Der Pfad by Miranda Megan

Autor:Miranda, Megan [Miranda, Megan]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Penguin Verlag
veröffentlicht: 2023-12-02T00:00:00+00:00

Kapitel 12

Der Anblick der Innenstadt von Cutter’s Pass an einem Sommerwochenendmorgen erinnerte an eine Seite aus einem Bilderbuch. Straßen, die aussahen wie aus der flachen Landschaft herausgemeißelt, Berge, die sich in der Ferne erhoben, Baumwipfel zu allen Seiten. Ein bernsteinfarbener Glanz lag auf den Schaufenstern der Läden, die um diese Zeit noch geschlossen hatten. Und der Platz im Stadtzentrum war bereits für den Wochenmarkt vorbereitet: Tische und Stände in einem labyrinthischen Muster, von dem sich Fußgänger in die umliegenden Gassen ergossen, während Kinder auf dem Bürgersteig Fangen spielten.

Ich navigierte mit dem Fuß über der Bremse durch die Straßen, bis ich schließlich die Brücke in der Nähe des Besucherzentrums überquerte. Ich wusste, dass das Wasser zum Teil von den Shallow Falls kam. Und alles Wasser kam von den Bergen.

Jenseits der Campingplätze und Reitställe waren die Straßen bewaldet und führten an Wohngebieten vorbei, die in parallel verlaufenden kleineren Straßen den Hang hinaufkletterten, hauptsächlich Zweitwohnsitze, kleine, aber teure Immobilien, die wochenweise gemietet werden konnten, und einige wenige Grundstücke im Besitz von Einheimischen, die bereits seit Generationen daran festhielten und sie finanzierten, indem sie eine Etage an Touristen vermieteten.

Aber die meisten ständigen Bewohner von Cutter’s Pass lebten in ihrer eigenen Enklave, direkt hinter diesem Gebiet, wo sich die Straße in den Wald schlängelte.

Cory wohnte etwa eine Meile außerhalb der Stadt auf einem Stück Land mit einer Zufahrt, die mit einer behelfsmäßigen Brücke aus groben Holzplanken über einen kleinen Bach führte. Ich war mir nicht sicher, ob die Konstruktion dafür gebaut worden war, das Gewicht eines Fahrzeugs zu halten, aber bei Cory war alles ein Sprung ins Ungewisse.

Er bewohnte eine alte Ranch, die er den Langshores abgekauft hatte, nachdem Nora Langshore gestorben war und die junge Generation Cutter’s Pass wenig überraschend verlassen hatte. Es gab immer Menschen, von denen man wusste, dass sie blieben, und solche, von denen man wusste, dass sie gingen. Und dann gab es die anderen, die gingen und wiederkamen, wie Celeste – als hätte sie keine Alternative zu diesem Ort gefunden und stattdessen die Dinge, die sie liebte, mit hierhergebracht.

Cory würde bleiben, da hatte ich keinerlei Zweifel. Er lebte mit seinen zwei Hunden zusammen, Billie und Tuck, beides Retriever, und ich konnte sie bereits bellen hören, als ich den Motor von Georgias Wagen abstellte. Billie hatte ich schon als Welpen kennengelernt. Cory brachte häufig beide Hunde mit in die Stadt. Wenn er arbeitete, hatten Billie und Tuck ihren festen Platz in einer der hinteren Ecken auf der Terrasse. Vor ihnen standen Wasserschüsseln, und sie lechzten stets danach, von einem der Gäste getätschelt zu werden.

Ich hörte den Wind kommen, der zuerst in die Bäume fuhr, dann in das Windspiel am Rande der Veranda. Nach dem Kauf der Ranch hatte er die Futterstationen für die Kolibris und die Verandamöbel und das Windspiel behalten, das wie der Regen auf den Dachfenstern des Passage Inn klang.

Cory war an der Tür, bevor ich eine Chance hatte zu klingeln. Nach seinem Gesichtsausdruck zu urteilen, hatte er eindeutig jemand anderen erwartet als mich. Ich versuchte, es nicht als Beleidigung aufzufassen.

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