Der Schamane by Noah Gordon

Der Schamane by Noah Gordon

Autor:Noah Gordon
Die sprache: de
Format: mobi, epub
ISBN: 9783442452569
Herausgeber: Goldmann
veröffentlicht: 1992-01-02T00:00:00+00:00


Lehrer

In diesem Januar packte Rob J. zusätzliche Decken in das Versteck, denn die Flüchtlinge aus dem tiefen Süden litten sehr unter der Kälte. Es gab zwar weniger Schnee als gewöhnlich, aber immer noch genug, um die Äcker mit einer weißen Schicht zu bedecken und sie wie winterliche Prärie aussehen zu lassen. Manchmal, wenn er mitten in der Nacht von einem Hausbesuch heimritt, stellte er sich vor, er brauche nur den Kopf zu heben, um eine lange Reihe roter Männer zu sehen, die auf guten Pferden hinter ihren Schamanen und Häuptlingen über die unberührte Ebene ritten, oder riesige, buckelige Tiere, die sich in der Dunkelheit auf ihn zubewegten, Reif auf dem zotteligen braunen Pelz und das Mondlicht auf den geschwungenen Hörnern mit den gefährlichen Spitzen. Aber er sah nie etwas, denn er glaubte noch weniger an Geister als an Gott.

Der Frühling brachte nur wenig Schmelzwasser, und die Flüsse und Bäche blieben in ihrem Bett. Vielleicht war das der Grund dafür, dass er diesmal weniger Fieberkranke zu behandeln hatte, aber aus einem anderen Grund gab es unter den Erkrankten mehr Todesfälle als gewöhnlich. Eine der Patientinnen, die er verlor, war Matilda Cowan, deren Mann Simeon auf einer Parzelle guten, wenn auch etwas trockenen Bodens im nördlichen Teil der Gemarkung Mais anbaute. Wenn eine junge Frau starb und drei Kinder hinterließ, erwartete man allgemein, dass sich der Witwer sehr schnell wieder verheiratete, doch als Cowan Dorothy Burnham um ihre Hand bat, waren viele überrascht. Sie nahm an, ohne zu zögern.

Eines Morgens erzählte Rob J. beim Frühstück Sarah lachend, dass im Schulausschuss helle Aufregung herrsche. »Wir haben geglaubt, wir könnten uns darauf verlassen, dass Dorothy ewig Jungfer bleibt. Cowan ist schlau. Sie wird ihm eine gute Frau sein.«

»Sie hat großes Glück«, erwiderte Sarah trocken. »Ist ja um einiges älter als er.«

»Ach, Simeon Cowan ist nur drei oder vier Jahre jünger als Dorothy«, sagte Rob J. und bestrich sich ein Brötchen. »Ein so großer Unterschied ist das auch wieder nicht.« Und er grinste erstaunt, als er sah, dass sein Sohn Shaman zustimmend nickte und sich eifrig an dem Klatsch über die Lehrerin beteiligte. An Miss Burnhams letztem Tag in der Schule trödelte Shaman, bis alle anderen Schüler das Gebäude verlassen hatten, und ging dann zu ihr, um sich zu verabschieden: »Wir werden uns ja sicher in der Stadt öfter sehen. Ich bin froh, dass Sie nicht woandershin geheiratet haben.«

»Ich bin auch froh, in Holden’s Crossing bleiben zu können, Robert.«

»Wollt’ Ihnen nur danken«, sagte er verlegen. Er wusste, was diese warmherzige, einfache Frau für sein Leben bedeutet hatte. »Ich habe es doch gern getan, mein Lieber.« Seinen Eltern hatte sie mitgeteilt, dass sie nicht mehr an seiner Aussprache arbeiten könne, da sie sich jetzt um eine Farm und drei Kinder kümmern müsse. »Ich bin aber sicher, dass ihr beide, du und Rachel, auch ohne mich ganz wunderbar zurechtkommen werdet. Außerdem bist du so weit, dass du bald keine Stimmübungen mehr brauchst.«

»Glauben Sie denn, dass meine Stimme schon so klingt wie die anderer Leute?«

»Nun ja...« Sie nahm die Frage sehr ernst.



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