Der Leichensammler by D. E. Meredith

Der Leichensammler by D. E. Meredith

Autor:D. E. Meredith [Meredith, D. E.]
Die sprache: deu
Format: epub, mobi
Tags: Historischer Kriminalroman
ISBN: 9783442471300
Herausgeber: Goldmann TB
veröffentlicht: 2012-04-16T22:00:00+00:00


11

CAMBRIDGE

Hatton blickte aus dem Fenster und sah die hoch aufragenden Türme von Cambridge. Inspector Adams fragte gähnend:

»Sind wir da?«

»Ja, Inspector, wir sind da«, antwortete Broderig. »In einer Stunde geht die Sonne unter.« Er sprang auf, schwankte ein wenig und drohte beinah umzufallen, doch während der Zug in den Bahnhof einfuhr, fing er sich wieder.

»Nach Ihnen, bitte, meine Herren.« Der Inspector nahm seine Sachen.

»Haben Sie nicht etwas vergessen?« Broderig zeigte auf den Autopsiebericht über das Mädchen, der platt gedrückt auf dem Sitz lag.

»Ach ja.« Der Inspector nahm die Blätter eilig und schob sie energisch in seine Tasche.

»Sind Sie immer so vergesslich, Inspector?« Broderig lächelte, um den Vorwurf abzumildern. »Ich lasse nie etwas liegen. Wie zum Beispiel meine Reisetasche. Ich gehe nie ohne sie aus dem Haus!« Broderig drückte die Tasche an sich, als ob sie die Kronjuwelen enthielte. Der Inspector blickte den jüngeren Mann mürrisch an und zog eine seiner buschigen Augenbrauen hoch. »Wenn Sie es unbedingt wissen müssen, ich vergesse nur selten etwas. Jedenfalls nichts Wichtiges.«

»Das Mädchen ist also nicht wichtig, Inspector?« Broderig zwinkerte Hatton zu, der zwar missbilligend wie ein Lehrer den Kopf schüttelte, doch in Wahrheit froh war, dass sein neuer Freund dies gesagt hatte.

»Sollen wir eine Droschke nehmen?«, fragte Adams. »Wie weit ist es bis zum College?«

»Mit der Kutsche ist es nur ein Katzensprung, Inspector. Folgen Sie mir, meine Herren.« Broderig drängelte sich bereits an den zahlreichen Reisenden vorbei.

»Sidney Sussex, so schnell, wie Sie können«, sagte er zu dem Kutscher.

Sobald die drei Männer hineingeklettert waren, führ die Kutsche los. Hatton blickte durch das schmutzige Fenster, während sie in die Stadt rasten, und betrachtete die Platanen, die sich im stürmischen Wind beugten.

Nach ungefähr fünfzehn Minuten hielt die Kutsche ziemlich abrupt an.

»Wie viel?«, fragte der Inspector den Kutscher, nachdem sie ausgestiegen waren.

»Einen Shilling, es sei denn, die Herren möchten mehr zahlen.«

Broderig lachte und suchte in seiner Tasche nach Kleingeld. Hatton beobachtete, wie eine glänzende Guinee Münze den Besitzer wechselte.

»Geben Sie immer so viel Trinkgeld?«, fragte Hatton aufrichtig neugierig.

Broderig lächelte, während der Wind ihm einzelne Haarsträhnen in sein attraktives Gesicht blies.

»Mir hat sein Mantel gefallen«, sagte er strahlend.

Der riesige Haupteingang zum College war geschlossen.

»Gestatten Sie«, sagte Broderig und drehte einen schwarzen Knopf, worauf sich die Tür mühelos öffnete. Die Männer traten in die Pförtnerloge, die hell erleuchtet war und beinah einladend wirkte.

Der Inspector trat rasch vor und schlug heftig auf die Klingel. Ein uralter Pförtner tauchte auf, er rieb sich die Augen.

»Ja, Sir? Kann ich Ihnen helfen, Sir?«, fragte der alte Mann und strich über seine zerknitterte Kleidung.

»Wir möchten zu Dr. Finch«, antwortete Adams, der dicke Schneeflocken von seinem Mantel schüttelte.

»Werden Sie von ihm erwartet, meine Herren?« Der Pförtner betrachtete die Besucher genauer.

»Nun machen Sie schon. Wir kommen von Scotland Yard und sind in einer dringenden polizeilichen Angelegenheit hier«, schrie Adams ihn an.

»Scotland Yard? Ist ja schon gut. Nur einen Augenblick, ich muss meine alten Knochen gut einpacken. Draußen ist es bitterkalt.« Der Pförtner nahm seinen Mantel. »Hier entlang, bitte.«

Die Männer betraten den Chapel Court. Der Schnee auf dem Gehweg knirschte unter ihren Füßen.



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