Der Pygmäe von Obergiesing by Bronski Max

Der Pygmäe von Obergiesing by Bronski Max

Autor:Bronski, Max
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783956141553
Herausgeber: Verlag Antje Kunstmann
veröffentlicht: 2016-10-05T00:00:00+00:00


28

Ich fuhr ihn nach Hause. In einer der Nebenstraßen wurde gebaut. Willkommen in Giesing, ihr Arschlöcher! hatte jemand auf den Holzzaun gesprüht.

– Tust mir einen Gefallen, Gossec?

– Klar.

– Mein Auto steht noch am Hartmannshofer Park. Die Spurensicherung hat den Wagen freigegeben. Ob du ihn vielleicht abholen könntest?

Er gab mir die Schlüssel.

– KFZ-Schein liegt in der Ablage.

– Und was machst du jetzt?

Aus trüben Augen schaute er mich an.

– Schlafen, mindestens eine Woche lang.

Zu Hause überlegte ich kurz, aber es war besser, wenn ich das gleich hinter mich brachte. Ich holte das Kärtchen, das ich beiseitegelegt hatte, und wählte seine Nummer.

– Füllbier.

– Hier Gossec. Ich hätte zu meiner Aussage noch ein paar ergänzende Angaben zu machen.

– Aha! Das habe ich mir schon gedacht.

Ich erzählte ihm, wie ich Leila Backes kennengelernt hatte, und dass sie offenbar privat und beruflich in Schwierigkeiten steckte. Dass es ihr um ein großes Projekt der MCB gegangen sei, bei dem sie Betrügerei gewittert hätte. Dass Hulk wohl ihr Freund war, mit dem es eben deswegen mindestens kriselte. Und dass dieser Hulk auf mich einen ganz skrupellosen und brutalen Eindruck gemacht hatte.

– Haben Sie außer Mutmaßungen auch irgendetwas Handfestes anzubieten?

Ich erwähnte das Paket, das über all das Auskunft geben könnte.

– Sehr gut! Wir kommen und holen es ab.

– Moment! Es ist noch nicht eingetroffen.

– Schlechtes Zeichen. So, wie Sie das schildern, hätte das schon vier Tage gebraucht.

– Und wenn es abgefangen worden ist?

– In Sätzen, die mit einem Wenn beginnen, kann alles passieren. Und wenn das jetzt nur heiße Luft ist, was Sie mir erzählen? Insofern, Gossec, melden Sie sich, sobald Sie Fakten auf dem Tisch haben.

Da war nichts zu machen. Gelegentlich musste ich in der Broschüre, die in meinem Eso-Kasten stand, nachsehen, wie man durch ein Wurmloch das Universum wechseln konnte.

Anschließend machte ich mich mit der Tram zum Hartmannshofer Park auf. Alois’ Wagen war nicht schwer zu finden, er stand am Straßenrand geparkt. Ich pflückte den Strafzettel von der Windschutzscheibe. Täglich schwärmte ein Heer von Politessen und Politeuren aus, um wie Ameisen durch die Stadt zu wuseln und aus ihren Kellner-PDAs Knöllchen zu servieren. Tatsächlich sind sie zumeist kleinwüchsig, denn wenn sie längere Arme hätten, könnten sie endlich auch Hummers und Monster-SUVs mit Strafzetteln versorgen.

Der Wagen war abgesperrt, jemand bei der Spurensicherung hatte mitgedacht, aber auch nicht so weit, dass es hilfreich wäre, ihn aus der Parkverbotszone zu fahren. Man hatte alles so belassen, auch im Park war der Bereich, in dem man Leila Backes gefunden hatte, noch mit Signalband gesichert. Als ich mich umdrehte, sah ich eine Politesse vor Alois’ Wagen stehen. Geschätzte Größe eins fünfundsechzig, Einsatzgebiet demnach Kleinwagen. Sie tippte bereits Daten in ihren PDA.

– Stopp!

– Wer sein Fahrzeug verlässt oder länger als drei Minuten hält, der parkt, sagte sie, ohne aufzusehen.

– Mord!

Irgendeinen Warnschuss musste ich abgeben, um die Aufmerksamkeit dieser Dame zu gewinnen.

– Wo?

– Da!

Ich deutete auf den im Park gesicherten Bereich.

– Alter Hut!

– Aber der Wagen gehört dazu.

– Wenn die Halterin dieses Fahrzeugs ermordet wurde, wer sind dann Sie?

Ich klimperte mit den Autoschlüsseln.

– Die Ermordete ist in diesem Auto nur mitgefahren.



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