Der Kater und der Mann aus Eisen by Pestum Jo

Der Kater und der Mann aus Eisen by Pestum Jo

Autor:Pestum, Jo [Pestum, Jo]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Die kriminalbeamtin war wieder da. Kristin hatte geschlafen und fühlte sich jetzt leer und ruhig. Sie hatte Mühe, die Wörter richtig zu artikulieren, weil ihre Lippen eigenartig taub und hart waren. Doch Kristin schaffte es, endlich von dem Mann zu berichten, der ihr am Telefon gesagt hatte, Felix würde erst später aus der Vollzugsanstalt entlassen.

„Felix wurde aber pünktlich um sechzehn Uhr entlassen“, sagte Kristin, „und ich hab ihn darum verpaßt. Der Mann am Telefon hat gelogen. Im Gefängnis die Beamten, die haben mir erklärt, solch ein Gespräch wär auch gar nicht vom Gefängnis aus geführt worden. Was hat das nur zu bedeuten?“

Cilly Winn sagte: „Es könnte zum Beispiel bedeuten, daß Kommissar Katzbach recht hat. Er glaubt, daß man Felix Magira für den Mörder halten soll und daß alle Indizien auch gegen ihn sprechen. Katzbach vermutet jedoch, daß viel mehr hinter der Sache steckt und daß jemand die Polizei auf eine falsche Spur bringen will. Kommissar Katzbach irrt sich übrigens selten. Kristin, Ihre Aussage ist von größter Wichtigkeit für uns!“

„Ja?“ Kristin gab sich Mühe, das auch wirklich zu verstehen, was die Frau von der Kripo ihr gerade erklärt hatte. Wenn Felix Hannes gar nicht getötet hatte... Sie brauchte Zeit für diesen Gedanken.

„Wie haben Sie Herrn Röttgen eigentlich kennengelernt?“ fragte Cilly Winn.

„Vom Sehen kannte ich ihn schon länger. Er kam manchmal ins Schreibbüro. Die Mädchen machten ihm dann immer Augen. Wann ich ihn näher kennenlernte? Als damals die Ausländerhetze in der Firma losging. Hannes Röttgen und die Gewerkschafter gründeten da eine Solidaritätsinitiative.“

„Sie haben dort mitgemacht?“

„Klar. Weil’s ne Sauerei war, wie man die ausländischen Mitarbeiter schikanierte. Wer dahintersteckte, das hat man ja nie so richtig rausgekriegt. Rechtsradikale jedenfalls. Aber Felix und ich, wir haben uns sofort der Initiative Mach meinen Kumpel nicht an! mit vielen anderen aus dem Werk angeschlossen.“ Kristin machte eine Pause, dann lächelte sie dünn. „Damals waren Felix und ich ja noch zusammen. Ja, und dann hab ich den Hannes näher kennengelernt. So war das.“

„Wer wußte davon, daß Felix Magira aus der Justizvollzugsanstalt entlassen wurde? Ich meine: Wer kannte den genauen Zeitpunkt?“

Kristin dachte nach. „Ich hab kein Geheimnis daraus gemacht. Mit meinen Kolleginnen hab ich sogar darüber diskutiert, ob es richtig wär, daß ich den Felix bei der Entlassung abhole. Die meisten meinten, das müßte ich tun, das wär fair.“

„Also hätte es praktisch jeder in der Firma wissen können?“

„Jeder nicht“, antwortete Kristin, „aber viele.“ Plötzlich wurde Lärm laut vor der Tür. Rufe. Fußgetrappel auf dem Gang. Eine Trillerpfeife schrillte. Dann steckte eine aufgeregte Krankenschwester den Kopf zur Tür herein.

„Was ist los?“ fragte Cilly Winn.

„Er ist hier aufgetaucht. Dieser Magira! Stellen Sie sich das bloß mal vor! Kommt am hellichten Tag hier angeschneit, dringt brutal ins Haus ein und... Jesses! Ich darf gar nicht dran denken, wenn der hier ein Blutbad...“ Die Schwester preßte die Hände vor den Mund.

„Haben meine Kollegen ihn erwischt?“ schrie Cilly Winn.

„Sie sind hinter ihm her. Aber ob die ihn kriegen? Wie der Teufel ist der weggerannt, als er die Polizisten sah. Was der bloß hier wollte?“

„Henrichs und Patricz sind die letzten Penner!“ schimpfte Cilly Winn los.



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