Der Mann, der niemals schlief: Ein Tom-Sawyer-Roman by Rost Simon X

Der Mann, der niemals schlief: Ein Tom-Sawyer-Roman by Rost Simon X

Autor:Rost, Simon X. [Rost, Simon X.]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Bastei Luebbe
veröffentlicht: 2012-11-16T00:00:00+00:00


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»Lass das, Kleiner! Hör auf damit, du wirst sie noch zerfetzen!«

Tom lachte lauthals, und Hollis hörte an seiner Stimme, dass der Tadel nicht ernst gemeint war. Immer wieder sprang der Hund an Toms Hosenbeinen hoch und leckte Tom über die Hände und über das Gesicht, während Tom ihn kraulte und gleichzeitig versuchte, Hollis’ Zähne von seinen Hosenaufschlägen fernzuhalten.

»Er humpelt. Genau wie du. Ich schätze, ihr zwei seid euch ziemlich ähnlich.«

Becky sah grinsend auf Tom hinunter, der vor ihr kniete und mit dem Hund spielte.

Tom strahlte. »Wo hast du ihn gefunden? Beim Gefängnis?«

Becky schüttelte den Kopf. »Er lag vorgestern Morgen im Stroh in unserem Stall. Irgendwie hat er sich wohl daran erinnert, dass es da mal einen Knochen für ihn gab, und er hat sich dahin geschleppt. Zwei Tage lag er rum und hat sich von mir füttern lassen. Seit gestern läuft er wieder.«

»Schlaues Kerlchen. Hast du gut gemacht!«

Tom drückte seine Stirn gegen die von Hollis, und es war ihm egal, dass der Hund ihm mit der rauen feuchten Zunge über das Gesicht fuhr. Doch dann traten zwei schwarz polierte Lederstiefeletten in sein Gesichtsfeld, und Tom blickte auf.

»Miss Thatcher. Mr Sawyer?«

Der Stationsvorsteher war ein distinguierter Mann Anfang fünfzig mit einem quadratischen grauen Schnurrbart, der genauso breit war wie seine Nase. Louis Hayward trug eine blitzsaubere blaue Uniform mit roten Streifen, an deren Gürtel ein beeindruckender Schlüsselbund hing. Die wachen Augen unter der Mütze blickten ungehalten auf den Mann hinab, der sich von einer Promenadenmischung ablecken ließ, und Hayward schien darum bemüht, bei diesem Anblick Haltung zu bewahren.

Becky gab ihm die Hand. »Vielen Dank, dass Sie uns empfangen, Sir.«

Sie standen im erst vor wenigen Wochen fertiggestellten Bahnhofsgebäude von St. Petersburg. Bevor das eindrucksvolle Gebäude zwei Blocks südlich des Broadway errichtet worden war, mussten die Fahrgäste in der Lobby von »Kettering’s Hotel« in der südlichen Main Street auf den Zug warten. Wenn der Zug einfuhr, war man einfach über die Straße gelaufen und die vier Stufen zu einer schlichten Holzplattform hinaufgestiegen, um einzusteigen.

Hayward hatte in der Lobby des Hotels in einem kleinen Verschlag gesessen, von wo aus er Fahrkarten verkaufte und Fahrplanänderungen ankündigte. Jetzt war er der stolze Aufseher über ein dreistöckiges Backsteingebäude mit zahlreichen Giebelchen, mit einem Turm, an dem es eine große Uhr gab, und mit einem geräumigen holzgetäfelten Wartesaal unter einem zentralen Oberlicht. Für St. Petersburger Verhältnisse war das Gebäude viel zu groß, aber die St. Louis & St. Petersburg Railway schien für eine rosige Zukunft zu planen, und in den oberen Stockwerken waren die Handwerker noch dabei, einige Gästezimmer auszubauen.

Tom stand von den glänzenden Marmorfliesen auf und gab dem etwas steif wirkenden Stationsvorsteher ebenfalls die Hand. »Danke, Sir.«

Hayward nickte säuerlich, und nach einem abschätzigen Blick auf Toms abgerissenes Äußeres meinte er mit gezwungenem Lächeln: »Keine Ursache. Dem Chronicle ist die St. Louis & St. Petersburg Railway stets gerne behilflich. Ich habe den Mann hier, Isaac ist sein Name. Er kann Sie begleiten.«

Hayward wies mit dem Kinn über die Schulter. Durch das Fenster neben der Tür zur Bahnplattform konnte man



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