Der Hexenschoeffe by Petra Schier

Der Hexenschoeffe by Petra Schier

Autor:Petra Schier [Schier, Petra]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Fiction, General, Historical, Historischer Roman
ISBN: 9783644512412
Google: JyEYAwAAQBAJ
Herausgeber: Rowohlt E-Book
veröffentlicht: 2014-10-01T21:55:27+00:00


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13. Kapitel

Kranckheiten / welche Bei gefall / oder umb der Sünden will vom Fressen / saufen / oder schwerem arbeiten / wie auch von der Unkeuschheit / hurrerey / herkommen / das alles wird auff den lügen Kerbstock von der zaubery gekerbt.

M

ensch, Thomas, nun halt doch mal den Sack ordentlich fest und schütt das Zeug geradeaus!», schimpfte Georg und schwenkte verärgert seine Pechfackel. «So wird das doch nichts. Die Spur soll nicht krumm und schief werden.»

«Ich geb mir doch schon Mühe», nuschelte Thomas, doch es war deutlich zu erkennen, dass er dem Wein bereits viel zu sehr zugesprochen hatte.

«Dann lass mich machen.» Schon wollte Bartel nach dem Sack greifen, der mit feinsten Sägespänen gefüllt war. Ein Drittel des Inhalts hatten sie bereits als dünne, aber gut sichtbare Spur auf das unebene Pflaster der Straße vor Dietrich Halfmanns Wohnhaus verteilt.

«Nein, ich mach das. Als Flurschütz ist das genau meine Aufgabe.»

«Unsinn, das kann jeder von uns tun», widersprach Georg.

«Ich bin aber schon dabei», protestierte Thomas, als Bartel nun beherzt nach dem Sack griff. «Lass los, das geht schon.»

«Meine Güte, du schüttest die Späne überallhin, nur nicht dort, wo sie hinsollen», schimpfte Bartel, musste aber ein Lachen unterdrücken. Auch er war nicht mehr ganz nüchtern und hatte dementsprechend Mühe, sich als ernster Schultheiß auszugeben. Auch die übrigen zehn Reihjungen, die den Streich begleiteten, lachten und riefen einander Scherze zu.

«Sch!», zischte Christoph. «Wollt ihr denn ganz Rheinbach aufwecken? Das soll doch eine geheime Aktion sein!»

«Schon gut, schon gut.» Tief atmete Bartel die kühle Nachtluft ein und bemühte sich, einen klaren Kopf zu bewahren. «Also seid jetzt alle wieder ganz leise. Thomas, pass ein bisschen besser mit den Sägespänen auf. Wo ist der Karren mit den anderen Säcken? Mensch, Jakob, schieb ihn doch ein bisschen leiser, wenn es geht!»

«Wie denn? Das Ding poltert nun mal auf den Steinen, was soll ich machen?»

Unter Gemoser und Gelächter ging es so immer weiter die Straße entlang, quer durch die Stadt, auf den Hof der Kocheims zu. Als sie das Haus des Schöffen Peller passierten, blickte Bartel unwillkürlich an der Fassade empor zu dem Fenster, wo Annas Schlafkammer lag. Heute war sie jedoch gar nicht dort, sondern schlief im Haus ihrer Eltern. Auch Peller selbst war dort zu Gast, denn die Kemmerlings hatten ihn über Christi Himmelfahrt und das gesamte Wochenende zu sich eingeladen.

Der Gedanke an Anna zauberte ein Lächeln auf Bartels Lippen. Wie würde sie sich freuen, wenn sie am Morgen das mit Girlanden geschmückte Birkenstämmchen unter ihrem Fenster vorfand. Morgen Nachmittag, sobald sich sein Kater verzogen hatte, würde er natürlich einen offiziellen Besuch bei ihren Eltern machen. Wie gerne würde er dann auch schon um Annas Hand anhalten, aber sein Vater hielt es für verfrüht und hatte gemeint, dass ein paar Wochen oder Monate später immer noch rechtzeitig sein würde. Nun gut, etwas gedulden konnte er sich wohl noch. Aber dann, wenn es endlich so weit war, dass er Anna überall als seine Braut vorstellen durfte, würde er der glücklichste Mensch auf Gottes schöner Erde sein, das stand fest.



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