Der Mann, der die Frauen belog by Carol O'Connell

Der Mann, der die Frauen belog by Carol O'Connell

Autor:Carol O'Connell
Die sprache: eng
Format: mobi
Herausgeber: PeP eBooks
veröffentlicht: 2010-06-05T22:00:00+00:00


5

24. Dezember

Angel Kiplings Glitzerblick überflog die Zeilen, die über den Bildschirm rollten und neue Lügen brachten, und sie überlegte, wie viel sie dafür würde zahlen müssen. Womöglich musste sie diesmal, um ihren Namen aus der Presse herauszuhalten, nicht nur Geld, viel Geld, sondern auch einen Ehemann opfern.

Bei jedem Kuss, den er ihr auf die Wange gab, fuhr sie unwillkürlich zurück, weil sie sich automatisch fragte, wo er wohl gewesen war, was er wohl angestellt hatte. Seine Lügen bohrten in ihr, und sie gab keine Ruhe, bis jede einzelne aufgedeckt war.

Die Morgensonne schien auf den Bildschirm, so dass ein paar Zeilen schlecht zu lesen waren, aber das machte nichts, denn die Worte wiederholten sich endlos.

»Nicht ausrasten«, redete sie sich zu. »Du rastest immer viel zu schnell aus.« Wahrscheinlich ein Erpressungsversuch. Sonst hätten die Medien längst alles breitgetreten. Vorläufig ist also noch keine Gefahr im Verzug. Wir warten auf konkrete Forderungen. Sie nickte ihrem Spiegelbild zu, das sie vom Monitor her ansah. So einfach kann alles sein. Man darf nur nicht die Nerven verlieren …

Solange er lebte, war er angreifbar. Manchmal wünschte sie, er wäre tot. Dann hätte sie es überstanden, brauchte sich seine Lügen und Ausflüchte und endlosen Entschuldigungen nicht mehr anhören. Er hatte sich sehr lieb entschuldigt, weil er die Eigentumswohnung, die nicht ihm gehörte, als Sicherheit für den Kredit eingesetzt hatte. Er entschuldigte sich unentwegt, bei jedem Räuspern. Er entschuldigte sich bei dem Hund, und dann entschuldigte er sich im gleichen Ton bei ihr.

Der Mann am Empfang der Coventry Arms betrachtete seine Welt und sah, dass sie gut war. Es war eine Welt gepflegter Menschen in Designerkostümen, maßgeschneiderten Anzügen und handgefertigten Schuhen. Er achtete mehr auf die Kleidung als auf die Gesichter, und die Gesichter der wenigen Kinder nahm er überhaupt nicht wahr.

Die heiteren Klänge eines Vivaldi-Mandolinenkonzerts berieselten die Halle, und er schlug mit der Schuhspitze den Takt dazu.

Weniger melodisch, ja, ausgesprochen störend war das hohe Kläffen und kehlige Knurren, das aus der Aufzugskabine drang. Dann ging die Tür auf, und der Hundezoff setzte sich in der Halle fort.

Der Mann vom Empfang winkte einem Pagen, der aber hielt respektvollen Abstand. Er dachte nicht daran, sich von einem Pitbull und einem Mastiff in Stücke reißen zu lassen, das war in seiner Stellenbeschreibung nicht vorgesehen. Die Hundehalter verhielten sich ebenfalls zurückhaltend. Der Portier verließ seinen Posten, um den Mastiff anzufeuern. Der Page hielt einen Fünfdollarschein hoch. Er setzte auf den Pitbull.

Irgendetwas musste geschehen, fand der Mann vom Empfang, aber da er die Regeln nicht kannte, hatte er sich zu nah herangewagt. Der Mastiff schnappte zu, und menschliche Jammerlaute mischten sich in das wütende Gekläff.

Inzwischen hatte sich eine stattliche Zuschauermenge versammelt, und niemand bemerkte, wie von dem Schlüsselbrett hinter dem Empfangstresen Mallorys Schlüssel verschwand und durch einen ganz ähnlichen ersetzt wurde.

»Hast du dich über den CD-Player gefreut?«

»Ja, schönen Dank. Und dass du mir Louisas Concerto dazu ausgesucht hast, war eine gute Idee.«

»Du musst jetzt auf CDs umsteigen, Charles. Die meisten deiner Platten lassen sich wahrscheinlich überspielen, sie sind ja gut erhalten.«

»Ich mag aber Schellackplatten.



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