Der Kuss des Windes - Sturmkrieger: Band 1 (German Edition) by Shannon Messenger

Der Kuss des Windes - Sturmkrieger: Band 1 (German Edition) by Shannon Messenger

Autor:Shannon Messenger [Messenger, Shannon]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2015-03-01T16:00:00+00:00


28

AUDRA

Der Anblick, wie Vane vom Himmel stürzt, versetzt mich zurück in die Vergangenheit.

Ein Mann schwebt über mir in der Falle des Sturmkriegers. Ein Knäuel aus dunklen Kleidern, zappelnden Gliedern und Wind.

Eine entsetzliche Sekunde lang denke ich, es ist mein Vater, und mein Körper wird von Schluchzern geschüttelt. Dann kann ich sein Gesicht erkennen.

Es ist nicht mein Dad.

Es ist Vanes Dad.

Ich hasse mich dafür, dass ich erleichtert bin, aber ich kann nicht anders.

Seine weit aufgerissenen, entsetzten Augen begegnen meinen, während er versucht, seine Arme zu befreien. Doch die Windfesseln sitzen so eng, dass er sich nicht rühren kann. Allein kommt er da niemals raus.

Ich muss ihm helfen. Ich muss das hier in Ordnung bringen, es irgendwie wiedergutmachen.

Noch bevor ich entschieden habe, wie ich vorgehen soll, löst sich aus der Sturmwand eine Bö, windet sich um den dunklen Stamm eines entwurzelten Baums und schleudert ihn wie von unsichtbarer Hand in meine Richtung. Ich werfe mich auf den Boden, bedecke meinen Kopf mit meinen mageren Armen und warte darauf, von den spitzen Ästen aufgespießt zu werden. Doch dann ändert die Bö ihre Richtung, und ich höre, wie Vanes Dad aufschreit.

Etwas Rotes, Nasses tropft auf meinen Arm.

Hebt sich grell vom Grau und Schwarz des Sturms ab. Ich weiß nicht, was es ist oder woher es kommt. Bis mir ein weiterer Tropfen auf die Wange klatscht.

Als ich den Blick hebe, sehe ich krumme Äste aus seinen Armen, seinem Hals, seinem Brustkorb ragen. Rote Rinnsale sickern aus den Wunden.

Ich schreie, so laut und gellend, wie ich noch nie geschrien habe.

Vanes Gebrüll holt mich zurück in die Gegenwart, und ich befehle dem Wind, der mich umgibt: »Brause!«

Ich atme erst wieder auf, als ich Vane am Handgelenk in das mich tragende Nest aus Wind gezogen habe.

»Ich hab dir doch gesagt, dass das keine gute Idee ist«, murmelt er mit zittriger Stimme.

Er hat recht.

Er ist sogar noch hilfloser, als es seine Eltern waren.

Das muss ich mir immer vor Augen halten, mag er sich auch noch so vielversprechend entwickeln.

Als unsere Füße auf dem Boden aufkommen, merke ich, dass ich mich mehr an Vane klammere als er sich an mich.

Ich kann ihn nicht so enden lassen wie seine Eltern.

Ich kann es nicht.

Und ich werde es auch nicht.

Ich lasse ihn los. »Was ist denn da oben passiert?«

»Keine Ahnung. Ich glaube, ich hatte ein Blackout.«

»Ein Blackout?« Er nimmt das viel zu sehr auf die leichte Schulter. Weil seine Eltern sich nicht genug ins Zeug gelegt haben, sind sie jetzt beide tot.

»Hey, schließlich werde ich nicht jeden Tag durch einen Sturmtrichter gejagt wie eine Kugel durch den Gewehrlauf. Große Höhen liegen mir nicht.«

»Große Höhen liegen dir nicht?«

Er wird rot. »Es ist ja keine Höhenangst. Ich bin einfach nicht daran gewöhnt.«

»Tja, dann solltest du das schleunigst ändern.«

»Schon klar.«

»Bevor die Sturmkrieger kommen.«

»Wie gesagt: schon klar. Ich bin kein Idiot.«

Ich seufze und versuche mich zusammenzureißen. »Hör mal, Vane. Ich weiß, dass ich dir echt viel abverlange. Aber nur zu deinem eigenen Schutz. Ich muss dir möglichst viele grundlegende Selbstverteidigungstechniken beibringen. Und dazu gehört, einen Fall aus großer Höhe abzubremsen.



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