum zu blicken, und schließlich glückte es ihm auch.

Aber es änderte nichts. Das Schiff war in allen fünf Ebenen. Er konnte ihm nicht entrinnen.

»Ich lasse sie nicht mit Euch fahren«, weigerte sich Corum.



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