Der Medicus by Noah Gordon

Der Medicus by Noah Gordon

Autor:Noah Gordon
Die sprache: de
Format: mobi, epub
ISBN: 9783442463534
Herausgeber: RM-Buch-und-Medien-Vertrieb
veröffentlicht: 1997-01-02T00:00:00+00:00


Diener mit wachsamen Augen beeilten sich, den Befehl des Hauptmanns auszuführen, als er sein persönliches Pferd verlangte. Es war ein arabischer Hengst, der der grauen Stute ähnelte, die sich Rob ausgesucht hätte. Rob trug einen Stoffsack mit seinen neuen Kleidern und ritt auf dem frommen braunen Wallach wie ein Edelmann den ganzen Weg bis zur Jehuddijeh hinter Khuff her. Sie ritten lange durch die engen Straßen des Judenviertels, bis Khuff endlich bei einem kleinen Haus aus alten, dunkelroten Ziegeln anhielt. Zum Haus gehörten ein kleiner Stall, der nur aus einem Dach auf vier Pfosten bestand, und ein winziger Garten, in dem eine Eidechse Rob anblinzelte und dann in einer Spalte der Steinmauer verschwand. Vier verwilderte Aprikosenbäume warfen ihren Schatten auf Dornenbüsche, die ausgeschnitten gehörten. Drinnen gab es drei Räume: einen mit einem Fußboden aus gestampftem Lehm und zwei mit Böden aus den gleichen roten Ziegeln wie die Wände, in denen die Füße vieler Generationen flache Mulden' ausgetreten hatten. Die vertrocknete Mumie einer Maus lag in einer Ecke des Raumes mit dem Lehmboden, und ein schwacher, widerlicher Fäulnisgestank hing in der Luft.

»Es gehört Euch«, verkündete Khuff. Er nickte einmal und ging dann fort.

Noch bevor das Geräusch der Hufe seines Pferdes verklungen war, gaben Robs Knie nach. Er sank auf den Lehmboden, legte sich dann auf den Rücken und wußte im nächsten Augenblick genauso wenig wie die tote Maus.

Er schlief achtzehn Stunden lang. Als er erwachte, waren seine Glieder verkrampft; sie schmerzten wie bei einem alten Mann mit steifen Gelenken. Das Haus befand sich nicht gerade im besten Zustand -Sprünge durchzogen den Lehmverputz der Wände, und eines der Fensterbretter zerbröckelte - aber seit seine Eltern gestorben waren, stellte dies die erste Behausung dar, die wirklich ihm gehörte.

Entsetzt fiel ihm ein, daß sein neues Pferd ungetränkt, ungefüttert und noch immer gesattelt in dem kleinen Stall stand. Nachdem er den Sattel abgenommen und in seinem Hut Wasser von dem nahen öffentlichen Brunnen geholt hatte, eilte er zu der Stallung, in der sein Maultier und der Esel untergebracht waren. Er kaufte Holzeimer, Hirsestroh, einen Korb Hafer und brachte alles auf dem Rücken des Esels nach

Hause.

Als die Tiere versorgt waren, zog er seine neuen Kleider an und ging ins öffentliche Bad, vorher aber noch zum Gasthaus von Salman dem Kleineren.

»Ich komme wegen meiner Habseligkeiten«, sagte er zum Wirt. »Sie wurden sicher aufbewahrt, obwohl ich schon um Euer Leben bangte, als zwei Nächte vergingen und Ihr nicht zurückkamt.« Salman sah ihn besorgt an.

»Man spricht über einen fremden Dhimmi, einen europäischen Juden, der zur Audienz kam und vom Schah ein calaat erhalten hat.« Rob nickte.

»Ihr wart es also wirklich!« flüsterte Salman.

Rob setzte sich schwerfällig. »Ich habe nichts in den Magen bekommen, seit Ihr mir das letzte Mal zu essen gegeben habt.« Salman tischte ihm eilfertig Essen auf. Rob probierte zunächst vorsichtig Brot und Ziegenmilch, weil er aber so großen Hunger verspürte, ging er bald zu vier gekochten Eiern, noch mehr Brot, einem kleinen harten Käse und einem Teller pilaw über. Allmählich kehrte Kraft in seine Glieder zurück.

Im Bad lag er lange im Wasser, um seine Blutergüsse zu pflegen.



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