Der Kuss Des Anubis by Brigitte Riebe

Der Kuss Des Anubis by Brigitte Riebe

Autor:Brigitte Riebe [Riebe, Brigitte]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 3570136795
Herausgeber: cbj
veröffentlicht: 2013-01-05T05:00:00+00:00


Die Schatten begannen, lang zu werden. Re* schickte sich an, seine Sonnenfahrt am Himmel zu beenden. Noch immer strömten die Frauen zurück in das Wüstendorf, so viele, dass sich vor dem Kontrollpunkt eine regelrechte Schlange gebildet hatte.

»Ich weiß noch immer nicht genau, was wir hier sollen«, sagte Imeni missmutig. »Ich muss ein Trottel sein, um einfach hinter dir her zu latschen. Dämmerung - hat Userkaf gesagt. Dämmerung! Jetzt ist noch helllichter Tag und wir sind bereits auf Posten.«

»Wenn wir etwas herausfinden wollen, müssen wir uns eben anstrengen. Und jetzt hör auf zu jammern, sondern mach lieber deine Augen auf! Vielleicht geschieht ja etwas Entscheidendes.«

Imeni schüttelte den Kopf.

»Wollen all diese Frauen nicht gerade nach Hause? Wie sollten sie da etwas herausschmuggeln können?«

»Wir beobachten einfach, was sie tun. Könnte doch sein, dass uns dabei ein Licht aufgeht!« Ani runzelte plötzlich die Stirn. »Ja, wen haben wir denn da? Das ist doch Iset!«

Die junge Frau war schwer beladen. Auf ihrem Kopf balancierte sie einen großen Korb, der mit Gemüse gefüllt war, während von ihren Schultern beiderseits zwei prall gefüllte Leinentaschen baumelten. Schweiß stand auf ihrer Stirn. Sie keuchte.

Plötzlich gab sie einen seltsamen Laut von sich und fiel vor den beiden Polizisten in den Staub.

Ani war sofort bei ihr, löste die Taschen von ihren Schultern und bettete sie einigermaßen bequem, während Imeni sich um das herausgekullerte Gemüse kümmerte.

Nach wenigen Momenten schlug Iset die Augen wieder auf. »Wo bin ich?«, murmelte sie. »Was ist geschehen?«

»Ohnmächtig bist du geworden, das ist geschehen.« Ani beträufelte zunächst ihre Lippen mit Wasser. Dann half er ihr beim Aufrichten und ließ sie selber trinken. Iset schluckte gierig. »Du trägst ja schwerer als eine Eselin. Kann Kenamun dir dabei nicht helfen?«

Ihre Hand flatterte nach oben. »Kenamun? Der ist doch so gut wie nie zu Hause.« Sie bemühte sich um ein Lächeln. »Ich schaff das schon!« Iset rappelte sich auf und wollte nach ihren Lasten greifen.

»Wieso begleitest du sie nicht, Ani?«, schlug Imeni vor. »Trag du ihr doch die schweren Taschen nach Hause. Wenn du dich ein wenig beeilst, kannst du rechtzeitig zu Dienstbeginn wieder auf deinem Posten sein.«

Ani verstand sofort. Welch günstige Gelegenheit, sich auch jenseits der Kontrollstelle unauffällig umzusehen!

»Ja, Imeni hat recht!«, rief er. »Überlass das Schleppen ruhig mir. Dann wird es dir schnell wieder besser gehen.«

Es gelang ihm, Iset an der Schlange der Wartenden vorbeizuschleusen, obwohl sie sich dabei einige missbilligende Blicke einhandelten. Doch der ältere Polizist an der Kontrollstelle lächelte verständnisvoll, als er die blaue Schärpe der Flusspolizei erkannte.

»Eine Verwandte?«, sagte er, während er Isets Korb und Taschen gründlich durchsuchte. »Und du stehst ihr zur Seite?«

»So ungefähr«, erwiderte Ani möglichst wahrheitsgemäß. »Sie hatte gerade einen kleinen Schwächeanfall und sollte sich ausruhen. Deshalb springe ich kurz als Träger ein.«

»Das war kein Schwächeanfall«, sagte Iset, kaum waren sie auf der anderen Seite der Mauer angelangt. »Ich bin schwanger, nicht krank. Und du bist der Erste, der es erfährt.«

»Sag bloß, dein Mann weiß noch nichts davon!«

Isets große Augen wurden feucht. »Ich bin nicht einmal sicher, ob es Kenamun wirklich interessieren würde!«

»Aber was redest du da!« Ani war mitten auf der engen Gasse stehen geblieben.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.