Der Kampf des Jahrhunderts by Oldenburg Jan

Der Kampf des Jahrhunderts by Oldenburg Jan

Autor:Oldenburg, Jan
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2015-02-25T00:00:00+00:00


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»Also«, begann Lornel und blickte hochkonzentriert. »Ich packe meine Koffer, und ich nehme mit … eine Streckbank … eine Packung rostige Nägel … Ersatzblätter für die Säge … den hübschen Pullover, den mir Mama zum Geburtstag gehäkelt hat … ein großes Schlachterbeil … und … zwanzig rote Luftballons. Du bist dran!«

Lurnel holte Luft und rieb die sich Hände.

»Na schön, mal sehen … ich packe meine Koffer, und ich nehme mit … eine Streckbank, eine Packung rostige Nägel … Ersatzblätter für die Säge … den hübschen Pullover, den mir Mama zum Geburtstag gehäkelt hat, zwanzig rote Luftballons … und …«

»Ha!«, rief Lornel. »Du hast das Schlachterbeil vergessen! Ich hab gewonnen!«

»Stimmt gar nicht!«, protestierte Lurnel. »Ich wollte es gerade sagen!«

»Zu spät! Es war erst das Schlachterbeil, und dann kamen die roten Luftballons! Ich hab gewonnen, ich hab gewonnen!«

»Du lügst!«

»Nein, du lügst! Boss, Lurnel lügt!«

Hans blieb stehen und drehte sich zu ihnen um.

»Lurnel, Lornel«, säuselte er zuckersüß, »als kompetente und zuverlässige Mitarbeiter schätze ich euch sehr, dennoch wäre ich euch sehr verbunden, wenn ihr es irgendwie schaffen könntet, bis auf Weiteres davon abzusehen, meine Nerven übermäßig zu strapazieren. Wäre das möglich?«

Als die Zwillinge sein freundliches Lächeln sahen, verstummten sie und blickten zu Boden.

»Natürlich, Boss.«

»Sicher, Boss.«

»Vielen lieben Dank.«

Hans Freudenschneider hatte schlechte Laune.

Leute, die das zweifelhafte Privileg genossen hatten, den Geheimpolizisten näher kennenzulernen – ein kleiner, aber illustrer Personenkreis, dessen Mitglieder zur einen Hälfte tot und zur anderen dem Wahnsinn anheimgefallen waren –, erkannten dies an seiner expressiven Fröhlichkeit, die bei ihm in Phasen innerer Unzufriedenheit geradezu überschäumende Ausmaße annehmen konnte.

Schon seit Tagen waren sie auf keine weiteren Spuren des geflohenen Tyrannen gestoßen, was bedeutete, dass Horfax entweder gerissener war, als Hans ihn eingeschätzt hatte, oder dass sie sich ganz und gar auf der falschen Fährte befanden.

Freudenschneider pfiff eine demonstrativ vergnügte Melodie vor sich hin, bei der es selbst den Zwillingen eiskalt den Rücken runterlief.

Er hasste es, sich zu irren.

Dabei war er so sicher gewesen, dass Horfax sich als Erstes auf den Weg nach Düsterborg machen würde, um dort Verbündete für die Konterrevolution zu werben.

Wenn er stattdessen jedoch nach Süden gegangen war, wo die Koboldschamanen von Zark-no-Bul herrschten, hatte der Tyrann jetzt einen Vorsprung von mindestens einer ganzen Woche.

Hans hätte sich ohrfeigen können.

»Einen wunderschönen guten Morgen«, grüßte Freudenschneider den einsamen Wanderer, der ihnen gerade auf der vom Regen aufgeweichten Landstraße entgegenkam.

Es war ein Kobold, den man auf den ersten Blick für einen entflohenen Pyromanen hätte halten mögen.

Schon aus der Entfernung verströmte er den intensiven Geruch von Holzfeuer und Rauch, seine Kleidung war mit großen Brandlöchern übersät und sein breites Grinsen schien darauf hinzudeuten, dass er soeben erfolgreich ein ganzes Dorf abgefackelt hatte.

Unter dem Arm trug er einen großen Gegenstand, der in Lumpen gewickelt war.

»Einen wunderschönen guten Morgen auch euch!«, grüßte er zurück. »Ist es nicht herrlich, am Leben zu sein?«

»Ja, ja, in der Tat«, murmelte Hans und ging an ihm vorüber.

Dann blieb er plötzlich stehen.

Eigentlich war es nur ein Schuss ins Blaue, aber ein Versuch kostete schließlich nichts.

»Einen Augenblick, Freund«, rief er und wandte sich zu dem mutmaßlichen Brandstifter um.



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