Der Kater und die Nacht der Jäger by Pestum Jo

Der Kater und die Nacht der Jäger by Pestum Jo

Autor:Pestum, Jo [Pestum, Jo]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Es dauerte ein Dutzend Atemzüge lang, dann sagte jemand im Bienenhaus deutlich: »Ja.«

»Wer sind Sie? Ich möchte Ihre Namen wissen.«

Wieder das Zögern. Dann: »Ich hab meinen Namen schon gesagt.«

»Aber mir nicht. Ich möchte wissen, wer da im Häuschen ist.«

»Und wenn ich es nicht verrate?«

»Dann machen Sie alles nur schlimmer. Also?«

Die Stimme sagte leise: »Ich heiße Kurt Jacobs.«

Katzbach fragte: »Wer sind die anderen? Sie sollen sich melden!«

»Mein Freund ist noch hier. Ha-Ge... Äh, ich meine: Hans-Georg Czerny.«

»Kann er nicht selbst seinen Namen sagen?«

»Nein — nein, das kann er nicht!« Das war fast geschrien, das hörte sich nach Panik an.

»Weil er verwundet ist?« fragte Katzbach.

»Ja, verdammt! Ja! Weil diese verdammten Schweine auf ihn geschossen haben. Einfach draufgehalten. Voll rein. Kann man ja ruhig drauf schießen, auf son Menschen. Macht ja nix, gibts ja genug von.« Sogar das Atmen war zu hören. »Der Ha-Ge hat dem Mädchen nichts getan! Hören Sie? Der Ha-Ge hat dem Mädchen doch nichts getan!«

Ich muß jetzt ganz ruhig bleiben, redete Katzbach sich ein. Ich darf jetzt keinen Fehler machen. Waren nicht schon genug Fehler gemacht worden? »Ist er schwer verletzt?«

Gemurmel erst. Da redete auch eine andere Stimme, flüsternd, beschwörend. »Ja. Ich glaub, er ist schwerverletzt. Er gibt keine Antwort, er ist ohnmächtig. Bluten... bluten tut er auch.«

»Geben Sie die Tür frei. Seien Sie vernünftig. Oder wollen Sie es auf Ihr Gewissen nehmen, daß Ihr Freund verblutet? Überlegen Sie sich das.«

»Das ist doch ein Trick!« Die Stimme überschlug sich. »Ich kenn das doch! Ihr Bullen schießt doch sofort!«

»Keiner schießt. Hier schießt keiner.« Hoffentlich schießt keiner, dachte Katzbach, hoffentlich. »Wir werden Sie fair behandeln. Wenn niemand von Ihnen das Mädchen getötet hat, brauchen Sie auch keine Angst zu haben.«

Kommissar Katzbach sagte nichts von der Fahndung der Oberhausener Kripo. Es ging um den Verwundeten und um das Mädchen da drin. Alles andere war jetzt unwichtig.

»Das sagen Sie so!«

»Sie haben kein Vertrauen zu mir?«

»Nein, hab ich nicht. Kein Stück.«

»Hören Sie, wir haben einen Krankenwagen hier. Und einen Notarzt. Lassen Sie wenigstens die Sanitäter rein und den Kranken rausholen. Die Polizei zieht sich zurück.« Die Hitze klebte bedrückend eng am Körper. Katzbach hatte keinen trockenen Faden mehr am Leib.

»Wenn auch nur ein einziger Schwanz näher kommt, passiert dem Mädchen hier was!«

Katzbach wußte aus Erfahrung, zu welch irrationalen Handlungen Menschen fähig waren, wenn sie sich in die Enge getrieben fühlten. Ja, in schlimmer Angst waren Menschen zu fast allem fähig. Die Frage war nur: Wer war für diese Angst verantwortlich? Angst entsteht nicht von selbst. Auch diese Angst war nicht von selbst entstanden. Jemand würde dafür bezahlen müssen: für die Angst, für die Schmerzen — und für den Tod eines Mädchens.

Katzbach gab sich viel Mühe, Ordnung in seine Gefühle zu bringen, Entspannung, wenigstens eine Spur von Ruhe. Sinnlos. Er rief: »Das Mädchen soll sich melden!«

Getuschel, aufgeregtes Streiten, dann flüsterndes Zureden — endlich die Stimme des Mädchens. »Ja? Ja?«

»Wer sind Sie?« fragte Katzbach. »Sind Sie... sind Sie in Ordnung? Hat man Ihnen etwas getan?«

»Ich heiß Tilde Bluhm. Die haben mir nichts getan, nein, die haben mir nichts getan.



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