Der Kinderpapst by Peter Prange

Der Kinderpapst by Peter Prange

Autor:Peter Prange [Prange, Peter]
Die sprache: deu
Format: mobi
ISBN: 9783492958318
Herausgeber: Piper ebooks
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


SIEBTES KAPITEL: 1045–46

WIEDERGEBURT

1

»Ich soll Chiara di Sasso heiraten? Wollt Ihr Euch über mich lustig machen?«

Teofilo war gerade von einer Audienz in seine Privatgemächer zurückgekehrt, als Petrus da Silva ihn mit seinem aberwitzigen Vorschlag empfing.

»Das würde ich mir niemals erlauben, Ewige Heiligkeit«, erwiderte der Kanzler, ohne jede Regung in seinem glatt rasierten Gesicht.

»Dann müsst Ihr verrückt geworden sein!«

»Ich hoffe nicht, Heiliger Vater.«

»Was soll dann das Geschwätz? Ich bin der Papst! Ich bin zu lebenslanger Ehelosigkeit verdammt! Das habt Ihr mir immer wieder unter die Nase gerieben, als ich den Zölibat abschaffen wollte.«

»Dessen bin ich mir durchaus bewusst, Heiligkeit. Allerdings, veränderte Umstände erfordern bisweilen veränderte Maßnahmen. Und selbstredend sollt Ihr nicht den Zölibat verletzen.«

»Chiara di Sasso!«, schnaubte Teofilo. »Ausgerechnet!«

»Warum ausgerechnet?« Petrus da Silva musterte ihn mit seinen grauen, seelenlosen Augen.

»Zum Teufel! Das geht Euch nichts an!«

Mit einem Ruck kehrte er dem Kanzler den Rücken und trat ans Fenster. Draußen strebten die spanischen Mönche, die er soeben in ihre Heimat verabschiedet hatte, auf eine Weinschenke zu, um sich Proviant für die Reise zu erbetteln. Ihr Anblick erfüllte ihn mit Neid. Beati sunt pauperes in spiritu – glücklich sind, die arm im Geiste … Die Mönche besaßen nicht mehr als ihre Kutte und ihren Glauben, aber sie konnten tun und lassen, was sie wollten. Was für ein wunderbares Leben sie führten!

»Bitte erlaubt mir, Euch den Sinn des Plans zu erläutern«, sagte der Kanzler.

»Tut, was Ihr nicht lassen könnt.«

»Ziel ist die Befriedung Roms und der Kirche, ein einfaches, zweckdienliches Kalkül zum Ausgleich der Interessen. Drei Schritte sind dazu erforderlich. Erstens: Seine Heiligkeit, Papst Benedikt IX., verzichtet auf die Cathedra, um Platz zu machen für ein neues, von allen römischen Familien akzeptiertes Kirchenoberhaupt. Zweitens: Teofilo di Tusculo lässt sich in den Laienstand zurückversetzen und geht mit Chiara di Sasso, Witwe des im Krieg gefallenen Crescentiers Domenico, den Bund der Ehe ein, als sichtbares Zeichen der Versöhnung zwischen den verfeindeten Parteien. Drittens: Der neue Papst erteilt allen Beteiligten Absolution, um die Pax dei in der heiligen Stadt zu stiften.«

»Genug!« Teofilo fuhr vom Fenster herum.

Petrus da Silva verbeugte sich. »Dies ist alles, was ich vorzutragen habe, Ewige Heiligkeit. Ich bitte demütig um Euer Urteil.«

»Mein Urteil?«

Während Teofilo nach Worten suchte, flog die Tür auf, und seine Mutter trat herein. Wie eine Furie stürzte sie sich auf den Kanzler.

»Ich habe alles gehört! Euren ganzen schändlichen Plan!«

»Bitte beruhigt Euch«, sagte Petrus da Silva mit zur Abwehr erhobenen Armen.

»Abdankung? Heirat? Ihr verhöhnt den Heiligen Geist! Mein Sohn gehört Gott, nicht einem Weib!«

»Ich begreife Eure Erregung, edle Ermilina. Aber Gottes Wege sind oft wunderbar, und es ist nicht an uns, die Vorsehung in Frage zu stellen. Oder wollt Ihr verhindern, dass endlich Friede an die Stelle des Krieges tritt?«

»Wie könnt Ihr daran zweifeln? Doch um Frieden zu stiften, muss Chiara di Sasso nicht den Papst heiraten. Ich habe meinem Mann noch drei andere Söhne geboren!«

»Aber keinen, der ein solches Zeichen der Versöhnung zu setzen vermag wie Ewige Heiligkeit.«

»Ewige Heiligkeit? Ihr wagt es, das Wort ewig in den Mund zu nehmen, obwohl Ihr die



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