Der Pakt der sieben Templer - Historischer Roman by Guido Dieckmann
Autor:Guido Dieckmann
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Aufbau Verlag
veröffentlicht: 2018-06-12T16:00:00+00:00
XX.
FRANKREICH, BURG VON VAUCOULEURS, SOMMER 1318
Thomas Lermond schlief seit Wochen schlecht. Nachts wälzte er sich stundenlang im Bett hin und her, wobei er auf jedes Geräusch lauschte, das vom Burghof in seine Kammer hinaufdrang. Seiner Frau kam es fast so vor, als warte er auf etwas, doch sooft sie ihn darauf ansprach, schüttelte er nur den Kopf und behauptete, er wisse nicht, wovon sie spreche. Es sei doch verständlich, dass er erschöpft sei, immerhin laste als Befehlshaber einer Grenzbefestigung zwischen Deutschland und Frankreich eine schwere Verantwortung auf seinen Schultern. Und der Jüngste war er schlieÃlich auch nicht mehr. Das meiste davon entsprach der Wahrheit und beruhigte Lermonds Frau. Beide fühlten sich geehrt, dass der Herr von Joinville, dem auch die Burg von Vaucouleurs gehörte, einen Mann von Lermonds Alters damit beauftragt hatte, auf seinen Besitz aufzupassen. Tatsächlich ging damit auch die Aufsicht über die nahe Grenze einher, eine Aufgabe, die Lermond mit Stolz erfüllte, obwohl sie ihn viel weniger forderte, als er zugeben mochte. Sein einziges Bestreben lag darin, dem Burgherrn zu zeigen, dass er nicht auf ihn verzichten konnte. Sommers wie winters stand er beim ersten Hahnenschrei auf und zog sich meist erst in seine Kammer zurück, wenn auf der Burg längst Ruhe eingekehrt war. Es kam sogar vor, dass er mitten in der Nacht auf den Zinnen des Bergfrieds auftauchte und die schlaftrunkene Wache zu Bett schickte. Ihm machte es nichts aus, wach zu bleiben, ganz im Gegenteil, die ruhigen Stunden auf dem Turm halfen ihm, seine Gedanken zu ordnen. Agnes verstand nicht, warum er mit seiner Gesundheit Raubbau trieb. Allerdings war sie so höflich, ihm niemals sein Alter vorzuhalten. Dabei hätte sie das gekonnt, denn sie war etliche Jahre jünger als er. Auch nach vier Jahren Ehe kam es Lermond immer noch wie ein Wunder vor, dass sie ihn zum Mann genommen hatte, denn abgesehen davon, dass er seine besten Jahre lange hinter sich hatte, war ein Leben an seiner Seite nicht einfach. Besonders jetzt, da Agnesâ Niederkunft unmittelbar bevorstand, überfiel ihn immer häufiger die Angst, dass er womöglich nicht mehr viel Zeit hatte, um sich an seinem späten Familienglück zu erfreuen. Aber was sollte aus Agnes werden, wenn er nicht mehr bei ihr war? Was sollte aus ihrem gemeinsamen Kind, seinem Erben, werden? Würden sie auf Vaucouleurs bleiben dürfen, wenn er alles tat, um bei dem Burgherrn in guter Erinnerung zu bleiben? Er wusste es nicht, und das quälte ihn, je öfter er darüber nachdachte.
Es war noch dunkel, als Lermond sich an diesem Morgen erhob. Geräuschlos schlüpfte er in seine Sachen, um Agnes nicht aufzuwecken. Sie brauchte ihren Schlaf. Ihm gegenüber stritt sie es zwar energisch ab, aber er ahnte, dass diese Schwangerschaft sie noch mehr anstrengte als die vorherige. Damals hatte der Allmächtige in seiner Weisheit beschlossen, das Kind nicht zur Welt kommen zu lassen. Vielleicht war dies für Lermond nun die letzte Gelegenheit, Vater zu werden. Vorausgesetzt, Gott trug es ihm nicht nach, dass er seine in der Jugend abgelegten Gelübde gebrochen hatte und ein Leben führte, das nicht seiner Berufung entsprach.
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