Der Komet von Palling - Oberbayern-Krimi by Niemann Rene Paul

Der Komet von Palling - Oberbayern-Krimi by Niemann Rene Paul

Autor:Niemann, Rene Paul [Niemann, Rene Paul]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Krimi
ISBN: 9783863580834
Herausgeber: emons Verlag
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


17

In den folgenden Tagen lauerte die Langner überall. Sie passte Maria beim Einkaufen ab, vor der Sporthalle in Trostberg, einmal sogar vor der Kirchentür. Ihr Lächeln zeigte viele Zähne, und immer kam sie mit den gleichen Sprüchen.

»Du siehst heute wieder schlecht aus, meine Liebe.«

»Ach ja?«, entgegnete Maria wortkarg.

»Dein Mann lässt dich bestimmt von früh bis spät arbeiten, nicht wahr?«

»Es ist halt viel zu tun auf dem Hof.« Maria wollte sich rasch verdrücken.

»Er sollte rücksichtsvoller sein! Verwöhnt er dich denn sonst wenigstens, der Xavi?«

»Wie meinst du das?«, fragte Maria unfreundlich. Sie verspürte wenig Lust, Details aus ihrem Privatleben zu erzählen. Außerdem konnte sie es nicht leiden, wenn andere Frauen ihren Mann bei seinem Kosenamen nannten.

Thereses Lächeln war vieldeutig. Mit der Zungenspitze fuhr sie sich über die Lippen. »Du weißt schon, was ich meine, Maria. Unser Liebeszauber, wirkt er denn?«

Maria errötete. Sie schätzte Zweideutigkeiten nicht sonderlich. »Ich denke, es war albern von mir zu glauben, dass er mit der Monika …«

»Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste!«

Maria versuchte, an der Hexe vorbeizukommen, ohne sie zu berühren. Aber die Langner war anhänglich wie eine Klette. Sie fasste sie am Ärmel und hielt sie fest. »Du hast mir noch gar nicht gesagt, wie es mit dem Nachwuchs geht. Ist alles in Ordnung? Weißt du denn schon, was es wird?«

Unwillig machte Maria sich los. Von der Ecke her schaute schon die Bäckerin, die dort mit der Frau Berggrün stand. Die beiden steckten die Köpfe zusammen.

Die Mundwinkel der Hexe zuckten. »Fragst du deinen Arzt denn nicht? Ja, bist du denn gar nicht neugierig, Maria?«

»Ich lasse mich am liebsten überraschen.«

»Also ich an deiner Stelle könnte gar nicht abwarten, alles ganz genau zu wissen!«

Du bist aber nicht an meiner Stelle, dachte Maria.

Die Stimme von der Therese war wieder weich geworden. »Aber es ist doch alles in Ordnung, nicht wahr?«

»Ein bisschen müde bin ich halt manchmal. Der Kreislauf. Das ist wohl normal, wenn man in meinem Alter noch solche Dummheiten macht.«

Die Langner kam ganz nahe, sodass Maria ihren warmen Atem am Ohr fühlte. »Das ist der Komet, der an dir zehrt. Er trägt schädliche Energien in sich, Kräfte vom Anbeginn der Zeit, Spurenelemente, die vielleicht mit dem Urknall entstanden sind und die Auswirkungen haben, die wir gar nicht kennen. Und Menschenblut klebt an ihm, das Blut dieses jungen Mannes, es ist in euren Acker gesickert …«

Maria ergriff die Flucht. Sie lief einfach davon, vorbei an der Kerbel Hanni und der Berggrün, ohne einen Gruß, mit versteinertem Gesicht. Zu Hause versuchte sie, die Monika zu erreichen, doch die war auf eine Exkursion in die Eifel gefahren, um Meteoritenkrater anzuschauen. Maria schloss sich in ihr Zimmerchen unterm Dach ein und trank Kamillentee, bis ihre Gedanken sich wieder beruhigten.



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