Der Pflanzen-Jesus by Thomas R. P. Mielke

Der Pflanzen-Jesus by Thomas R. P. Mielke

Autor:Thomas R. P. Mielke [Mielke, Thomas R. P.]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Trivial-SF
ISBN: 9783748708278
Herausgeber: Apex
veröffentlicht: 2019-06-25T22:00:00+00:00


»Selig der Leib, der dich getragen hat,

und die Brüste,

an denen du dich genährt hast!«

»Der Evangelist Lukas«, nickte der Bischof verwundert. »Von dieser Bibelstelle leitet sich die gesamte Marienverehrung der Kirche ab.«

»Ich habe Mingo sofort geliebt, Alexander. Auf den ersten Blick. Aber so wie eine Mutter ihren Sohn liebt, deshalb habe ich mir plötzlich gewünscht, seine Mutter zu sein.«

»Kanntest du sie?«

Tonja schüttelte den Kopf. »Nein, aber als ich merkte, dass dieser Mann etwas Besonderes ist, konnte ich mich unwillkürlich mit ihr identifizieren. Sie muss gewusst haben, dass ihr Sohn nicht so ist wie andere.«

»Das ist in der Tat sehr merkwürdig«, sagte der Bischof.

»Aber weißt du auch, was Jesus der Frau geantwortet hat, die an seinem Heil teilnehmen wollte?«

»Er hat sie von sich gestoßen.«

»Nicht ganz, aber er hat gesagt, dass vielmehr diejenigen selig sind, die das Wort Gottes hören und bewahren. Das ist ein sehr altes Problem der Kirche, denn der Kult der leiblichen Mutterschaft Marias passte nie so recht zur Göttlichkeit des Erlösers. Deshalb musste das Dogma von der unbefleckten Empfängnis geschaffen werden, wodurch die leibliche Mutterschaft noch mehr zu etwas Anstößigem wurde.«

Alexander Bismarck Blockhaus schlug die Augen nieder. Gleichzeitig ärgerte er sich darüber, dass er Tonja plötzlich nicht mehr ansehen konnte. Er zwang sich, aufzublicken.

»Nein... nicht dass du mich falsch verstehst. Ich will nur sagen, dass die Kirche vielleicht nicht verstanden hat, was Jesus wirklich mit seiner schroffen Ablehnung sagen wollte. Ich glaube, dass er dieser Frau nur sagen wollte, dass alle Menschen glücklich sein könnten, wenn sie das Wort Gottes empfangen und dann wie bei einer Mutterschaft in sich wachsen lassen.«

»Vielleicht ist es so«, sagte sie nach einer Pause. »Ich habe lange darüber nachgedacht, warum ich bei dem Gedanken an Mingo anders empfinde als bei sonstigen Begegnungen mit Männern. Du musst etwa Ähnliches gespürt haben, Alexander, oder nicht?«

Er sah sie lange an.

»Du bist eine ungewöhnliche Frau, Tonja«, sagte er schließlich. »Aber vielleicht haben zu viele von uns verlernt, dass es nicht nur eine rationale Logik, sondern auch Wunder und die geheimnisvolle Macht des Glaubens gibt. Vielleicht wissen wir einfach zu wenig über unsere eigene Existenz und über die Pläne Gottes in unserer Seele.«

»Dann lachst du nicht über mich?« Er lächelte. Sein dunkles Gesicht wirkte plötzlich heller. Die blauen Augen unter seiner hohen Stirn funkelten. Sie waren klar und rein wie der Baikalsee nach einem Frühlingssturm.

»Tonja«, sagte er glücklich.

»Mein großer, schwarzer Bischof!«

Herr Hund kam unter den Sträuchern hervor. Er wusste etwas, als er sah, wie sich der schwarzhäutige Mann und das blonde Mädchen küssten. Dann legte er sich zwischen ihre Beine und knurrte zufrieden. Einerseits war er eifersüchtig, aber andererseits billigte sein kleines Hundeherz die Entwicklung, weil Liebe Geborgenheit verhieß.



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