Der Messias by Klopstock Friedrich Gottlieb
Autor:Klopstock, Friedrich Gottlieb
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: (Privatkopie)
veröffentlicht: 2010-02-03T05:00:00+00:00
Mir ein Tag des Frühlinges sein!« S. »Er dürstet, zu sterben,«
Sagte Simeon's Seele zu dem Geleiter, dem Engel,
»Weil er den trüben Gedanken von Jesus' Tode nicht aushält.«
E. »Simeon, ach, den weiß er noch nicht. Sie haben dem Greise,
Daß er lebe, verborgen die schreckenvolle Geschichte.«
S. »Siehe, so stirbt er, o Seraph, sobald er sie hört. Doch ich sagte
Ja auch ihm, es würde dies Schwert durch die Seele der Mutter
Gehen.« Indem sie so redeten, setzte sich Simeon's Bruder
Mit dem Knaben ans Grab. Die aschebedeckten Gebeine
Simeon's sonderte jetzt von der Erde Staube der Cherub
Zu der Unsterblichkeit ab. Sie rauschten und regten sich, sichtbar
Nur für Engel, für die nur hörbar, die fern in den Himmeln
Preise der Sterne vernehmen. Indem sein Schimmer, des neuen
Werdenden Leibes Verklärung, auf diesen wallend herabsank,
Daucht' es der hohen Seele, daß ihr die Gedanken sich ferne,
Wie auf Flügeln entzückender Harmonien getragen,
Immer ferner verlören. Doch kehreten eilend sie wieder,
Da der unsterbliche Leib der neuen Schöpfung vollendet,
Und des Todten Seele mit jeder innigen Freude
Seiner Auferstehung erfüllt war. Ein Pilger des Festes
Lief in dem Wege daher und eilte nach Bethlehem's Hütten.
B. »Warum eilest Du so, Du Pilger?« P. »Sollt' ich nicht eilen
Und den Meinen erzählen des Todes bange Geschichte?«
G. »Welches Todes?« so rief des Auferstandenen Bruder.
P. »Bist Du der Einige, der nicht wisse, daß unsere Herrscher
Jesus, den göttlichen Mann, an dem Kreuze tödteten?« Sprachlos
Sank der Alte zurück. Nach langem Mühen brachten
Endlich der Pilger und Boa den Leidenden über den Kidron
Weg von den Gräbern. Er flehte, zurückgeleitet zu werden,
Aber umsonst, sie leiteten ihn zu Jerusalem's Thoren.
S. »Wollen wir neben ihm wallen und seinem Geiste begegnen,
Wenn er, o Seraph, die Hütte verläßt, die jetzt ihn belastet?
Denn der Morgen wird sie gesunken finden.« E. »Er stirbt nicht,
Simeon, denn sein Engel ist um ihn nicht zugegen,
Und er wird noch sogar in jenem Leben der Freuden
Viel' empfahn. Denn Du, mein Simeon, wirst ihm erscheinen
Und von der Auferstehung des Herrn mit dem Leidenden reden!«
»Lieg und ruh,« so dachte bei seinem Leichnam Johannes,
»Bis an jenen gefürchteten Tag, den großen Entscheider:
Wessen Sünde Du trugst, Lamm Gottes! Wir sollen hier weilen;
Länger wol nicht, als Nacht den Leib des Getödteten einhüllt,
Als Du schlummerst, o Lamm, deß Altar von dem Blute noch rauchet.
Du versammelst uns dann, wenn Du ein Sieger hervorgehst,
Wieder um Dich, daß wir auch Deine Herrlichkeit sehen!
Dann verlass' ich Dich, Staub, dem einst Posaunen ertönen!
Jetzo säum' ich gerne bei Dir. Was werdet Ihr selbst sein,
Freuden der Auferstehung, da Eure Hoffnung so froh macht!
Was vor ein Traum umschwebt, vor ein hocherhebender Wunsch mich,
Bald zu erwachen? auf Deinen Tag nicht, Richter, zu warten?
Sieh, ein Wunsch, den Hoffnung die Himmel höher hinaufträgt!
Wunderbar sind die Gnaden des Herrn, unzählbar, und neue
Dürfen wir stets erwarten.« So dacht' er und sah Benoni,
Einen Schimmer, daher in der Abenddämmerung kommen.
J. »Welcher Engel entschwebt dem hangenden Felsen, o Seraph?«
Sagte zu seinem Hüter Johannes. »Jeder Entzückung
Frühlingsschönheit umgiebt den himmlischen Jüngling. Ich kenn' ihn,
Höre sein Schweben. Er gleicht Benoni. Er ist Benoni's
Schützender Engel. Wer ist, o Seraph, wer ist er? Ich kenn' ihn
Nun nicht mehr. Er ist kein Engel nicht, keine der Seelen
In dem Gewande des Lichts; doch gleicht er Benoni.
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