Der Massai, der in Schweden noch eine Rechnung offen hatte: Roman (German Edition) by Jonasson Jonas

Autor:Jonasson, Jonas [Jonasson, Jonas]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: C. Bertelsmann Verlag
veröffentlicht: 2020-10-25T16:00:00+00:00

33. KAPITEL

Die Männer im Frühstücksraum der Haftanstalt wurden unterbrochen, als ein Mann hereinkam: Inspektor Carlander. Er war so früh wie lange nicht mehr zur Arbeit erschienen, um eine Anzeige wegen tätlichen Angriffs auf Vollstreckungsbeamte abzubiegen. Ihm war klar, wie viel Arbeit so etwas nach sich ziehen würde und – vor allem – wie endlos sich seine Kollegen in den Kaffeepausen darüber amüsieren würden, dass der erfahrene Ermittler von einem leicht betagten afrikanischen Medizinmann niedergeschlagen worden war.

Noch dreizehn Tage bis zur Pension. Jetzt galt es, den Schaden zu minimieren und gemächlich ins Ziel einzulaufen.

»Na so was, der Polizist von gestern. Was macht der Kopf? Wenn noch was übrig wäre, hätten Sie einen Bissen von meinem Brot abhaben können, als Trost für das Pflaster, das Sie auf der Stirnwunde tragen. Ei mit Kaviar aus der Tube.«

Noch bevor der Inspektor antworten konnte, stand Victor Alderheim auf und umrundete den Esstisch. Er war im Gesicht rot angelaufen; Carlanders Ankunft hatte etwas in ihm ausgelöst.

Jetzt durfte niemand dazwischenkommen. Die Anklagepunkte gegen ihn waren unerheblich, was er jetzt brauchte, war die Kontrolle über die Bilder, die er gerade gekauft hatte. Er zog den Massai am Arm, drückte ihm den Stift in die Hand und zeigte auf die Serviette.

»Schreib!«

Doch jetzt passierte für Ole zu viel auf einmal. Der wütende Mann schien wieder zu seinem eigentlichen Ich zurückzufinden. Der Medizinmann wartete ab, den Stift in der Hand.

Alderheim sagte mit lauter Stimme in Richtung Carlander, wenn es sein müsse, bekenne er sich sämtlicher Vergehen schuldig, bis auf einen dämlichen Anruf, mit dem er sich selbst belastet haben sollte. Die Ziege gehöre ihm, das Mehl ebenso, das Sexspielzeug auch – aber vor allem gehörten die beiden Bilder ihm!

»Ich gebe zu, was Sie wollen, wenn Sie mir die nur zurückgeben. Sie sind echt! Und sie gehören mir! Hören Sie auf den Eingeborenen hier! Sie gehören mir!«

Victor Alderheim verlangte, sofort aus der Haft entlassen zu werden, denn daran, echte Gemälde in seinem Keller zu haben, sei nichts strafbar. Er sei verdammt noch mal Kunsthändler! Aber zuallererst solle der Schwarze mit vollem Namen auf der Serviette unterschreiben.

»Unterschreib endlich, verdammt!«

Inspektor Carlanders Kopfschmerzen vom Zusammenprall mit der Wurfkeule tags zuvor wurden durch das Geschrei und Geschimpfe nur schlimmer.

Er stellte sich zwischen den Massai und den Brüllaffen.

»Mir egal, mit wem oder wie Sie es treiben, aber hier im Haus fahren Sie einen Gang runter, dass das klar ist. Sonst hole ich die Elektroschockpistole.«

Sich für den Ziegensexmann ins Zeug zu legen, wäre ja noch schöner.

Ole Mbatian schenkte sich das mit der Serviette, sein Ehrenwort musste ja wohl reichen. Und jetzt wollte er weg.

»Wenn Sie, Herr wütender Mann, und Sie, Herr Polizist, gestatten, ich muss jetzt los und meinen Sohn suchen. Würden Sie wohl so nett sein und meine Keule holen, bevor ich gehe? Ich verspreche, sie keinem auf den Kopf zu hauen, nicht mal dem Wütenden hier, auch wenn ich weiß, dass eigentlich jeder davon in andere Stimmung kommt.«

Der Inspektor fragte sich verwundert, woher der Massai wusste, dass er gehen durfte. Das war doch eben erst beschlossen

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