Der Ranger, der Koch und ein Loch im Himmel. Stories by Norman Maclean

Autor:Norman Maclean [Maclean, Norman]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783105609545
Herausgeber: FISCHER E-Books
veröffentlicht: 2015-12-27T16:00:00+00:00

Als ich auf dem Bett lag, konnte ich jedoch nicht erkennen, wie ich eine Schlägerei vermeiden sollte. Es führte kein Weg an einer vorbei, wußte ich jetzt, und ich werde auf den Tisch fassen müssen, um mir das Geld zu schnappen. Ich werde beide Hände brauchen, um es einzustreichen und in dem Zuckersack zu verstauen, was mir jetzt gar nicht komisch vorkam, und mein Kinn wird in die Gegend ragen für jeden, der es mit einem Schlagring an den Fingern zertrümmern möchte. Ich lag mehrere Stunden auf dem Bett, und es fiel mir nichts ein, wie ich mich schützen könnte, und was noch schlimmer war, ich wußte, ich hatte schon oft über dieses Problem nachgedacht, es aber immer wieder verdrängt, weil mir selbst in halbwachen Träumen nichts zu meiner Verteidigung einfiel. Jetzt war meine letzte Chance zum Nachdenken, aber auch nach Einbruch der Dunkelheit hatte ich immer noch keinen Einfall. Bloß Empfindungen. Ich hatte immer das Gefühl, daß ich, wenn ich nach dem Geld griff, von der Seite einen Schlag aufs Kinn erhielt, ohne sehen zu können, wer mich getroffen hatte. Als nächstes spürte ich, wie mir Blut aus dem Inneren meines Kopfes die Kehle herunterrann.

Ich behaupte nicht, daß mir die Prügel oder das Blut besonders gefallen hätten, aber am meisten nahm mich das Gefühl mit, keinen Finger rühren zu können. Es war, als wäre ich wieder ein kleiner Junge, der in einen dunklen Raum geschickt wird und darauf wartet, vom Vater eine Tracht Prügel zu bekommen. Es war ein Ort ohne Einfälle. Schließlich sagte ich mir: »Lieg doch wenigstens nicht hier in der Dunkelheit rum. Geh rüber und schau dir den Laden mal an.« Ich weiß nicht, ob ich mit irgendwelchen neuen Einfällen rechnete, aber ich bin zumindest hingegangen, um mir den Laden anzusehen.

Das Oxford war jene Kombination aus Billard-, Pool- und Kartenspielsalon, die für viele Männer im Westen die Heimat fern der Heimat war. Nach der Eingangstür kam man am Tresen und am Tabakstand vorbei; der Bursche hinterm Tresen sah so aus, als ob er wie der Besitzer aussehen wollte. Ich bestellte und bekam auch eine Flasche Bier, hausgebraut, aber wenn ich ein Glas Schwarzbrand verlangt hätte, hätte ich wahrscheinlich auch das bekommen. Dann schlenderte ich durch die große Tür ins Spielzimmer. Der Raum vertiefte sich nach hinten in geometrischen Mustern. Je mehr er sich nach hinten vertiefte, desto höher stiegen die Einsätze und desto tiefer sanken Sünde und gesellschaftliche Rangordnung. Die großen Rechtecke der Billard- und Pooltische im Vordergrund verkürzten sich in der Distanz zu runden Kartentischen. Die Zimmerdecke blieb im Dunkel verborgen; jeder grüne Tisch leuchtete unter seinem eigenen Lampenschirm. Der große Raum verengte sich zu einem kleinen, leicht höhergelegenen Raum, in dem ein einziger leuchtender grüner Tisch stand, der nahezu von Dunkelheit umgeben war. Hier stand, am Ende des Raumes, der Pokertisch.

Ich arbeitete mich langsam nach hinten vor und tat dabei so, als drehte ich gemächlich meine Runde, während ich nur mein schales Bier trinken wollte. Der Billardtisch war für die Elite der Sportsfreunde gedacht, die fünfundzwanzig Cent die Stunde zahlen konnten.

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