Der Panther by Simms

Der Panther by Simms

Autor:Simms [Simms]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: General Fiction
veröffentlicht: 2014-04-19T22:00:00+00:00


23

D

ie Glocken im Turm schlugen wie rasend, doch der Ton, den sie erzeugten, war hoch und blechern. Eine Hand auf den rauhen Stein der Brüstung gelegt, wandte Jon den Blick von dem vor ihm aufragenden Minarett ab und sah hinaus auf die Wüstenebene. Weit hinten am Horizont sah er in der flimmernden Hitze einen dunklen Schemen, der sich ausdehnte und dann wieder zusammenzog. Jon kniff die Augen zusammen und versuchte auszumachen, ob er sich näherte oder entfernte. War es ein dichter Regenschleier? Die schwarzen Ränder wurden langsam schärfer, und von Schrecken erfüllt erkannte Jon, dass dieses Etwas mit unglaublicher Geschwindigkeit durch den Sand heranfegte. Was war das? Einen Augenblick lang sah es aus wie ein geblähtes Schiffssegel, dann ähnelte es wieder mehr etwas Flüssigem, das auf ihn zuströmte, wie ein Lebewesen aus den Tiefen des Ozeans. Ein Sandsturm? Doch es wehte kein Wind, der den Sand vor sich herwirbeln konnte.

Im Vordergrund eilte eine Kamelkarawane vorbei. Die Tiere rannten. Ihre langen Beine schienen sich abwechselnd zu verheddern und wieder zu lösen. Sie schrien vor Angst, doch der Laut, der aus ihren Mäulern kam – gerade noch unterscheidbar vom rasenden Glockenläuten –, war das schrille Wiehern von Pferden. Und mit einem Male offenbarte sich ihm die schiere Größe dieses schwarzen Etwas, als es nämlich zuerst die Beine der Kamele und schließlich die Tiere als Ganzes verschlang.

Jetzt fing der Stein unter seiner Handfläche an zu beben. Er ächzte, denn er wusste, dass es nur noch Sekunden dauern konnte, bis auch die Festung völlig eingehüllt war. Da schlug er endlich die Augen auf, und das Läuten verwandelte sich in das elektronische Klingeln seines Handys.

Alice’ Hand lag auf seiner Schulter und schüttelte ihn unsanft.

»Ich geh schon ran«, sagte er und setzte sich im Finstern auf.

»Es ist in deiner Hose.«

Er blinzelte, merkte, dass seine Hand auf dem Nachttisch herumtastete. Hose. Sie hat recht. Gleich darauf hielt er das Telefon in der Hand. Die Bildschirmanzeige sagte fünf Uhr dreiundfünfzig. »Jon … DI Spicer.«

»Sir, hier ist Sergeant Morris, Funkzentrale Longsight.«

Ein Adrenalinstoß rüttelte ihn vollends wach. »Was gibt’s?«

»Tut mir leid, dass ich so früh anrufe. Inspector Clegg aus Mossley Brow hat angerufen. Ken Sutton ist gerade dort auf dem Revier aufgetaucht. Er hat einen toten Panther auf seinem Anhänger.«

Als Jon in Mossley Brow ankam, wurde der Himmel langsam hell. Vor dem Polizeirevier stand ein roter McConnel-Traktor, und Jon erinnerte sich, ihn auf Suttons Farm gesehen zu haben. Eine Menschenmenge umstand den Aluminiumanhänger, darunter auch mehrere Polizisten.

Jon parkte auf der gegenüberliegenden Straßenseite und eilte auf die aufgeregt durcheinanderredende Gruppe zu. Auf den Stufen zum Eingang des Reviers stand jemand mit einer Kamera und gab Anweisungen.

»So, die, die vorne stehen, treten jetzt bitte zur Seite«, rief der Mann und machte mit dem Arm eine ausholende Bewegung, als ziehe er einen Vorhang zurück. Auf dem Anhänger richtete sich ein junger Mann mit blondem Haar auf, der sich offenkundig mit etwas Schwerem abmühte.

Der andere Typ von Suttons Farm, dachte Jon. Jubelrufe brandeten auf, Kamerablitze zuckten los.

Er wollte gerade zum Anhänger gehen, als er Carmel Todd entdeckte, die sich angeregt mit einem Polizisten unterhielt.



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