Der Psi-Mann by James Blish

Autor:James Blish [Blish, James]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-03-20T16:00:00+00:00

Kapitel 12

Der Raum war verhältnismäßig behaglich, was Zellen anbelangt. Er war etwa fünfzehn Quadratmeter groß und wies zwei Fenster auf, da er an einer Ecke des Gebäudes lag. Selbst wenn die Fenster nicht vergittert gewesen wären, hätte Danny sie nicht zur Flucht benützen können, weil sie zu klein waren. Und die Gittertür aus Chromstahl wurde von irgendeiner Schaltstelle aus elektrisch betätigt, so daß Danny keine Aussichten hatte, einem unachtsamen Wärter die Schlüssel abzunehmen.

Trotzdem war die Zelle gar nicht übel. Sie war sauber und trocken; die Fenster ließen sich einen Spalt breit öffnen, obwohl sie so hoch an der Decke lagen, daß Danny nicht hinaussehen konnte; die Pritsche war überraschend bequem; die sanitäre Installation war modern, aber ziemlich öffentlich, und zum Waschbecken gehörten als Sonderausstattung ein Plastikbecher, den Danny in schlechter Erinnerung hatte, und ein Stück Kernseife.

Danny untersuchte alles eingehend, ohne etwas zu finden, das ihn ermutigt hätte. Er zweifelte nicht daran, daß ein gewitzter Sträfling aus dieser Zelle hätte ausbrechen können, aber er besaß keine Erfahrung auf diesem Gebiet und mußte sich deshalb etwas anderes einfallen lassen. Er setzte sich auf die Pritsche, vergrub den Kopf in den Händen und versuchte nachzudenken. Sein erster Gedanke galt natürlich dem Resonator, und er wünschte sich nichts sehnlicher, als ihn endlich los zu sein. Aber er wußte auch, daß es etwa vierzig Stunden dauern konnte, bis sich dieser Wunsch auf normale Weise erfüllte; wahrscheinlich befand sich das verdammte Ding noch in seinem Magen.

Je länger Danny über dieses Problem nachdachte, desto klarer wurde ihm etwas, das er bisher übersehen hatte. Er besaß den Resonator. Das Gerät war sein persönlicher Besitz und ohne Zweifel ein wertvolles Hilfsmittel, wenn er es in die Hand bekam. Da es wie Todds Resonator funktionieren mußte, war es ein Verstärker für Psi-Fähigkeiten. Vorläufig war es noch so eingestellt, daß es diese Fähigkeiten störte, indem es einen ständigen Wechsel zwischen Realitätsebenen bewirkte, der die Konzentrationsfähigkeit verringerte. Aber falls es nicht nur diesen Zweck erfüllte, mußte seine Einstellung sich verändern lassen.

Und Danny hatte es sicher im Magen.

Er stand auf, ging ans Waschbecken, griff nach der Seife und begann sie zu essen. Da er schon längere Zeit nichts mehr gegessen hatte, trat die erhoffte Wirkung rasch ein. Danny würgte mit schmerzverzerrtem Gesicht, weil das Metallding so groß war, aber nach einer halben Stunde hielt er es endlich in der Hand. Er wusch es ab und betrachtete es mit einem triumphierenden Lächeln.

Die beiden Gehäusehälften waren zusammengelötet; offenbar ließ sich der Resonator zu Reparaturarbeiten öffnen, obwohl die Fratres das noch nicht getan zu haben schienen. Danny grinste unwillkürlich. Das sah ihnen ähnlich. Sie benützten dieses Gerät für einen einzigen Zweck und wären gar nicht auf die Idee gekommen, es zu öffnen, obwohl der Techniker, der es ihnen gebaut hatte, diese Möglichkeit vorgesehen hatte.

Die Bruderschaft hatte Danny sein Taschenmesser weggenommen, aber etwas Wertvolleres übersehen: einen kleinen Elektroschraubenzieher, den er in der zugeknöpften Brusttasche seines Hemdes trug. Das war der zweite Fehler der Bruderschaft. Noch wichtiger war allerdings die Seife gewesen; Danny hätte notfalls ohne den Schraubenzieher auskommen können, aber die Seife hätte sich nicht durch etwas anderes ersetzen lassen.

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