Der Nachtelf (German Edition) by Tillmanns Markus

Der Nachtelf (German Edition) by Tillmanns Markus

Autor:Tillmanns, Markus [Tillmanns, Markus]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783902837202
Herausgeber: Koios Verlag in Praesens
veröffentlicht: 2014-01-14T23:00:00+00:00


Dadalore warf einen letzten Blick auf das Ruptu-Gehege. Vereinzelt sahen Jungechsen zu ihr hinüber. Sie fühlte sich furchtbar unter diesen Blicken. Da sie die Ruptu nicht unterscheiden konnte, war es gut möglich, dass Sukush unter ihnen war.

Sie war froh, als sie endlich über den Nebenpfad zum Hauptweg zurückkehrte. Zugleich fiel die Wirkung des Lakaien von ihr ab. Sie sollte sich glücklich schätzen, dass sie es noch geschafft hatte. Aber wie immer, wenn die Wirkung nachließ, blieb ein Gefühl der Leere zurück. Die Welt schien ein Stück von ihrer Farbe verloren zu haben, die wundervollen Orchideen der königlichen Gärten verblassten, der Himmel war weniger blau und selbst die Sonne verlor an Glanz wie eine alte Funzel. Dadalores Gedanken flogen wie von selbst in die Dienststelle. Sobald sie wieder dort war, musste sie dringend einen neuen Lakaien nehmen.

Mit diesem Ziel näherte sich die Capitalobservatorin dem Strom von Ausflüglern und Erholungssuchenden, da sah sie ein bekanntes Gesicht in der Menge. Das war Tafariward! Aber für einen Spaziergang während der Mittagsruhe war seine Schreibstube in Selassie eindeutig zu weit entfernt. Es musste ihn also etwas anderes hier her geführt haben. Vielleicht versuchte er das gescheiterte Techtelmechtel mit seiner Hure nachzuholen? Sie könnte in irgendeinem Gebüsch auf ihn warten. Oder es steckte doch etwas anderes dahinter.

Dadalore rang kurz mit sich selbst. Der Wunsch nach einem neuen Lakaien wurde schließlich vorerst von ihrer Neugier bezwungen. Sie beschloss, der Sache auf den Grund zu gehen.

Dadalore gliederte sich wieder in die Besucher der Gärten ein und schwamm mit der Menge. Dabei achtete sie jedoch sorgfältig darauf, Tafariward nicht aus den Augen zu verlieren. Er gebärdete sich wie ein Parkbesucher, roch an den Lilien, bestaunte die üppigen Ziersträucher und bewunderte die riesigen Mangrovenwurzeln in Seenähe. Das alles machte sie nur noch misstrauischer. So kurz nach seinem unterirdischen Fluchtversuch nahm sie dem Capitalmeisterscriptor den Pflanzenliebhaber einfach nicht ab.

Kurz vor dem See löste sich der Sklave plötzlich aus der endlosen Besucherreihe und ging zum Seeufer hinunter.

Dadalore sah sich nach einem Versteck um. Da war ein Bootshaus mit bemalten Giebeln, direkt vor dem Anlegesteg. Die Capitalobservatorin verließ die Menge. Sie stand nun ohne Sichtschutz da. Tafariward ging mit dem Rücken zu ihr. Sie lief wie von allen Dämonen des Abgrunds besessen, bis sie hinter dem Bootshaus angekommen war. Dort spähte sie vorsichtig um die Ecke.

Tafariward strebte zu einer Gestalt, die am Seeufer stand. Sie war abgewendet, aber die Körperhaltung kam ihr vertraut vor. Der Mann trug ein leichtes, weißes Gewand über Sandalen. Aber sie hatte ihn womöglich zuletzt in anderem Aufzug gesehen.

Da drehte er sich um und begrüßte Tafariward. Patmelu, der Prinzipalprotektor, fasste den Sklaven am Arm wie einen alten Freund. Gemeinsam kamen die beiden auf das Bootshaus zu.

Dadalore zog sofort den Kopf ein.

Von allen Richtungen, in die sich die beiden hätten wenden können, mussten sie ausgerechnet hierher kommen? Und weit und breit sonst kein Hindernis, hinter dem sie sich hätte verstecken können. Da hörte sie die Männer sprechen. Es war zu spät. Wenn sie jetzt noch loslief, würde sie ebenfalls gehört werden.



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