Der Kardinal Im Kreml. by Clancy Tom

Der Kardinal Im Kreml. by Clancy Tom

Autor:Clancy, Tom [Clancy, Tom]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783453861831
Amazon: 3453861833
Herausgeber: Heyne
veröffentlicht: 2002-08-31T22:00:00+00:00


Langsam kehrten die Geräusche zurück, klangen aber entfernt, wie im Traum. Doch dies war kein Traum. Wo der Mann mit dem Kind gelegen hatte, gähnte nun ein Krater. Ihm fiel ein, daß er dem Russen Barmherzigkeit erwiesen hatte. Nie wieder. Seine Hände, die das Gewehr um-klammerten, waren kreideweiß.

Zu spät erschien ein pakistanischer F-16, aber die Russen waren schon über die Grenze. Eine Minute später umkreiste der F-16 zweimal das Lager und wandte sich dann zurück zu seinem Stützpunkt.

«Sind Sie verletzt?» Das war Ortiz, der eine Schnittwunde im Gesicht hatte und sehr entfernt klang.

Der Bogenschütze gab keine Antwort, sondern wies nur mit seinem Gewehr auf eine Frau, die gerade zur Witwe geworden war und nach ihrer Familie schrie. Gemeinsam suchten die beiden Männer nach Verwundeten, denen geholfen werden konnte. Zum Glück war die Sanitätsstation unversehrt geblieben. Der Bogenschütze und der CIA-Mann schleppten ein halbes Dutzend Leute dorthin. Ein französischer Arzt hatte sich schon an seine blutige Arbeit gemacht.

Beim nächsten Gang fanden sie Abdul. Der junge Mann hatte eine Stinger eingelegt und schußbereit, gestand aber weinend, geschlafen zu haben, als die Angreifer kamen. Der Bogenschütze klopfte ihm auf die Schulter und meinte, es sei nicht seine Schuld. Ein französisches Fern-sehteam erschien, und Ortiz führte den Bogenschützen an eine Stelle, wo sie nicht gesehen werden konnten.

«Sechs», sagte der Bogenschütze. Die Zivilopfer zählte er nicht.

«Diese russischen Angriffe sind ein Zeichen von Schwäche, mein Freund», erwiderte Ortiz. Mehr Trost hatte er nicht zu spenden.

Er befürchtete, daß die Unterstützung der Afghanen ähnlich enden würde wie frühere Versuche, den Hong in Laos zu helfen, die sich tapfer gegen ihre vietnamesischen Feinde gewehrt hatten, nur um trotz aller westlichen Waffenlieferungen fast völlig ausgerottet zu werden. Diese Situation ist anders, sagte sich der CIA-Offizier und hielt seine Einschätzung auch für objektiv korrekt, doch es schmerzte ihn, diese Männer bis an die Zähne bewaffnet das Lager verlassen und dann dezimiert zurückkehren zu sehen. Half Amerika eigentlich den Afghanen bei der Rückgewin-nung ihres Landes, oder ermunterte es sie nur, so viele Russen wie möglich zu töten, ehe auch sie ausradiert wurden?

Was ist die richtige Politik? fragte er sich. Ortiz gestand, die Antwort auf diese Frage nicht zu wissen.

Er wußte auch nicht, daß der Bogenschütze gerade eine selbständige Entscheidung getroffen hatte.



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